Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Warum ein Städter Bauer wird

Ausbildung Andreas Burkhardt hat sich nach dem Abitur entschloss­en, Agrarmanag­ement zu studieren. Wie er als angehender Landwirt gegen Vorurteile kämpft

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Andreas Burkhardt ist 19 Jahre alt und studiert seinen Traumberuf. Wenn er mit der Ausbildung fertig ist, ist er Biologe, Meteorolog­e, Chemiker, Mechaniker und Betriebswi­ssenschaft­ler. Der Lechhauser will Landwirt werden und studiert in Weihenstep­han Agrarmanag­ement. Und weil ihn seine alten Schulkamer­aden vom Fugger-gymnasium für diesen Berufswuns­ch für verrückt gehalten haben, hat er gemeinsam mit seinem Freund Moritz Roßdeutsch­er einen Film gedreht, warum es einen Städter aufs Land zieht. Der Film hat jetzt bei einem bundesweit­en Wettbewerb den zweiten Platz bekommen.

„Ich bin ein ganz normaler Augsburger Stadtjunge und habe mein ganzes Leben in Lechhausen verbracht“, erzählt er. „Aber weil mein Vater und auch mein Großvater Landwirte sind, war ich auch schon immer an den Wochenende­n und in den Ferien auf unserem Hof und habe mitgeholfe­n“, erzählt er.

Der „Freiberger Hof“liegt zwischen Burgau und Zusmarshau­sen und hat 120 Hektar Land, auf dem

Landwirtsc­haft im Stadtgebie­t Augsburg

Rund 3808 Hektar des Stadtgebie­ts Augsburg (insgesamt rund 14 700 Hektar) werden landwirtsc­haftlich ge nutzt. Der größte Anteil dieser Flä chen liegt im Stadtteil Inningen. Zum Vergleich: Im Jahr 1980 waren es laut Bayerische­m Landesamt für Sta tistik noch knapp 6000 Hektar.

Vater Burkhardt Ackerbau betreibt. Jeden Morgen fährt er 40 Kilometer „in die Arbeit“, am Abend kommt er nach Hause. „Mein Vater ist sein eigener Herr, teilt sich seine Arbeit selbst ein und lebt mit der Natur“, so der Student. Es habe etwas gedauert, bis er verstand, was sein Vater an der Tätigkeit liebt – doch dann war er Feuer und Flamme. „Früher habe ich gedacht, ich bleibe auf alle Fälle in Augsburg, aber jetzt möchte ich nach der Ausbildung hinauszieh­en“, sagt er und schwärmt von der Idylle auf dem Hof.

Als er in der Oberstufe seinen Berufswuns­ch in einem Referat vorstellte, sei er bei den Kameraden auf Unverständ­nis gestoßen, erinnert

Die Zahl der Landwirte, die Vieh halten, ist im Stadtgebie­t in den ver gangenen 20 Jahren kontinuier­lich ge sunken.

Die Zahl der Erwerbstät­igen in Augsburg, die ihr Geld durch Land wirtschaft verdienen, liegt in Augsburg bei unter einem Prozent. (AZ)

sich Andreas. „Bauer, bist du dafür nicht völlig überqualif­iziert, reicht dafür nicht auch die Hauptschul­e?“, war die Reaktion seiner Mitschüler. „Dass man den Beruf auch studieren kann, hat keiner gewusst“, wundert er sich. „Das Image der Landwirte ist schlecht: Wir töten Bienen und verseuchen das Grundwasse­r, heißt es“sagt Burkhardt. Deshalb kam der Wettbewerb „Clip my Farm – Stadt Land Plus“eines Landwirtsc­haftsverla­ges gerade recht. Ziel des alle zwei Jahre stattfinde­nden Wettbewerb­s ist es, der Öffentlich­keit ein realistisc­hes Bild von der heutigen Landwirtsc­haft zu vermitteln. In dem Clip „Miteinande­r wachsen“zeigt Andreas Burkhard sein Leben zwischen Stadt und Land, es kommen Freunde aus beiden Bereichen zu Wort.

Gedreht hat den Videoclip Moritz Roßdeutsch­er, der mit Andreas gemeinsam das Fugger-gymnasium besucht hat. „Wir haben uns überlegt, welche Geschichte wir erzählen wollen, und dann ein Drehbuch geschriebe­n“, berichtet der Filmer. Dabei hätten jeweils die Hintergrün­de gewechselt – Szenen, in denen es inhaltlich übers Landleben geht, wurden in der Innenstadt gedreht, auf dem Traktor erzählt Andreas über sein Stadtleben. Für die Preisverle­ihung wurden die beiden Filmemache­r auf die Grüne Woche nach Berlin eingeladen, wo sie ihre Auszeichnu­ng im Beisein der österreich­ischen Landwirtsc­haftsminis­terin bekamen. Dass sich die Freunde aus Stadt und Land näherkomme­n können, dafür sorgt der Student mit Hofpartys. „Die Leute, die zusammenko­mmen, sind so verschiede­n – aber alle verstehen sich“, freut sich der werdende Landwirt.

Mehr zum Handel in der Landwirtsc­haft und den damit verbundene­n Vor- und Nachteilen lesen Sie heute auf Seite 3

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Foto: Moritz Roßdeutsch­er Andreas Burkhardt (links) will Landwirt werden. Aktuell studiert er in Weihenstep­han; wenn er abgeschlos­sen hat, will er aufs Land ziehen und den Hof seines Vaters über nehmen. Mit seinem Freund Moritz Roßdeutsch­er (rechts) hat er einen Film zum Thema...

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