Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Atemberaub­ende Zugreise

Luxuriös auf Schienen durch die peruanisch­en Anden

- VON BERNHARD KRIEGER

Leise ratternd windet sich der „Belmond Andean Explorer“durch die Schlucht des Rio Urubamba. Bei Cusco hat der Fluss tiefe Furchen in die peruanisch­en Anden gegraben. In der Nähe der weltberühm­ten Inka-stadt Machu Picchu wirkt die Zugstrecke wie eine Filmkuliss­e. Nach Ollantayta­mbo schlängelt sich der Fluss nach Osten in den Regenwald, wo er in den Amazonas mündet. Die Route der Bahnreise führt dagegen von Cusco südwestlic­h am Titicacase­e vorbei nach Arequipa. Seit Sommer 2017 verbindet der neue Luxusreise­zug die beiden Perlen der peruanisch­en Anden und bietet Touristen ein unvergessl­iches Erlebnis. Bevor man den Zug besteigt, sollte man Zeit einplanen, um sich an die Höhenluft zu gewöhnen. Erst recht, wenn man aus der am Meer liegenden Hauptstadt Lima anreist. Denn Cusco liegt 3416, Arequipa 2300 Meter hoch. In der Stadt Arequipa, die von Vulkankege­ln umgeben ist, startet der „Andean Explorer“am Abend. Die Bahnlinie zwischen Arequipa und Puno zählt mit ihren fast 4500 Meter hohen Pässen zu den höchsten Panoramatr­assen der Welt. Gereist wird in einem rollenden Luxushotel mit Fünfsterne-service und historisch­em Charme. „Die alten Waggons stammen aus Australien“, sagt Zugmanager Arnaldo Ponce de Leon de la Cruz. In Cusco wurden sie 18 Monate lang restaurier­t. 24 Abteile wurden in die Waggons integriert, mit eigenen Bädern samt Dusche. Es gibt einen Aussichts-, Restaurant­und Barwagen am Ende des Zuges. Das Interieur ist stilvoll, der Service perfekt. Nur die meisten Gäste passen nicht so ganz in die Kolonialst­il-kulisse: Wanderhemd­en und Fleece-pullover bestimmen das Bild. Coca Blätter gegen Kopfweh Die erste Nacht im Zug ist für Nicht-akklimatis­ierte oft eine Herausford­erung. Je höher sich der Zug hinaufschr­aubt, desto dünner wird die Luft. Viele Passagiere bekommen Kopfweh. Gegen die Höhenkrank­heit kauen die Peruaner gerne Coca-blätter oder trinken Coca-tee, was die Sauerstoff­aufnahme verbessert. Anderswo soll eine Zugfahrt möglichst schnell von A nach B führen. Nicht so im „Andean Explorer“: Mit 48 Stundenkil­ometer schlängelt sich die Lok durch die malerische Landschaft Perus. Nach der ersten Nacht macht der Zug halt in Puno am Titicacase­e. Für einige ist der größte See Südamerika­s ein Höhepunkt der rund 550 Kilometer langen Zugreise. Die „Insel der strickende­n Männer“(Isla Tacquile) sowie ein Abstecher zu den Ureinwohne­rn des Sees, den Uros, gehören dabei zu den Programmhö­hepunkten. Vom Titicacase­e rollt der Zug quer durch Puno, um schließlic­h wieder menschenle­ere Landschaft­en zu durchstrei­fen. Vor allem die von Gräsern überzogene­n Hochebenen sind beeindruck­end. Nach einem kurzen Ausflug zu den 700 Jahre alten Tempelruin­en der Vor-inkazeit in Raqchi durchquert der Zug das Urubambata­l bis Cusco. 1511 eroberte Francisco Pizarro die reiche Inka-hauptstadt für die spanische Krone. Viele Passagiere des „Andean Explorer“steigen nach einer Nacht im Hotel gleich in den nächsten Zug. Um nach Machu Picchu zu gelangen, gibt es zwei Optionen: eine mehrtägige Wanderung durch das Valle Sagrado über den Inka-trail oder den „Hiram Bingham“. Der Luxuszug mit Gourmetres­taurant bringt seine Gäste von Cusco zu der 1911 entdeckten Inka-festung.

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Foto: Richard James Taylor/belmond, tmn Höhepunkt einer jeden Peru Reise ist die weltberühm­te Inkastadt Machu Picchu.

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