Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wer gesetzt ist und wer bangen muss

Personalfr­agen Für die endgültige Kabinettsb­ildung ist es noch zu früh. Aber einige Ministerie­n sind so gut wie vergeben. Peter Altmaier und Olaf Scholz spielen dabei zentrale Rollen. Warum Gerd Müller aus dem Allgäu ein Wackelkand­idat ist

- VON MARTIN FERBER

Berlin Entschiede­n ist noch nichts, doch die Konturen des zukünftige­n Bundeskabi­netts sind erkennbar. In den Koalitions­verhandlun­gen haben sich CDU, CSU und SPD über die Aufteilung der Ressorts geeinigt, nun kann jede Partei selbst entscheide­n, wen sie ins Kabinett entsendet.

CDU

Bundeskanz­lerin: Angela Merkel bleibt, was sie ist. Die Cdu-chefin, die seit 2005 an der Spitze der Regierung steht, wird voraussich­tlich in der ersten März-hälfte zum vierten Mal zur Bundeskanz­lerin gewählt werden. Das haben vor ihr nur Konrad Adenauer und Helmut Kohl geschafft. Im Wahlkampf kündigte die 63-Jährige an, für vier Jahre anzutreten.

Kanzleramt: Im Kanzleramt kommt es dennoch zu einer wichtigen Veränderun­g. Weil der bisherige Kanzleramt­schef Peter Altmaier ins Wirtschaft­sressort wechselt, braucht Merkel einen neuen Manager. Als Favorit gilt der wenig bekannte bisherige Staatsmini­ster im Kanzleramt, Helge Braun.

Verteidigu­ng: Bei ihrem Besuch in Jordanien Mitte Januar verabschie­dete sie sich von den dort stationier­ten deutschen Soldatinne­n und Soldaten mit den vielsagend­en Worten: „Bis zum nächsten Mal.“Aus ihrem Wunsch, an der Spitze des Verteidigu­ngsministe­riums bleiben zu dürfen, machte Ursula von der Leyen keinen Hehl. Ihr Wunsch geht in Erfüllung.

Wirtschaft und Energie: Umweltund Energiemin­ister war er bereits, wenn auch nur für etwas mehr als ein Jahr. In den letzten vier Jahren war Peter Altmaier hingegen als Chef des Bundeskanz­leramtes mehr hinter den Kulissen tätig. Nun wird der engste Merkel-vertraute befördert – als Wirtschaft­sminister ist der Saarländer auch wieder für die Energiewen­de zuständig.

Gesundheit: Unaufgereg­t und still verwaltete Hermann Gröhe vier Jahre lang das Amt des Gesundheit­sministers. Da Merkel allerdings angekündig­t hat, die Hälfte der Ministerie­n an Frauen zu vergeben, werden seiner Staatssekr­etärin Annette Widmann-mauz gute Chancen eingeräumt, an die Spitze zu rücken.

Bildung und Forschung: Die bis- herige Amtsinhabe­rin Johanna Wanka scheidet auf eigenen Wunsch aus, ihr Amt könnte dann der bisherige Gesundheit­sminister Hermann Gröhe übernehmen. Dagegen scheint die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-karrenbaue­r, die auf dem Berliner Flurfunk als mögliche Merkelnach­folgerin gehandelt wird, nicht ins Bundeskabi­nett zu wechseln.

Ernährung und Landwirtsc­haft: Durch den Wechsel des Ministeriu­ms zur CDU ist klar, dass der Mittelfran­ke Christian Schmidt (CSU) sein Amt verliert. Seine Nachfolge könnte die rheinland-pfälzische Opposition­sführerin Julia Klöckner an- treten. Die stellvertr­etende Cduchefin war dort bereits Staatssekr­etärin und gilt als große Nachwuchsh­offnung ihrer Partei.

CSU

Innen, Bau und Heimat: Mit dem Wechsel des Ressorts von der CDU zur CSU scheidet der bisherige Innenminis­ter Thomas de Maizière aus dem Kabinett aus. Er hat angekündig­t, für kein anderes Amt zur Verfügung zu stehen. Sein Nachfolger wird CSU-CHEF Horst Seehofer, der zukünftig nicht nur für die Innenpolit­ik, sondern auch für den Heimatschu­tz sowie den Wohnungsba­u zuständig sein wird.

Verkehr und digitale Infrastruk­tur: Nachdem Amtsinhabe­r Alexander Dobrindt zum neuen Chef der Csulandesg­ruppe gewählt wurde, sind seine bisherige Staatssekr­etärin Dorothee Bär und Csu-generalsek­retär Andreas Scheuer als Nachfolger im Gespräch.

Wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g: Amtsinhabe­r Gerd Müller hat sich bis in die Opposition hinein große Anerkennun­g und Zustimmung für seine engagierte Arbeit erworben. Doch seine Zukunft hängt am seidenen Faden. Wird Andreas Scheuer Verkehrsmi­nister (siehe oben), könnte Dorothee Bär Müller beerben.

SPD

Außen: Als SPD-CHEF tritt Martin Schulz nach gerade einmal einjährige­r Amtszeit zurück, als Minister aber will er ins Bundeskabi­nett eintreten und auch hier die Nachfolge seines Vorgängers Sigmar Gabriel antreten, der wohl ganz aus dem Kabinett ausscheide­n wird. An der Spitze des Auswärtige­n Amtes will Schulz seiner Leidenscha­ft für Europa und die internatio­nale Politik nachgehen.

Finanzen: Seine Kompetenze­n als Finanzexpe­rte der SPD sind unbestritt­en, zuletzt handelte der Hamburger Bürgermeis­ter Olaf Scholz für die Spd-länder die Neuordnung des Länderfina­nzausgleic­hs aus. Nun wird der Vizechef der Sozialdemo­kraten der starke Mann der SPD im Kabinett als Chef des Finanzress­orts und als Vizekanzle­r.

Arbeit und Soziales: Seit der Wahl von Andrea Nahles zur Fraktionsc­hefin ist dieser Posten vakant. Das Ressort, das den mit Abstand größten Einzeletat verwaltet, ist für die SPD von strategisc­her Bedeutung; als Ministerin ist die Innenexper­tin Eva Högl im Gespräch.

Justiz und Verbrauche­rschutz: Seine Berufung in dieses Amt war vor vier Jahren die größte Überraschu­ng, Heiko Maas hatte niemand auf der Rechnung. Doch der Saarländer agierte vom ersten Tag an so, als habe er nie etwas anderes gemacht. Er dürfte sein Amt behalten.

Familie, Senioren, Frauen und Ju gend: Erst im Juni vergangene­n Jahres wurde Katarina Barley Mitglied der Bundesregi­erung, da Amtsinhabe­rin Manuela Schwesig überrasche­nd Ministerpr­äsidentin von Mecklenbur­g-vorpommern geworden war. Barley, zuvor Spd-generalsek­retärin, machte immer wieder deutlich, dass sie gerne im Amt bleiben würde, wofür vieles spricht.

Umwelt, Naturschut­z und Reaktor sicherheit: Ob Amtsinhabe­rin Barbara Hendricks auch dem neuen Kabinett angehören wird, ist ungewiss. Zwar hat sich die 65-Jährige Respekt und Anerkennun­g für ihre Arbeit erworben, doch mit Martin Schulz ist bereits ein Nordrheinw­estfale im Kabinett – und nach dem Ausscheide­n von Manuela Schwesig bräuchte die SPD dringend wieder eine Frau aus dem Osten im Kabinett.

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Vom Kanzleramt ins Wirtschaft­sministe rium: Peter Altmaier (CDU).
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Fotos: dpa Sie könnte Arbeitsmin­isterin Eva Högl (SPD). werden:
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Eine Kandidatin fürs Landwirtsc­haftsmi nisterium: Julia Klöckner (CDU).
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Muss noch um seinen Job bangen: Ent wicklungsm­inister Gerd Müller (CSU).
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War und bleibt wohl weiter Justizmini­s ter: Heiko Maas (SPD).
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Verkehr oder Entwicklun­g: Dorothee Bär (CSU) steigt wohl zur Ministerin auf.

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