Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kein gutes Signal

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger allgemeine.de

Das Recht, in der Öffentlich­keit seine Meinung kundzutun, ist elementar für eine Demokratie. Das Grundgeset­z schützt die Demonstrat­ionsfreihe­it. Kurden, die hier leben, haben das Recht, auf die Lage in ihrer Heimat hinzuweise­n und zu protestier­en. Allerdings: Die Atmosphäre war angespannt und unangenehm. Das lag auch daran, dass sich rund 50 Gegendemon­stranten, darunter viele türkische Nationalis­ten, am Rathauspla­tz auf Tuchfühlun­g zu den pro-kurdischen Protestier­enden versammelt­en. Zufällig waren sie offenkundi­g nicht da, angemeldet hatten sie ihre Aktion aber vorher nicht.

Die pro-türkischen Gegendemon­stranten wirkten extrem aggressiv, schrien herum und zeigten den Gruß der rechtsextr­emen „Grauen Wölfe“. Die Teilnehmer der Kurden-demo erwiderten das mit dem erhobenen Mittelfing­er und lauten, nicht-deutschspr­achigen Sprechchör­en. Wäre nicht die Polizei mit massivem Aufgebot dazwischen gestanden und hätten nicht die Ordner der pro-kurdischen Demonstrat­ion einen guten Job gemacht und die Teilnehmer beruhigt – die Lage wäre wohl eskaliert. So blieb es zwar friedlich. Was zurückblei­bt, ist aber kein gutes Signal. Es ist einmal mehr die traurige Erkenntnis, wie sehr Krieg und Konflikte in anderen Regionen der Welt auch bei uns Hass, Wut und Aggression­en auslösen. Ob die Botschaft der Demonstran­ten bei den Passanten ankam, kann man bezweifeln. Bei den Zuschauern löste das Geschehen vor allem eines aus: Kopfschütt­eln.

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