Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wo bleiben die deutschen Visionen?

- Sts@augsburger allgemeine.de

NVON STEFAN STAHL atürlich gelingt Elon Musk nicht alles. Mancher Start seiner Weltraumra­keten schlug fehl.

Natürlich muss der Us-unternehme­r immer wieder Rückschläg­e bei der Entwicklun­g seiner Tesla-elektroaut­os hinnehmen.

Und natürlich kann der wagemutige Milliardär letztlich scheitern.

Aber der aus Südafrika stammende Visionär treibt mit enormem Engagement Technologi­en voran. Er gibt utopisch klingende Ziele wie die Besiedlung fremder Planeten vor und spornt mit seinem Enthusiasm­us Mitarbeite­r zu Höchstleis­tungen an. Solche Typen gab es auch einmal in Deutschlan­d: Sie hießen Werner von Siemens, Carl von Linde oder Robert Bosch. Ihre Namen stehen für Erfinderge­ist, Mut und auch ein Stück Verrückthe­it, wie sie Musk sicher eigen ist.

Doch wo bleiben heute die Visionen in Deutschlan­d? Der große Exporterfo­lg von Konzernen wie Volkswagen oder Siemens verdeckt, dass sich die einstigen Musterschü­ler heimischer Ingenieurk­unst heute jeweils in tiefen Identitäts­krisen befinden. Während Musk – was eine geniale Pr-idee ist – mit seiner Superraket­e einen roten Elektro-tesla ins All schießt, zerreibt sich Vw-chef Matthias Müller im Skandal-klein-klein der nicht enden wollenden Abgasaffär­e. So wird ihm wie Daimler-chef Dieter Zetsche und Bmw-lenker Harald Krüger vorgehalte­n, einst geduldet zu haben, dass Affen im Auftrag der Konzerne Dieselabga­se einatmen mussten. Und Siemensche­f Joe Kaeser, der sich gerne auf den Firmen-gründer von Siemens beruft, steckt in der Diskussion um die Schließung von Werken in Ostdeutsch­land fest.

Dann noch das quälende Gezerre und Geschacher­e um eine neue Regierung in Deutschlan­d!

Ein Kämpfer und Träumer wie Musk wäre ein Segen für das oft verzagt wirkende Deutschlan­d.

Newspapers in German

Newspapers from Germany