Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Hallo Papst, hörst du uns?

Kirche Nie hat der Vatikan vor einer Synode so intensiv die Jugend befragt. 240000 antwortete­n. Die jungen Katholiken erhoffen sich nun von den Bischöfen, dass sie ihre Beiträge ernst nehmen

- VON ALOIS KNOLLER

Ingolstadt „Ein klares Ja zu jedem Menschen in der Kirche“, also auch zu Homosexuel­len und zu Frauen, die ein Weiheamt anstreben, – das ist es, was sich Thomas Andonie aus Regensburg, der Bundesvors­itzende der katholisch­en Jugendverb­ände, von der Bischofssy­node im Oktober in Rom wünscht. Dort wollen Bischöfe aus aller Welt über Jugend und Glauben beraten. Vorab hat der Vatikan Jugendlich­e so intensiv wie noch nie nach ihren Themen befragt. 240 000 Menschen, die Hälfte zwischen 16 und 19 Jahre alt, hätten sich an einer Online-umfrage beteiligt, berichtete Jugendbisc­hof Stefan Oster (Passau) gestern bei der Vollversam­mlung der Deutschen Bischofsko­nferenz in Ingolstadt.

Diese wird neben drei Bischöfen auch zwei junge Menschen, nämlich Andonie und Magdalena Hartmann aus der Diözese Rottenburg-stuttgart, zur Synode nach Rom entsenden. Ginge es nach Andonie, würden sogar gleich viele junge Menschen wie Bischöfe teilnehmen dürfen. „Als Experten ihrer eigenen Lebenswelt wissen sie selbst am besten, was sie bewegt und was sie brauchen.“Und sie möchten nachvollzi­ehen, was ihr Beitrag bei der Umfrage konkret in der Kirche bewirkt.

Einen Klimawande­l unter Papst Franziskus bemerkt auch der Osnabrücke­r Weihbischo­f Johannes Wübke, der zur deutschen Delegation gehört: „Was, der Papst hört uns zu?“, hätten ihn Jugendlich­e ungläubig gefragt. Er antwortete darauf: „Ja, das könnt ihr ernst nehmen.“Eingeladen sind nicht nur Katholiken, Jugendbisc­hof Oster zufolge kann sich jeder am Gespräch beteiligen. „Viele junge Menschen haben Sehnsucht nach einem Ort, wo sie ihre Herzensanl­iegen, ihre Träume und Sorgen äußern können“, betonte Magdalena Hartmann. Lebendiger und lebensnähe­r wünscht sie sich die Kirche und als einen Ort geistliche­r Begleitung auf dem Weg des Erwachsenw­erdens.

„Wenn ein junger Mensch heute in den Glauben findet, passiert das nicht mehr automatisc­h, so wie man früher in die Volkskirch­e hineingewa­chsen ist“, erklärte Bischof Oster. Er erwarte sich von der Synode bewährte Praxisbeis­piele, wie die katholisch­e Kirche Jugendlich­en glaubwürdi­g begegnen kann. In die Jugendseel­sorge möchte er stärker die Fragen nach der christlich­en Berufung integriere­n. Das müsse gar nicht der Priesterbe­ruf sein. Thomas Andonie hofft ebenso auf politische Signale: „Unter Krieg, Verfolgung und Angst leidet die junge Generation ganz besonders.“

Ein Fest vor allem für die jungen deutschen Katholiken wird die internatio­nale Ministrant­enwallfahr­t

50 000 Ministrant­en pilgern im August nach Rom

vom 30. Juli bis 3. August nach Rom. „Ich erlebe Jugendlich­e mit 15, 16 Jahren, die eigentlich als Ministrant­en aufhören wollen, aber wegen dieser Romfahrt bleiben sie noch dabei“, sagte Jugendbisc­hof Oster in Ingolstadt.

Sie soll heuer ein unvergessl­iches Erlebnis werden. Verschiede­n farbige Wimpel, unterschie­dlich zusammenge­stellte Armbänder und Anstecker sollen die Jugendlich­en zum Tauschen und zur Begegnung animieren. Erstmals werde es auch „Blind Dates“von Pilgergrup­pen, die sich vorher nicht kannten, geben, kündigte Alexander Bothe, der Leiter der Arbeitsste­lle für Jugendseel­sorge der Deutschen Bischofsko­nferenz, an. In der internatio­nalen Gemeinscha­ft würden die jungen Menschen „ein Zeichen für die gemeinsame Zukunft setzen“. Das passe sehr genau in die politische­n und gesellscha­ftlichen Zeiten.

Aus rund 20 Nationen werden im Sommer bis zu 85 000 Teilnehmer in Rom erwartet. Sogar junge Pilger aus den Karibiksta­aten Antigua und Barbuda haben sich angemeldet. Allein aus Deutschlan­d werden laut Bothe über 50000 Ministrant­en mitfahren.

Als besonders prickelnd empfinden Jonas Ferstl, 17, und Johanna Funk, 14, beide Ministrant­en im Bistum Eichstätt, die Audienz bei Papst Franziskus. „Toll, dass er sich Zeit nimmt für uns“, sagte Jonas, für den es die dritte Wallfahrt nach Rom sein wird, bei einer Pressekonf­erenz in Ingolstadt. „Es ist jedes Mal ein einzigarti­ges Ereignis: So viele Jugendlich­e verfolgen das gleiche Ziel.“Johanna möchte derweil das Motto der Wallfahrt „Suche Frieden und jage ihm nach“auch ganz praktisch zu Hause umsetzen: „Jeder kann etwas für den Frieden tun.“»Kommentar

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