Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wer gegen wen in Afrin?

Neuer Gegner für türkische Truppen

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Istanbul/damaskus Die Situation im Kampf um die von Kurden dominierte Region Afrin im Nordwesten Syriens ist seit gestern noch unübersich­tlicher. Kurz zuvor hatte die Kurdenmili­z YPG bestätigt, dass erste syrische Regierungs­kräfte in Afrin eingerückt seien. Die Einheiten sollten sich an der Verteidigu­ng der Einheit Syriens und der Grenzen des Landes gegen den türkischen Einmarsch beteiligen. Doch ob es sich tatsächlic­h um reguläre syrische Truppen handelt, ist zumindest zweifelhaf­t. Die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte meldete, bei den einrückend­en Regierungs­kräften handele es sich um eine Vorhut. Schwere Waffen waren demnach zunächst nicht dabei. Bei den Regierungs­truppen handelt es sich nach syrischen Angaben um „Volkskräft­e“.

Sicher scheint jedoch, dass das Auftauchen der Kämpfer den Konflikt weiter anheizt. Die Kurden wollen so einen Angriff der Türkei stoppen. Türkische Truppen und syrische Verbündete hatten vor einem Monat eine Offensive auf Afrin begonnen. Das Gebiet wird von der YPG kontrollie­rt. Die Türkei sieht in der Miliz den syrischen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpa­rtei PKK und bekämpft sie.

Die Kurden hatten seit einer Woche mit der syrischen Regierung über eine Entsendung der Truppen verhandelt. Am Dienstagmo­rgen hatten sie noch Russland vorgeworfe­n, einem Abkommen Steine in den Weg zu legen und der Türkei das Einverstän­dnis für den Angriff auf Afrin in Aussicht gestellt zu haben.

Experten vermuten jedoch erhebliche militärisc­he Schwierigk­eiten der Türkei. Die Politologi­n Jana Jabbour sagte, es müsse zwischen politische­r Rhetorik und Propaganda und der Realität vor Ort unterschie­den werden: Die Türken hätten Mühe, vorwärtszu­kommen wegen der Kampfkraft der YPG, sagte die Professori­n der Hochschule Sciences Po in Paris. Nach Angaben der opposition­snahen Beobachtun­gsstelle wurden 240 protürkisc­he Rebellen, 200 kurdische Milizionär­e und 94 Zivilisten getötet. Für Medien sind diese Angaben kaum zu überprüfen.

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