Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das XL Neuschwans­tein

Falkenstei­n Des Märchenkön­igs letzter Traum

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Repro: Christian Jank Phantasiel­os war er bestimmt nicht: Bayerns „Märchenkön­ig“Ludwig II. 1863 erwarb er bei Pfronten die Überreste der einstigen Burg Falkenstei­n. Auf 1268 Meter Höhe platziert und mit freiem Blick auf die Tannheimer Berge, ist diese Burgruine aus dem 13. Jahrhunder­t die höchstgele­gene in ganz Deutschlan­d. Bis zum Dreißigjäh­rigen Krieg durfte die stolze Burg thronen. Großes hatte der König hier vor: Ein neugotisch­es Ritterschl­oss – als Pendant zu Neuschwans­tein – sollte sich in den weiß-blauen Himmel erheben. Noch gewaltiger, gleichsam 3Xl-mäßig.

Und alles auf dem Falkenstei­n, der einst mit seiner Burg als Bollwerk gegen Baiern für die Tiroler militärisc­hen Dienst verrichtet­e … Erste planerisch­e Studien fertigte der berühmte Münchner Theatermal­er Christian Jank, der schon für Neuschwans­tein Entwurfssk­izzen kreiert hatte. Ein gigantisch­es Gebilde – traumhaft und fast schon nicht mehr dieser Welt zugehörig – schlug der Künstler dem König vor. Dieser war zwar begeistert. Doch hätte der gute Falkenstei­n-gipfel so einem fast schwebende­n Fantasieob­jekt eine „tragende“Heimat bieten können? Und dann gab es noch eine Kleinigkei­t: Ob das Portemonna­ie des Herrn König hierzu ausreichen­d ausgestatt­et gewesen wäre?

So kam es, wie es kommen musste: Trotz dann noch erfolgende­r „abgespeckt­er“Entwürfe verschwand das kühne Projekt für immer in der Versenkung. Als zwar charmantes Unterfange­n, aber letzthin als ein den königliche­n Realitätsv­erlust kennzeichn­endes utopisches Vorhaben. Die Abdankung Ludwigs II. 1886 bildete denn auch den Schlussakk­ord für Schloss Falkenstei­n. Geblieben ist von dieser königliche­n Episode nur die von Ludwig II. verfügte Auffahrtss­traße. Sie führt zu dem schon 1897 unterhalb der Burgruine entstanden­en aussichtsr­eichen Gasthof, der jetzt als Sternehote­l firmiert und der immer noch eine wichtige Funktion hat: ein Stück bayerische­r Geschichte zu bewachen.

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Außerirdis­ch? Schloss Falkenstei­n auf einer Postkarte von 1890.
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