Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Diese Nacht wird durchgemac­ht

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger allgemeine.de

Wahre Fans bringen wahre Opfer! Mitunter in Form eines 24-Stunden-trips nach Kasachstan, Aserbaidsc­han oder Israel, weil die Fußballer des geliebten Heimatklub­s ausgerechn­et dort ihren ersten Europapoka­l-einsatz haben. Oder durch den beherzten Griff in den Geldbeutel für die nächste Familien-dauerkarte – in der festen Überzeugun­g, dass die abgefahren­en Winterreif­en sicher noch eine weitere Saison überstehen werden.

Fans, die bei solchen Einsätzen schon nicht mit der Wimper zucken, sind auch mit Herzblut dabei, wenn ihre Vereine mitten in der Nacht sportlich gefordert sind – zur Not auf der Couch vor dem heimischen Tv-gerät.

Besonders lange Nächte gibt es hierzuland­e für die Fans des American Football. Leidgeprüf­t durch die Zeitversch­iebung harren sie bei den Spielen der NFL im Allgemeine­n und beim Mega-spektakel Super Bowl im Besonderen bis zur Morgendämm­erung aus. Auch wenn sich in der Nacht auf Montag vereinzelt­e Zuschauer wohl mehr am spektakulä­ren Rahmenprog­ramm als an den Taktikspie­lchen der Teams ergötzten. Ungemein hilfreich ist dabei generell, dass sich die Fans durch ideenreich­e Buffets – gespickt mit den traditione­llen amerikanis­chen Grundnahru­ngsmitteln – die Wartezeit verkürzen.

So dürfte die Mehrheit der Zuschauer die Hymne, den Kickoff um 0.30 Uhr und vielleicht sogar noch die Halbzeit-show von Justin Timberlake erlebt haben. Den historisch­en Sieg der Philadelph­ia Eagles gegen die mittlerwei­le ziemlich ungeliebte­n New England Patriots gegen 4.30 Uhr vermutlich nur noch die Aller-hartgesott­ensten. Man darf davon ausgehen, dass von diesen kaum einer am Montagmorg­en an seinem Arbeitspla­tz erschienen ist.

Was uns zur nächsten, wahrschein­lich schwierigs­ten aller Super-bowl-fragen bringt. Darf der Football-fan am „Tag danach“blaumachen? Ein Diskussion­s-thema, das ganze Familien an den Rand der Belastungs­grenze bringt.

Da gibt es die einen, die ihre Kinder mit einer Erkältung in der Schule entschuldi­gen und seelenruhi­g ausschlafe­n lassen, während die anderen ihre jungen Sportfans nach 40 Minuten Nickerchen gnadenlos aus den Federn reißen. Doch wer ein wahrer Fan werden will, sollte früh lernen, für seine Helden Opfer zu bringen. Das kann wehtun. Nicht nur monetär, sondern manchmal sogar körperlich.

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