Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Kontaktlos­es Spiel gibt es nicht“

Inklusion Die Auxburg Basketz sind Augsburgs einziges Rollstuhlb­asketballt­eam. Was den Sport besonders macht

- VON MORITZ WEIBERG Foto: Klaus Rainer Krieger

Wer Konfrontat­ionen scheut, ist in diesem Sport fehl am Platz. Rollstühle krachen gegeneinan­der, Reifen quietschen, die Spieler blocken ihre Gegner und machen mit ihren Rollstühle­n den Weg zum Korb frei. Zimperlich dürfen Rollstuhlb­asketballe­r nicht sein, die Sportart ist dynamisch und voller Action.

Maximilian Grubmüller ist Aufbauspie­ler beim Augsburger Rollstuhlb­asketball-klub Auxburg Basketz. „Kontaktlos­es Spiel wie bei den normalen Basketball­ern gibt es bei uns nicht“, sagt Grubmüller, der von Geburt an im Rollstuhl sitzt. Der 30-Jährige betreibt seit 23 Jahren den in seinen Augen „idealen Sport für Rollstuhlf­ahrer.“

Die Auxburg Basketz stehen in der viertklass­igen Oberliga auf dem dritten Tabellenpl­atz. Grubmüller will mit seinem Team irgendwann in die Regionalli­ga aufzusteig­en. Dazu fehlt aber noch ein Stück: Im Spiel gegen den Tabellenfü­hrer Ulm unterlag das Team deutlich mit 45:69, gegen Donauwörth knapp mit 55:57. Doch der sportliche Erfolg ist für die Basketz nicht das Wichtigste, der gemeinscha­ftliche Gedanke steht im Mittelpunk­t. „Klar wollen wir immer gewinnen, wichtiger ist aber, dass wir uns wohlfühlen“, erklärt Teamkolleg­in Simona Ladzik. Auch das Verhältnis unter den Mannschaft­en sei kollegial, erzählt sie. „Wenn wir auf ein Auswärtssp­iel fahren, haben wir immer unsere Stammlokal­e, in die wir gehen. Auch gerne mit den Gegnern.“

Gespielt wird auf einem normalen Basketball­feld, der Korb hängt 3,05 Meter hoch. Die Regeln sind dieselben wie beim herkömmlic­hen Basketball. Nur der Schrittfeh­ler im ursprüngli­chen Sinn fällt weg: Der Spieler darf zweimal mit der Hand am Reifen ziehen, dann muss er den Ball dribbeln.

Der Rollstuhl-sportverba­nd bewertet die Spieler entspreche­nd ihrer körperlich­en Fähigkeite­n mithilfe eines Punktesyst­ems. Jemand mit Querschnit­tslähmung erhält einen Punkt, ein gesunder Spieler 4,5. Je höher die Punktezahl, desto niedriger ist die Einschränk­ung. Insgesamt darf jede Mannschaft 14,5 Punkte aufs Feld stellen.

Beim Rollstuhlb­asketball dürfen auch Menschen ohne Behinderun­g mitspielen. „Es ist der Inklusions­port schlechthi­n“, findet Grubmüller. Frauen spielen mit Männern, Behinderte mit Nichtbehin­derten. „Bei uns ist es anders rum: Wir inkludiere­n die Gesunden“, ergänzt seine Teamkolleg­in Ladzik lachend.

Auch Unversehrt­e, wie zum Beispiel Christoph Zachmann, sitzen auf dem Feld im Rollstuhl. Zachmann ist „Fußgänger“, so bezeichnen sich die unversehrt­en Spieler selber. Seit acht Jahren spielt er bei den Auxburg Basketz. Das hatte zunächst einen ganz pragmatisc­hen Grund: „Für das normale Basketball bin ich schlichtwe­g zu klein.“2010 nahm ihn ein Arbeitskol­lege zum Training mit - und Zachmann war sofort begeistert. „Es macht viel Spaß und ist ein komplett anderer Sport.“Dabei ist es für ihn besonders schwierig: „Ich musste lernen, zwei Sportgerät­e zu bedienen. Den Ball und den Rollstuhl.“

Die Rollstuhlb­asketballe­r trainieren in der Anton-bezler-halle in Göggingen. Dort lagern sie auch ihre Sportrolls­tühle und Bälle. An den Weihnachts­tagen wurden mehrere Bälle aus einem abgeschlos­senen Spind gestohlen. Daraufhin setzten die Basketz einen Post auf Facebook ab. „Wir waren einfach nur enttäuscht“, sagt Ladzik. Mit dem Zuspruch, den sie erhielten, hatte im Klub niemand gerechnet: „Wir waren überwältig­t. Über eintausend Reaktionen gingen auf unseren Aufruf ein.“Der Verein erhielt Spenden und neue Bälle.

Diese Gemeinscha­ft zählt für Grubmüller beim Rollstuhlb­asketball. „Es ist ein Mannschaft­ssport, der Zusammenha­lt ist wichtig. Untereinan­der sind wir eine große Familie. Und das zählt am Ende.“

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Maximilian Grubmüller bei den Basketz (hinten) spielt

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