Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Diese Nacht wird durchgemacht
Wahre Fans bringen wahre Opfer! Mitunter in Form eines 24-Stunden-trips nach Kasachstan, Aserbaidschan oder Israel, weil die Fußballer des geliebten Heimatklubs ausgerechnet dort ihren ersten Europapokal-einsatz haben. Oder durch den beherzten Griff in den Geldbeutel für die nächste Familien-dauerkarte – in der festen Überzeugung, dass die abgefahrenen Winterreifen sicher noch eine weitere Saison überstehen werden.
Fans, die bei solchen Einsätzen schon nicht mit der Wimper zucken, sind auch mit Herzblut dabei, wenn ihre Vereine mitten in der Nacht sportlich gefordert sind – zur Not auf der Couch vor dem heimischen Tv-gerät.
Besonders lange Nächte gibt es hierzulande für die Fans des American Football. Leidgeprüft durch die Zeitverschiebung harren sie bei den Spielen der NFL im Allgemeinen und beim Mega-spektakel Super Bowl im Besonderen bis zur Morgendämmerung aus. Auch wenn sich in der Nacht auf Montag vereinzelte Zuschauer wohl mehr am spektakulären Rahmenprogramm als an den Taktikspielchen der Teams ergötzten. Ungemein hilfreich ist dabei generell, dass sich die Fans durch ideenreiche Buffets – gespickt mit den traditionellen amerikanischen Grundnahrungsmitteln – die Wartezeit verkürzen.
So dürfte die Mehrheit der Zuschauer die Hymne, den Kickoff um 0.30 Uhr und vielleicht sogar noch die Halbzeit-show von Justin Timberlake erlebt haben. Den historischen Sieg der Philadelphia Eagles gegen die mittlerweile ziemlich ungeliebten New England Patriots gegen 4.30 Uhr vermutlich nur noch die Aller-hartgesottensten. Man darf davon ausgehen, dass von diesen kaum einer am Montagmorgen an seinem Arbeitsplatz erschienen ist.
Was uns zur nächsten, wahrscheinlich schwierigsten aller Super-bowl-fragen bringt. Darf der Football-fan am „Tag danach“blaumachen? Ein Diskussions-thema, das ganze Familien an den Rand der Belastungsgrenze bringt.
Da gibt es die einen, die ihre Kinder mit einer Erkältung in der Schule entschuldigen und seelenruhig ausschlafen lassen, während die anderen ihre jungen Sportfans nach 40 Minuten Nickerchen gnadenlos aus den Federn reißen. Doch wer ein wahrer Fan werden will, sollte früh lernen, für seine Helden Opfer zu bringen. Das kann wehtun. Nicht nur monetär, sondern manchmal sogar körperlich.