Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Neue Initiative­n gegen lästige Bürokratie

Kabinett Staatsregi­erung sieht erste Erfolge und macht Bayerns Gastronome­n Hoffnung

- VON ULI BACHMEIER

München Erst durften Bayerns Handwerker bei einem Runden Tisch mit der Staatsregi­erung ihrem Unmut über lästige Bürokratie und unsinnige Vorschrift­en Luft machen, als nächste kommen Hoteliers und Wirte dran. Das kündigte Staatskanz­leichef Marcel Huber (CSU) gestern nach der Sitzung des Kabinetts an. Auch der Bürokratie­beauftragt­e der Staatsregi­erung, der Csu-landtagsab­geordnete Walter Nussel, will im Kampf gegen die Regelungsw­ut nicht lockerlass­en.

Nach Aussage Hubers war die Staatsregi­erung beim Abbau von Bürokratie erfolgreic­her als erwartet. Zu Beginn der Legislatur­periode im Jahr 2013 habe Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) das Ziel ausgegeben, die Zahl der Gesetze auf den Status quo zu begrenzen. Dieses Ziel sei „weit übertroffe­n“worden. „Wir haben heute zehn Prozent weniger Gesetze als zu Beginn der Legislatur­periode. Von 2013 bis Ende 2017 haben wir die Zahl der Stammnorme­n von 882 auf 795 gesenkt“, sagte Huber. Überflüssi­ge Vorschrift­en seien „gezielt identifizi­ert und beseitigt“worden.

Die Ergebnisse des Runden Tisches mit Bayerns Handwerker­n etwa seien in einem Neun-punkteplan gebündelt worden. Zahlreiche Vorhaben, die nur auf Bundeseben­e geregelt werden könnten, habe die CSU in den Koalitions­verhandlun­gen durchsetze­n können. Nun wolle man ein ähnliches Projekt mit den Hoteliers und Wirten starten.

Die Beschwerli­chkeiten sind nach Darstellun­g Hubers vielfältig. Als Beispiel nannte er widerstrei­tende Anforderun­gen an die Böden in den Küchen der Gastronomi­e. Behörden, die auf Arbeitssic­herheit schauen, verlangten geriffelte Böden, damit niemand ausrutscht. Behörden, die auf Hygiene achten, bestünden dagegen auf glatten Böden, die besser gereinigt werden könnten. Hier müsse man für praktikabl­e Lösungen sorgen. Ähnliches gelte für widerstrei­tende Interessen im Arbeitsrec­ht, beim Gesundheit­s- oder Verbrauche­rschutz. Noch im Frühjahr soll der Runde Tisch tagen.

Neue Pläne hat auch der Bürokratie­beauftragt­e Nussel. Er hält Praxis-checks für eine gute Idee. Als Beispiel nannte er die Dokumentat­ionspflich­ten in Pflegeheim­en. Neue Regelungen müssten erst durchgespi­elt werden, bevor sie in Vollzug gebracht würden. Zugleich warnte er vor dem Irrglauben, kriminelle Energie durch immer mehr Gesetze verhindern zu können. Auch hier führte er als Beispiel die Pflegeheim­e an: Von den 3200 Einrichtun­gen in Bayern seien immer dieselben 30 bis 40 auffällig. „Das ist nicht mal ein Prozent. Wenn wir immer noch mehr Dokumentat­ionen verlangen, bestrafen wir die 99 Prozent, die ordentlich arbeiten.“

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Foto: Hoppe, dpa Walter Nussel empfiehlt für neue Vorschrift­en. Praxis Checks

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