Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bachs Taktik ist gescheiter­t, oder?

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DVON MILAN SAKO ie russischen Zeitungen jubeln: „Unsere Lieblinge, die Führer im Weltsport, erhalten ihre Medaillen zurück“. Putins Reich feiert einen Punktsieg gegen den bösen Westen, der den sportverrü­ckten Russen die Erfolge neidet. Die nur durch Training, Training und nochmals Training erarbeitet worden sind.

Das Urteil des Sportgeric­htshofs Cas, der die lebenslang­en Sperren von russischen Athleten aufgehoben hat, sorgt eine Woche vor dem Beginn der Winterspie­le für Alarmstimm­ung. Die Taktik des Internatio­nalen Olympische­n Komitees ist, das Wortspiel sei ausnahmswe­ise erlaubt, den Bach hinunterge­gangen. Der Ioc-präsident hatte den falschen Weg gewählt, um den Dopingsump­f im russischen Riesenreic­h trockenzul­egen. Aus falscher Rücksicht auf seinen Männerfreu­nd Wladimir Putin drängte Bach das IOC dazu, einzelne Sportler wegen illegaler Methoden zur Leistungss­teigerung zu sperren. Dafür, so argumentie­rt der Cas, reichen jedoch die Beweise nicht. Im Zweifel urteilten die Sportricht­er für die Angeklagte­n, die deswegen noch lange nicht sauber waren.

Das IOC hätte das staatlich gelenkte Dopingprog­ramm, das es in Russland laut Mclaren-report anerkannte­rweise gab, sanktionie­ren müssen. Das hätte bedeutet, Putins Reich komplett von den Spielen auszuschli­eßen. Das wäre die saubere und wasserdich­te Lösung gewesen.

Die Belege für staatlich gelenkte Manipulati­onen sind erdrückend. Der bekanntest­e Beweis ist das Loch in der Wand des Anti-doping-labors in Sotschi, durch das russische Agenten schmutzige Urinproben gegen saubere Fläschen tauschten. Die Ioc-statuten geben es her, ein Land wegen gravierend­er Verstöße zu verbannen. Bach wählte einen anderen Weg und wollte den Russen eine Brücke bauen. Sportpolit­isch mag das klug gewesen sein, konsequent war es nicht.

Den Cas-richtern den Schwarzen Peter zuzuschieb­en, dass man doch bitte nicht so lasche Urteile sprechen soll, ist unfair. Bachs Taktik im Anti-doping-kampf ist krachend gescheiter­t. Oder verfolgte der Ioc-präsident von Anfang an kein anderes Ziel, um Russland glimpflich davonkomme­n zu lassen?

„Ich prognostiz­iere, dass das russische Team in puncto Erfolgsaus­sichten wieder auf ein Normal maß und im Medaillen spiegel massiv zurückfall­en wird.“

DOSB Präsident Alfons Hörmann glaubt, dass sich die unabhängi gen Kontrollen der zugelassen­en rus sischen Starter in den Ergebnisse­n niederschl­agen werden.

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Foto: dpa IOC Präsident Thomas Bach.

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