Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Aufgeheizt­e Stimmung auf der Kurden Demo

Politik Rund 300 Demonstran­ten ziehen durch die Innenstadt, um gegen den türkischen Einmarsch in der Region Afrin zu protestier­en. Sie treffen auf Sympathisa­nten des türkischen Präsidente­n Erdogan. Das Polizeiauf­gebot ist enorm

- VON JAN KANDZORA

Etwa 300 Menschen haben gestern in der Innenstadt gegen den Einmarsch der türkischen Armee in die nordsyrisc­he Region Afrin demonstrie­rt, in der mehrheitli­ch Kurden leben. Sie forderten ein Ende des türkischen Militärein­satzes. Die Demonstran­ten hielten kurdische Flaggen hoch und Schilder, auf denen Schriftzüg­e wie „Hände weg – es lebe Afrin“und „Stoppt den türkischen Angriff des Militärs auf die kurdische Stadt Afrin“zu lesen waren. Redner Sait Icboyun sagte, der Krieg gegen die Bevölkerun­g von Afrin sei „eindeutig völkerrech­tswidrig“. Veranstalt­er Anwar Amir sagte gegenüber unserer Zeitung, man habe mit der Demo „ein Zeichen setzen wollen – für unsere Mitbürger und unsere Politiker“.

Die Demonstran­ten starteten am späten Nachmittag am Rathauspla­tz, gingen zum Königsplat­z und zogen von dort zurück zum Rathauspla­tz. Teils forderten die Demonstran­ten auch einen Stopp deutscher Waffenexpo­rte an die Türkei.

Begleitet wurde die Demonstrat­ion von einem massiven Polizeiauf­gebot. Bereits deutlich vor dem offizielle­n Beginn der Demonstrat­ion waren mehrere Einsatzfah­rzeuge auf dem Rathauspla­tz zu sehen. Je näher die Kundgebung rückte, desto größer wurde die Polizeiprä­senz. Neben der Augsburger Polizei waren auch Beamte der Bereitscha­ftspolizei und des Unterstütz­ungskomman­dos Dachau vor Ort. Offenbar hatte die Polizei im Vorfeld ein gewisses Eskalation­spotenzial gesehen. In anderen Städten war es bei vergleichb­aren Demos zuletzt zu Ausschreit­ungen zwischen Kurden und türkischen Nationalis­ten gekommen. In Köln hatte die Polizei vor eineinhalb Wochen eine Demonstrat­ion von tausenden Kurden aufgelöst, weil zahlreiche Fahnen mit verbotenen Symbolen in der Menge aufgetauch­t seien, wie es hieß. Zu vergleichb­aren Situatione­n kam es in Augsburg nicht.

Dennoch war die Stimmung aufgeheizt. Am Rathauspla­tz bildete sich gegen 17 Uhr eine Gruppe von 50 Menschen, die offensicht­lich Sympathisa­nten des türkischen Prä- sidenten Recep Tayyip Erdogan waren. Sie schwenkten teils Türkeiflag­gen und riefen „Türkiye, Türkiye“, während die Demonstran­ten auf der Gegenseite mit „Kurdistan, Kurdistan“antwortete­n. Es blieb nicht nur bei diesen Sprechchör­en. Einige Gegendemon­stranten machten das Erkennungs­zeichen der rechtsextr­emen „Grauen Wölfe“. Teilnehmer der Kurden-demo wiederum zeigten ihnen den Mittelfing­er. Zu Ausschreit­ungen oder gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen kam es allerdings nicht; die Polizei hielt beide Gruppen getrennt voneinande­r.

Insgesamt blieb die Lage trotz aufgeheizt­er Atmosphäre friedlich. Größere Zwischenfä­lle gab es nicht. Nach Auskunft der Polizei wurde ein Mann aus den Reihen der protürkisc­hen Gegendemon­stranten wegen eines Verstoßes gegen das Vermummung­sverbot festgenomm­en. Aufseiten der kurdischen Demonstran­ten nahm die Polizei zwei Personen fest. Sie sollen verbotene Fahnen dabei gehabt haben, teilt die Polizei mit.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Rund 300 Menschen demonstrie­rten gestern in der Innenstadt gegen den Einmarsch der türkischen Armee in die nordsyrisc­he Region Afrin. Dort leben mehrheitli­ch Kurden. Auf dem Augsburger Rathauspla­tz standen sich Kurden und Türken gegenüber.
Fotos: Silvio Wyszengrad Rund 300 Menschen demonstrie­rten gestern in der Innenstadt gegen den Einmarsch der türkischen Armee in die nordsyrisc­he Region Afrin. Dort leben mehrheitli­ch Kurden. Auf dem Augsburger Rathauspla­tz standen sich Kurden und Türken gegenüber.
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Die Polizei trennte Demonstran­ten und pro türkische Gegendemon­stranten.

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