Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Trend geht zu smarten Uhren
Handel Auf der Messe Inhorgenta in München wird klar, dass immer mehr Menschen auf digitale Technik am Handgelenk setzen. Das Design kann dabei aber überraschend traditionell sein
München Sie funkeln am Handgelenk. Sie sind stylish und smart. Und trotzdem zeigen sie auch ganz klassisch die Uhrzeit an. Smartwatches sind der Trend auf der Inhorgenta in München. Die Schmuckmesse, die zu den größten in Europa zählt, startete am gestrigen Freitag. In einer Halle haben sich namhafte Uhrenhersteller versammelt – der klassische Chronometer kommt nicht aus der Mode.
Matthias Stotz, Geschäftsführer von Junghans, präsentiert mechanische Luxusuhren auf der Messe. Von Lederarmbändern über Edelstahlgehäuse hin zu versilberten Ziffernblättern, die Marke protzt, statt zu kleckern. Die Uhren gibt es vor allem im Fachhandel – nicht im Kaufhaus. „Die Warenhaus-landschaft hat sich unserer Meinung nach in die falsche Richtung entwickelt“, sagt Stotz. Die Luxusuhren seien beim Juwelier besser aufgehoben. Im vergangenen Jahr hat die Firma mit Sitz im Schwarzwald einen Umsatz von rund 23 Millionen Euro verbuchen können. „Trotzdem befindet sich die Uhrenbranche in einer leichten Krise“, sagt Stotz. Junghans wolle mit dezenteren Modellen darauf reagieren. Aber: Con- nected Watches oder Smartwatches finden sich nicht im Portfolio.
Dazu muss der Messebesucher nur einen kurzen Fußmarsch zum Nachbarstand machen. Alexander Strümann, Sprecher von Casio, kann gleich mehrere smarte Uhren vorzeigen. Dabei überrascht, dass die Uhren auf ihrem Display Ziffernblätter zeigen. „Der Trend geht zum analogen Design.“Dies wirke erwachsener und spreche die Kunden besser an. Neben Klassikern wie der G-shock werden auch Uhren, die sich via Bluetooth mit dem Smartphone verbinden lassen, angeboten. Dabei sind Uhren von 30 bis 7000 Euro erhältlich. Die Krise hat Casio nicht so hart getroffen. „Wir sind sehr breit aufgestellt“, sagt Strümann, der selbst auf klassische Uhren setzt. Trotzdem werde man sich nicht gegen den Trend verschließen. „Smartwatches sind die Zukunft.“Die Nachfrage steige immer weiter und die Konkurrenz sei groß am Markt. „Apple hat vor vier Jahren damit begonnen und ist nun der weltweit größte Uhrenhersteller“, sagt Strümann.
Allgemein geht es der Schmuckund Uhrenbranche gut, wie Stephan Lindner, Präsident des Verbandes für Juwelieren, verrät. „Der Umsatz lag 2017 bei 4,76 Milliarden Euro“, sagt er. Die Branche zeige sich stabil und der Umsatz sei 2017 insgesamt um ein halbes Prozent gestiegen. Wo werden die Produkte angeboten? „Die Hälfte wird beim Fachhändler verkauft“, sagt Lindner. Überraschend ist dagegen, dass nur zehn Prozent über das Internet vermarktet werden.
Spricht man mit den Ausstellern auf der Fachmesse, wird schnell
Die Inhorgenta in Zahlen
Die ganze Welt von Schmuck, Edelsteinen und Uhren wird vom 16. bis 19. Februar auf der Inhor genta in München gezeigt. Auf der Fachmesse sind Hersteller, Designer und der Schmuck Großhandel vertreten. Die Öffentlichkeit hat kei nen Zutritt.
Auf einer Hallenfläche von 65000 Quadratmetern treffen sich rund 1000 Aussteller aus 40 Ländern sowie rund 30 000 Fachhändler aus über 70 Ländern.
Erstmals gibt es mit Polen ein Partnerland in diesem Jahr. Prä sentiert werden rund 300 preisge krönte Bernsteinschmuckstücke und Bernsteinkunst in allen Farbnu ancen. (dwo) klar, dass viele zwar eine Website haben, diese aber nur zur Präsentation benutzen. Den Online-handel überlassen viele den großen Plattformen wie Amazon.
Joachim Bartz ist mit seiner Marke Wagebundt auf der Messe vertreten. Er beliefert 40 Händler mit Trauringen, einen eigenen Onlinevertrieb betreibt er nicht. Statt aus Gold oder Silber sind seine Schmuckstücke aus einem ganz ungewöhnlichen Material: Damaszener Stahl. Damit liegt er voll im Trend, die Zeit der überladenen Designs ist vorbei, Purismus und Reduktion dominieren die Gestaltung. Das kann der Besucher an vielen Ständen beobachten. Dezent und schlicht sind die Stichworte. Warum so viele Produkte von den Kunden im Fachhandel gekauft werden, kann sich der Schmuckhersteller erklären. „Das ist eine Vertrauensfrage, die Heiratswilligen wollen den Ring am Finger sehen“, sagt er. Im Jahr verkaufe er 500 Ringe – sogar bis nach Australien. Und alle Schmuckstücke sind Unikate, weil der Damaszener Stahl eine besondere Maserung aufweist. Der Hersteller Bartz ist sich sicher: „Schmuck wird noch lange bei einem traditionellen Händler angeboten.“