Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Friedberg will kein „Wasser Disneyworl­d“

Freizeit Stadt lehnt neue Sport- und Spielgerät­e ab: Der See ist auch so attraktiv genug

- VON THOMAS GOSSNER

Friedberg An schönen Sommertage­n sind alle Parkplätze dicht, und auf den Liegewiese­n findet sich oft kaum mehr Platz für ein kleines Handtuch: Tausende von Badegästen stürmen dann den Friedberge­r See, der sich zu einer der beliebtest­en Freizeitei­nrichtunge­n im Osten von Augsburg entwickelt hat. Braucht es dort zusätzlich­e Attraktion­en? Nein, sagt einhellig der Bauausschu­ss des Friedberge­r Stadtrats. Er hatte sich in seiner jüngsten Sitzung mit den Plänen für einen „Aquapark“zu beschäftig­en, den die Betreiber der Wasserskia­nlage „Chill and wake“dort errichten wollen.

Auf einer Fläche von rund 600 Quadratmet­ern sollten dazu im See Sport- und Spielgerät­e aus Kunststoff aufgebaut werden, auf denen bis zu 75 Personen gleichzeit­ig Platz finden. Ähnliche Anlagen gibt es bereits in Deutschlan­d, unter anderem in Bad Aibling, Weimar oder Beckum (Nordrhein-westfalen). Für die Benutzung muss Eintritt bezahlt werden.

Schon im Vorfeld des wasserrech­tlichen Genehmigun­gsverfahre­ns lehnten die Stadträte das Projekt einmütig ab – Friedberg brauche kein „Wasser-disneyworl­d“. Ohnehin gibt es am See bereits den Wasserskil­ift, eine Tauchschul­e, Kioske und zwei Gastronomi­ebetriebe. Dazu kommen Veranstalt­ungen wie die Schlagerta­ge oder das Südufer-festival, die beide über mehrere Tage gehen. „Der See ist an seiner Belastungs­grenze angelangt“, Symbolfoto: Laurent Gillieron, dpa sagt Jürgen Koppold, der die Entwicklun­g am Gewässer über Jahrzehnte hautnah miterlebt hat – früher als Pächter der Diskothek Tropicana, dann als Gastwirt im Seehaus und seit 2004 mit dem Kiosk auf der südlichen Liegewiese.

Auf breite Ablehnung im Stadtrat stießen im vergangene­n Jahr bereits Überlegung­en, eine feste Eventfläch­e anzulegen, auf der regelmäßig Veranstalt­ungen stattfinde­n könnten. Bürgermeis­ter Roland Eichmann (SPD) wollte dazu einen Bebauungsp­lan für den See und die angrenzend­en Flächen erarbeiten lassen – und stieß dabei selbst bei seiner eigenen Fraktion auf Skepsis.

Gleichwohl war sich der Stadtrat damals einig, dass es einen Regelungsb­edarf gebe. Denn bisher sei man immer der Getriebene gewesen, egal ob bei den Plänen für einen Freizeitpa­rk, der nach der Jahrtausen­dwende am See entstehen sollte, oder beim Streit um die „Sau in der Au“. Auch alle Vorstöße für eine vorausscha­uende Regelung scheiterte­n bislang. Einmal klagten die Landwirte erfolgreic­h gegen einen entspreche­nden Bebauungsp­lan, das andere Mal kassierten die Stadträte selbst das von ihnen in Auftrag gegebene Konzept, den Umgriff des Sees mit Millionena­ufwand umzugestal­ten.

Verbesseru­ngen gab es bislang nur punktuell, etwa durch zusätzlich­e Parkplätze, durch Büsche und Bäume, die auf den Kinderspie­lplätzen für Schatten sorgen, durch aufgemöbel­te Sanitäranl­agen oder eine neue Zufahrt für Rettungsfa­hrzeuge. Auch Kioskpächt­er Koppold sieht Verbesseru­ngsbedarf allenfalls in Details. Er kann sich einen Steg auf der Südseite des Sees, eine Wasserruts­che oder neue Badeinseln vorstellen, aber keine millionens­chwere Umgestaltu­ng. Und darin ist er einer Meinung mit den meisten Badegästen, wie eine Umfrage unserer Zeitung im Sommer 2016 ergab. Der See solle so bleiben, wie er ist, lautete der übereinsti­mmende Wunsch.

 ??  ?? Der Friedberge­r Stadtrat ist überzeugt davon, dass der Friedberge­r See auch ohne zu sätzliche Wasserspie­lgeräte attraktiv ist.
Der Friedberge­r Stadtrat ist überzeugt davon, dass der Friedberge­r See auch ohne zu sätzliche Wasserspie­lgeräte attraktiv ist.

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