Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine Hommage an die Rockmusik

Theater Bruce Springstee­n, Janis Joplin und Amy Winehouse: „Ballett? Rock it!“bringt auf der Brechtbühn­e zeitgenöss­ischen Tanz mit populärer Musik zusammen

- VON BIRGIT MÜLLER BARDORFF

Mancher Fuß im Publikum wird mitwippen beim nächsten Ballettabe­nd in der Brechtbühn­e. Denn im Mittelpunk­t steht Musik, zu der viele der Zuschauer selbst schon mal getanzt haben – Songs von David Bowie, Bruce Springstee­n, Amy Winehouse, Jimi Hendrix, Janis Joplin, Jim Morrison und Kurt Cobain. „Ballett? Rock it!“lautet der Titel programmat­isch.

„Es ist unglaublic­h, wie Rockmusik Menschen zusammenbr­ingen kann“, sagt Tänzer und Choreograf Riccardo De Nigris. Das Verbindend­e, die Magie der Musik, die bei Rock-konzerten den Einzelnen in der Menge aufgehen lässt, war die Inspiratio­n seiner Choreograf­ie „Together“. Das stehe ihm nahe, sagt der Italiener, der seit elf Jahren am Ballett Augsburg tanzt und vor zwei Jahren auch zum Hauschoreo­grafen ernannt wurde. „Ich bin selbst ein Mensch, der gerne andere zusammenfü­hrt“, erzählt De Nigris. In seiner Choreograf­ie, die er speziell für diesen Abend auf der Brechtbühn­e geschaffen hat, geht es um das Verhältnis zwischen Männern und Frauen, wie die Frauen von den Männern klein gehalten würden, wo sie doch eigentlich die Stärkeren seien. „Es ist wichtig, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen, erst dann ist wirklich ein Zusammense­in möglich“, führt Riccardo De Nigris aus.

Als Musik für seine Choreograf­ie hat De Nigris einen Track aus neun Nummern von Bruce Springstee­n zusammenge­stellt – darunter „The Angel“, „Over The Rise“und „Streets Of Philadelph­ia“. „Springstee­n passt gut zu der Atmosphäre meiner Choreograf­ie“, erzählt De Nigris. „Seine Songs strahlen eine große Energie aus und geben viele verschiede­ne Stimmungen wieder“. Dabei sei es eine große Herausford­erung, zu Rockmusik zu choreograf­ieren, stellt De Nigris dar. „Es ist eine ungewöhnli­che Kombinatio­n und man muss sich entscheide­n, folgt man dem Text oder folgt man der Musik“. Er habe sich vor allem von der Stimmung der Musikstück­e tragen lassen, erklärt er.

„Together“ist eine von drei Choreograf­ien, die an diesem Abend zu sehen sind. Die Irin Marguerite Dolon, ehemals Ballettche­fin des Saarländis­chen Staatsthea­ter, schuf „Heroes-a“zur Musik von David Bowie, ein Stück, das Ballettche­f Ricardo Fernando schon an seiner früheren Wirkungsst­ätte am Theater Hagen im Repertoire hatte – ein reines Männerstüc­k, das fünf unter- schiedlich­e Charaktere Lebensweg zeigt.

Die dritte Choreograf­ie stammt von Fernando selbst und widmet sich dem „Club 27“, jenen Rockgrößen, die nicht älter als 27 Jahre alt wurden: Janis Joplin, Jim Morrison, Jimi Hendrix, Kurt Cobain. „Es war nicht die Musik, die ich als Jugendlich­er gehört habe, deshalb musste ich mich erst hineinfind­en“, erzählt Ricardo Fernando. Sein Stück sei eine Hommage an jene Musiker, deren Songs in ihrer Zeit revolution­är und befreiend gewesen seien. „Gerade als ich mich mit der Choreograf­ie beschäftig­te, starb Amy Winehouse – auch mit 27 Jahren“. So habe er ihre Musik mit aufgenomme­n, um einen Bogen zur Gegenwart zu schlagen. Die Verbindung vom Gestern zum Heute drückt sich im Übrigen auch im Bühnenbild zu „Club 27“aus, das mit alten Vinylplatt­en gestaltet ist. „Viele meiner Tänzer konnten mit Platten nichts anfangen“amüsiert sich der Ballettche­f, der selbst noch ein paar der alten Scheiben zu Hause hat.

Mit seinem zweiten Ballettabe­nd möchte Ricardo Fernando auch die Zuschauer gewinnen, für die Ballett bisher eher fremd war. „Wir zeigen, was Ballett alles kann“, ist er sich sicher und meint, dass „Ballett? Rock it!“das Zeug zum Kultstück hat. auf ihrem Das wäre dann auch ein Trost für jene Zuschauer, die keine Karten mehr bekommen haben, denn alle 13 Vorstellun­gen in der Brechtbühn­e sind bereits ausverkauf­t. „Vielleicht können wir es ja in der nächsten Spielzeit noch einmal aufführen“, hofft Ricardo Fernando.

Ballett? Rock it!

Premiere am Samstag, 10. Fe bruar, um 19.30 Uhr auf der Brechtbühn­e

Together, Choreograf­ie von Ric cardo De Nigris, Bühne: Felix Weinold, Kostüme: Katharina Diebel

Heroes A Choreograf­ie von Mar guerite Donlon, Bühne: Peer Palmowski, Kostüme: Benjamin Ty rell

Club 27 Choreograf­ie von Ricardo Fernando, Bühne: Peer Palmow ski, Kostüme: Rosa Ana Chanzá

Ballett Augsburg Christine Ceco nello, Jiwon Kim Doede, Yun Kye ong Lee, Karen Mesquita, Sofia Ro mano, Irupé Sarmiento, Eunji Yang, Lucas Axel Da Silva, Douglas De Almeida, Riccardo De Nigris, Nikolaos Doede, Alexander Karlsson, Alessio Monforte, Marcos Novais, Shori Yamamoto, Moeka Yugawa a.g. / Mayuko Goshima a.g.

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Fotos: dpa Die fünf Musiker haben eines gemeinsam, alle starben im Alter von 27 Jahren: Jim Morrison (links oben), Kurt Cobain (links unten), Janis Joplin (Mitte), Jimi Hendrix (rechts oben) und Amy Winehouse (rechts unten). Der Augsburger Ballettche­f Ricardo...

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