Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Union und SPD müssen noch einmal nachsitzen

Koalition Die Liste der strittigen Themen wird immer länger. Gibt es heute eine Einigung?

- VON RUDI WAIS

Berlin/augsburg Die Hängeparti­e zwischen Union und SPD wird immer nervenaufr­eibender. Entgegen ihrer ursprüngli­chen Absicht benötigen die Verhandlun­gsführer der drei Parteien auch noch den heutigen Dienstag, um sich auf eine Neuauflage der Großen Koalition zu einigen, wenn nicht sogar ein paar Tage mehr. Nach Informatio­nen unserer Zeitung ist die Liste der strittigen Themen gestern stündlich länger anstatt kürzer geworden.

Neben den bekannten Auseinande­rsetzungen um das Befristen von Arbeitsver­trägen und die Arzthonora­re liegen Union und SPD danach auch bei der Verteilung von Steuereinn­ahmen auf Bund, Länder und Gemeinden über Kreuz. Außerdem soll die SPD noch Gesprächsb­edarf beim Thema Rüstungsex­porte sowie bei der Finanzieru­ng der Bundeswehr angemeldet haben. Über die Verteilung der einzelnen Ressorts auf CDU, CSU und SPD wurde bis Redaktions­schluss dieser Ausgabe noch nicht einmal gesprochen.

Mit dem Argument, sie dürfe ihren Mitglieder­entscheid nicht verlieren, verlange die SPD immer neue Zugeständn­isse, kritisiert­e ein Unterhändl­er der Union. Heute Vormittag sollen die Verhandlun­gen in der Cdu-zentrale weitergehe­n, für den späten Nachmittag hat die Union ein Treffen aller Fachpoliti­ker angesetzt, die mit der SPD verhandelt haben. Vorher kann es nach Einschätzu­ng aus Teilnehmer­kreisen kaum ein Ergebnis geben. Der Wille, sich zu einigen, sei da, hatte Familienmi­nisterin Katarina Barley (SPD) zuvor betont. „Aber so lange wir nicht ganz bis zu Ende sind, ist eben noch kein Haken dran.“

Abgeschlos­sen haben CDU, CSU und SPD das Thema Europa. Die Pläne sähen einen Investitio­nshaushalt für die Eurozone und „ein Ende des Spardiktat­s“vor, teilte SPDCHEF Martin Schulz mit. Außerdem soll es mehr Mittel im Kampf gegen Jugendarbe­itslosigke­it geben sowie eine „gerechte Besteuerun­g“von Internetgi­ganten wie Google, Apple, Facebook und Amazon. Auch ein „Sozialpakt für Europa“soll im Koalitions­vertrag stehen.

Umstritten ist nach wie vor die Rolle von Schulz. Der Spd-abgeordnet­e Axel Schäfer hat die Parteispit­ze deshalb aufgeforde­rt, die Namen der möglichen Minister rasch offenzuleg­en. In der SPD gibt es erhebliche Bedenken, ob Schulz ins Kabinett gehen soll. Bisher ist geplant, den 440000 Mitglieder­n den Koalitions­vertrag zur Abstimmung vorzulegen – mit der Informatio­n, welche Ministerie­n die SPD bekommt, allerdings ohne die Namen der ins Auge gefassten Minister.

Nach einer Umfrage des Insa-instituts bekämen Union und SPD bei Neuwahlen heute keine Mehrheit mehr für eine Koalition: Danach kämen die C-parteien nur noch auf 30,5 Prozent und die SPD nur noch auf 17 Prozent.

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