Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Es herrscht viel Redebedarf
Diskussionen Schiedsrichter erklärt nach der Partie zwischen dem FCA und dem VFB seine Entscheidungen
Als sich Schiedsrichter Tobias Stieler eine Stunde nach der 0:1 (0:1)-Niederlage des FC Augsburg gegen den VFB Stuttgart in der Mixed-zone ausführlich zu seinen Entscheidungen äußerte, hatte er einen aufmerksamen Zuhörer: Stefan Reuter. Der Geschäftsführer Sport des FC Augsburg war gespannt, was Stieler zu den umstrittenen Szenen des Spiels zu sagen hatte.
So erkannte Stieler in der 38. Minute der Bundesligabegegnung das vermeintliche 1:1 durch Augsburgs Michael Gregoritsch zu Recht nicht an, wie der Videobeweis zeigte. Stieler: „Es war Abseits und die Spieler haben das relaxt und cool angenommen, weil sie wissen, dass die Tore überprüft werden.“
Der zweite Aufreger in diesem emotionsgeladenen Spiel passierte in der 43. Minute. Nach einem Zweikampf zwischen Fca-verteidiger Hinteregger und Gomez ließ Stieler zunächst weiterspielen, unterbrach dann aber, um die Szene noch einmal auf Video anzuschauen. „Es gab einen Kontakt, aber es war kein Foul“, sagte Stieler nach der Partie. Dass er zum Videostudium das laufende Spiel unterbrach und nicht auf eine Unterbrechung wartete, erklärte er so: „Wir können das in einer neutralen Zone tun. Aber ein Spagat.“
Richtig lag Stieler auch in der Nachspielzeit, als Gregoritsch Holger Badstuber an die Hand köpfte, der Schiedsrichter weiterspielen ließ, aber nicht ohne sich abzusichern, um wenig später abzupfeifen. „Mir war klar, dass es kein elfmeterwürdiges Handspiel war. Ich habe die Szene überprüfen lassen. Auch da gab es eine Kommunikation. Das das ist immer Handspiel hatte mit Absicht gar nichts zu tun.“Stieler lag also bei allen spielrelevanten Entscheidungen richtig. Trotzdem war Fca-trainer Manuel Baum in Rage. In der 72. Minute stänkerte er nach einem angeblichen Foul an Gomez, Stieler ermahnte ihn. Zwei Minuten später regte sich Baum nach einer aus seiner Sicht unverdienten Gelben Karte für Baier (dessen 5.) auf. Stieler hatte genug und schickte Baum auf die Tribüne. Stieler: „Ich hatte ihn zwei Minuten vorher ermahnt, und er reklamierte wieder. Und das Reklamieren war auch in seiner Wortwahl nicht korrekt.“Was genau Baum gesagt hatte, wollte Stieler in der Mixed-zone nicht preisgeben. Das steht in seinem Zusatzbericht. Ob Baum eine Sperre droht, wird der DFB entscheiden müssen.
Der Trainer selbst verstand es nicht, warum er verbannt wurde: „Das müssen Sie den Schiedsrichter fragen. Ich war mit einigen Entscheidungen nicht zufrieden. Das habe ich ihm kundgetan. Dann hat er gesagt, beim nächsten Mal stellt er mich vom Platz. Und darauf hat er dann nur gewartet.“Allerdings gab Baum zu, dass die Niederlage nicht Stielers Schuld war.
So sah es auch Daniel Baier. So emotional der Fca-kapitän auf dem Spielfeld war, seine Beurteilungen waren bemerkenswert objektiv. „Am Schiedsrichter lag es nicht. Er hat uns zu Recht ein Tor aberkannt, weil es Abseits war. Klar ist, dass wir in der letzten Sekunde bei der Handaktion reklamieren, doch es war keines. Von daher war alles mit dem Schiedsrichter in Ordnung.“Baier meinte selbstkritisch: „Wir sind nach dem Rückstand etwas kopflos angerannt. Es war heute einfach zu wenig.“
Und Stefan Reuter? Der ging mit Schiedsrichter Stielers Entscheidungen im Spiel konform. „Die entscheidenden Szenen sind richtig entschieden worden. Auch durch den Videobeweis. Wenn es Abseits ist, ist das zu akzeptieren.“Die Verbannung von Trainer Baum war Reuter aber auch nach Stielers Erklärungen unverständlich: „Wenn es für so etwas eine längere Strafe gibt, wäre das für mich total unverständlich.“