Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Ich war schon als Kind exzentrisch“
Interview Modedesigner Harald Glööckler liebt es schrill. Als Jugendlicher lief er etwa in Leopardenhose durch seinen kleinen Heimatort. Dennoch bezeichnet er sich als bodenständig
Herr Glööckler, was würde man in Ihrem Kleiderschrank vergeblich suchen? Harald Glööckler: Wir haben nicht mal einen Kleiderschrank, wir haben ein Ankleidezimmer. Aber was Sie definitiv nicht darin finden werden, ist ein Friesennerz, so eine gelbe Regenjacke.
Sie haben ja jetzt schon praktisch alles designt, das es so gibt. Glööckler: Nicht ganz, Särge zum Beispiel noch nicht, obwohl immer wieder Anfragen kommen. Aber für die letzte Reise bin ich nicht zuständig.
Gibt es noch neue Herausforderungen? Autotuning zum Beispiel? Glööckler: Da gibt es in der Tat Anfragen. Aber nicht nur das. Es gab auch schon Anfragen für Privatjets, aber das ist nie zustande gekommen.
Sie sind gerade unterwegs, um Ihre Betten-kollektion vorzustellen. Was
„Je schwieriger die Zeiten werden, umso größer ist der Hunger nach Luxus“
macht das perfekte Bett für Sie aus und was brauchen Sie zum Schlafen? Glööckler: Das perfekte Bett macht natürlich die perfekte Matratze aus. Es ist aber auch ganz wichtig, wo das Bett steht. Es soll in die richtige Richtung stehen, also nicht mit dem Kopf nach Süden.
Was ist eigentlich der größte Unterschied zwischen der Privatperson und der öffentlichen Person Harald Glööckler? Glööckler: Da müssen Sie auf Instagram gucken, da habe ich ein Video gemacht – erst ungeschminkt und hinterher geschminkt, da sehen Sie den Unterschied. Aber im Ernst: Ich glaube, das werde ich nie erzählen, weil ich das Privatleben komplett trenne von dem öffentlichen. Man muss ja auch ein bisschen Privatleben haben. Die private Person ist sowieso immer ein bisschen bedient, weil sie immer wieder mitmachen muss. Der private Harald kann ja nicht zu Hause bleiben, das ist die Schwierigkeit. Glööckler: Ich bestehe zu sein. darauf, exzentrisch Gab es einen bewussten Entschluss, zu sagen: Jetzt werde ich exzentrisch? Glööckler: Das dürfen Sie mir nicht zum Vorwurf machen, das hat Gott sich ausgedacht. Ich war schon als Kind exzentrisch.
Glööckler: Ich habe schon relativ früh begonnen, die Nachbarskinder zu verkleiden, als Prinzen und Prinzessinnen, mit Gardinen, ob sie wollten oder nicht. Dann mit 15 oder 16 Jahren mit der Leopardenhose durch den Ort zu gehen, ist auch nicht gerade so das Übliche in der Provinz. Aber das war mir egal.
Ist es manchmal auch anstrengend, exzentrisch zu sein? Glööckler: Nein. Wenn jemand exzentrisch ist, weil er vorgibt, es zu sein, dann funktioniert es nicht und ist anstrengend. Aber das ist bei mir nicht so.
Nicht? Glööckler: Mit Exzentrik ist es doch so: Entweder man hat sie oder man hat sie nicht. Und in Schwaben, wo alles in geregelten Bahnen verläuft, da gibt es auch sehr exzentrische Leute.
Spüren Sie auch eine Sehnsucht nach Prunk und Pracht bei Ihren Kunden? Glööckler: Ja, die gibt es offensichtlich. Je schwieriger die Zeiten werden, umso größer ist der Hunger nach Luxus und nach Glamour. Das biete ich für alle Bevölkerungsgruppen.
Harald Glööckler
In einem Interview vor ein paar Jahren haben Sie gesagt: „Ich denke, es steht niemandem zu, einen Menschen vor versammelter Mannschaft zur Sau zu machen.“Ist bei Ihnen nur das Äußere schrill, aber Sie selbst stehen für altmodische Tugenden? Glööckler: Vielleicht nicht unbedingt altmodisch, aber ich bin sehr bodenständig und habe sehr konservative Werte. Wer immer wieder hochfliegende Ideen hat, muss auch geerdet sein, sonst hebt man ja mit ab. Ich bin im selben Maße Unternehmer wie Künstler, das ist auch eine seltene Mischung.
Sie engagieren sich sehr Was ist der Hintergrund? Glööckler: Der Hintergrund ist einerseits, dass ich selber eine sehr unschöne Kindheit hatte. Und generell empfinde ich, dass Kinder immer die Leidtragenden sind. Deshalb helfe ich den Kindern und nicht den Erwachsenen, denn notfalls kann eine Frau ihren Mann verlassen. Kinder können ihre Eltern nicht verlassen.
Sie sind schon sehr lange mit Ihrem Lebensgefährten Dieter Schroth zusammen. Was ist das Geheimnis einer über lange Zeit glücklichen Beziehung? Glööckler: Man muss an Beziehungen arbeiten. Wenn man 30 Jahre zusammenlebt, dann bin ich natürlich nicht mehr der, der ich vor 30 Jahren war. Man muss immer wieder Gemeinsamkeiten finden, das ist das Geheimnis. Solange man die findet, ist alles gut. Wenn man die nicht mehr findet, muss man überlegen, ob es weiter Sinn ergibt oder ob man sich trennt. Wir leben ja auch sehr konservativ. Wenn ich irgendwie kann, gehen wir abends schwimmen. Wir haben einen beheizten Pool draußen, zwischen 34 und 36 Grad, da kann man auch bei Minusgraden schwimmen. Und am Abend schauen wir Rosamunde Pilcher mit dem Hund und essen was.