Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Sturm verlängert Vertrag
Bundestrainer hat aber Zweifel an seinem Team für Pyeongchang
Füssen Erstmals in seiner Zeit als Eishockey-bundestrainer scheint Marco Sturm Zweifel zu haben. Nicht am Amt, denn seinen Vertrag verlängerte er gestern für vier Jahre bis 2022 – gerade noch rechtzeitig vor Beginn der Olympischen Winterspiele. Sein Olympia-kader aber sorgt beim Erfolgstrainer offenbar nicht für grenzenlose Euphorie. „Wir haben nicht die große Auswahl“, sagte Sturm in Bezug auf das Not-team, mit dem er am Mittwoch nach Pyeongchang zu den Winterspielen in Südkorea fliegt. „Deshalb hat der ein oder andere auch Glück, weil er schwer zu ersetzen ist.“
Der 39 Jahre alte deutsche Nhlrekordspieler macht keinen Hehl aus dem Dilemma, erstmals in seiner Amtszeit ohne Unterstützung aus Nordamerika bei einem großen Turnier antreten zu müssen. Die weltweit beste Liga NHL hatte sich erstmals seit 1994 geweigert, die Saison zu unterbrechen. Sturms Aufgebot, das er am Dienstag in Zürich noch einmal gegen die Schweiz (18.30 Uhr/sport1) testet, besteht diesmal komplett aus Spielern der heimischen und international zweitklassigen Deutschen Eishockey Liga (DEL). Einige dieser 25 Athleten spielen noch dazu eine bestenfalls durchwachsene Saison.
„Natürlich gibt es einige Jungs, die teilweise besser spielen als manch anderer verdienter Nationalspieler“, bekannte Sturm. Für Pyeongchang setzte er dennoch bewusst auf bewährte Kräfte und nicht auf Talente. Die Zeit vor der Abreise nach Südkorea war einfach zu knapp. Der Test in der Schweiz ist der einzige der Vorbereitung. Zu wenig, um Neulinge einzubauen.
Als besonders problematisch schätzte Sturm die Situation auf der immens wichtigen Position des Torhüters ein. „Alle drei sind bei ihren Vereinen nicht die klare Nummer eins“, sagte der Bundestrainer über die Olympia-goalies Dennis Endras (Mannheim), Danny aus den Birken (München) und Timo Pielmeier (Ingolstadt). „Bei Olympia muss das passen“, forderte Sturm im Hinblick
Der Bundestrainer setzt auf erfahrene Kräfte
auf die Vorrundenspiele gegen die Favoriten Finnland (15.2.) und Schweden (16.2.) sowie gegen Norwegen (18.2.). Für Sotschi 2014 hatte sich der Deutsche Eishockeybund (DEB) unter Sturms Vorgänger Pat Cortina nicht qualifiziert.
Seitdem ist vieles anders. Sturm wurde umgarnt und diktierte dem DEB die Bedingungen für eine Vertragsverlängerung. Nach und nach kam Deb-präsident Franz Reindl diesen nach, damit vier Tage vor der Eröffnungsfeier in Südkorea Vollzug bei der zentralen Personalie vermeldet werden konnte. Welche Zugeständnisse der Verband machte, verriet Reindl nicht. Auch Sturm wehrte Nachfragen zu der kleinen Hängepartie ab. „Ich bin nicht die Hauptperson hier, die Hauptperson ist die Mannschaft“, sagte er.