Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Auf ihn blicken alle Dieselfahrer
Porträt Ebnet Andreas Korbmacher den großen Städten den Weg für Fahrverbote? Schon sein Vater war Jurist – und zahlte dafür einen schmerzhaften Preis
Ist er der Mann, der Deutschlands Autofahrer ausbremst? Andreas Korbmacher entscheidet am morgigen Donnerstag mit vier Kollegen, ob Fahrverbote in deutschen Großstädten rechtmäßig sind. Der 58-Jährige ist Vorsitzender eines Revisionssenats am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig und verhandelt formell nur über die Pläne zur Luftreinhaltung in Stuttgart und Düsseldorf. Experten erwarten von dem Urteil allerdings eine große Signalwirkung für Diesel-fahrverbote in anderen Großstädten.
Der gebürtige Freiburger Korbmacher, Jahrgang 1960, hat durchaus Erfahrung mit öffentlichkeitswirksamen Prozessen. So wies er im November 2017 als Vorsitzender Richter die Klagen der Gemeinden Cuxhaven und Otterndorf und mehrerer Berufsfischer gegen die geplante Vertiefung der Elbe ab. Die Gemeinden hatten gravierende Auswirkungen für den Tourismus und den Hochwasserschutz befürchtet, die Elbfischer sahen durch Eingriffe in die Natur ihre Existenz bedroht. „Im Einzelfall“, sagte er damals über sein Urteil, „ist das hart und bitter.“Die Aussicht auf einen guten Fang sei aber nicht geschützt.
Seine Richterkarriere begann der Breisgauer in Berlin, wo er unter anderem am Verwaltungsgericht gearbeitet hat. 2008 trat er als Richter am Bundesverwaltungsgericht in die Spuren seines Vaters Günter Korbmacher, der in den 1980er Jahren bereits am Bundesverwaltungsgericht Richter für Asylrecht war. Er wurde vor allem bekannt, weil ihm 1987 Mitglieder der „Revolutionären Zellen“vor seinem Wohnhaus in Berlin-lichterfelde in die Beine schossen. Die Terrorzelle begründete den Anschlag vor allem mit der ihrer Ansicht nach „harten Gesetzgebung“gegenüber Flüchtlingen im Asylrecht. Sein Sohn Andreas war als Richter am Bundesverwaltungsgericht zunächst für den Straßenbau zuständig. Seit Mai 2017 sitzt er einem Revisionssenat vor. Er befasst sich vor allem mit dem Umweltschutzrecht, das unter anderem Menschen, Tiere und Pflanzen vor Verunreinigungen, Lärm und Strahlen schützen soll. Auch für das Atom- und das Abfallrecht ist er zuständig. 2016 übernahm er zusätzlich das Amt des Pressesprechers am Bundesverwaltungsgericht. Seit 2007 ist Andreas Korbmacher außerdem Honorarprofessor an der Technischen Universität Berlin für Bauund Planungsrecht.
Schon während seines Studiums war Korbmacher aktives Mitglied in der Studentenverbindung Borussosaxonia in Berlin. Im Moment ist er Vorsitzender der Altherrenschaft der katholischen Studentenverbindung Germania zu Leipzig. Für die Studentenverbindung hält er auch regelmäßig Vorträge, etwa zum Thema „Das Richteramt“. Der 58-Jährige ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder.
Welches Auto Andreas Korbmacher fährt, einen Diesel oder einen Benziner, wollte das Gericht auf Anfrage übrigens nicht verraten.