Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schulz wollte abbrechen

Verhandlun­gen über Groko dramatisch

- VON SIMON KAMINSKI

Augsburg Die Bilanz in der SPD: Schulz weg, Gabriel kurz davor, abserviert zu werden, Nahles angeschlag­en. In der CDU sieht es kaum besser aus: Tag für Tag steigert sich der Frust über fehlende Verhandlun­gserfolge und den Verlust des Finanzmini­steriums. Da werden sich einige Akteure, die jetzt vor den Scherben ihrer politische­n Karriere stehen, fragen, was eigentlich passiert wäre, wenn die Verhandlun­gen zur Neuauflage der Großen Koalition gescheiter­t wären. Und dieses Szenario, so hat die recherchie­rt wäre um ein

und rekonstrui­ert, Haar eingetrete­n.

Danach war es der scheidende Spd-vorsitzend­e Martin Schulz, der die Verhandlun­gen auf den letzte Metern abbrechen wollte. Als viele der Akteure in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch letzter Woche durch Schlafentz­ug längst an die Grenze ihrer Belastbark­eit oder gar darüber hinaus geraten waren, habe Schulz Schluss machen wollen. Für die ist sicher, dass die umstritten­e Aufteilung der Ressorts unter den drei beteiligte­n Parteien die Ursache für den drohenden Stopp der Verhandlun­gen war.

Um 2 Uhr morgens habe Schulz gesagt: „Dann geht es hier so nicht weiter, wir müssen aufhören.“Kontrahent im Streit um das Personal sei der Csu-vorsitzend­e Horst Seehofer gewesen. Er habe zunächst das

Um zwei Uhr wollte der SPD Chef nicht mehr

Finanzmini­sterium, später dann das Ministeriu­m für Arbeit und Soziales für sich reklamiert. Die Spd-spitze erklärte jedoch kategorisc­h, dass sie nicht nur beide Posten für sich beanspruch­e, sondern auch das Außenamt. Am Wochenende bestätigte die SPD und auch die Union den Bericht der über die nächtliche Drohung mit dem Abbruch.

Kanzlerin Angela Merkel habe jedoch die Gefahr sofort erkannt: Nach der Drohung von Schulz soll die Cdu-chefin die Runde der 15 Verhandlun­gsführer aller drei Parteien zusammenge­rufen haben. Ihr Hauptargum­ent an die Streithähn­e: Wie soll man es der ohnehin schon durch den Verhandlun­gsmarathon strapazier­ten Öffentlich­keit erklären, dass die Regierung an der Ressortver­teilung gescheiter­t sei?

Doch soll Schulz zunächst bei seiner Drohung geblieben sein. Er bemerkte jedoch offensicht­lich schnell, dass die Spd-spitze seine Drohung für falsch hielt. Nun war es Seehofer, der seinerseit­s seinen Rückzug ankündigte. Schulz aber machte Seehofer folgenden Vorschlag: Innenminis­terium plus Heimatmini­sterium.

Dieser Vorstoß beendete zwar die quälenden Verhandlun­gen nicht, war aber letztlich ein Schritt zur Einigung, die am Mittwoch verkündet wurde. Die SPD war sehr zufrieden, insbesonde­re Parteichef Schulz, der sich bereits als neuer Außenminis­ter sah. Eine Einschätzu­ng, die sich als voreilig erwies.

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Foto: dpa Wollte die Verhandlun­gen SPD Chef Martin Schulz. abbrechen:

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