Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Warnstreik erwischt Fahrgäste kalt
Nahverkehr Regionalbusse der Firma RBA blieben gestern Früh im Betriebshof. Die Gewerkschaft EVG kündigte den Ausstand so kurzfristig an, dass Schüler und Pendler überrascht wurden. Teils standen Kinder eine Dreiviertelstunde herum
Region Der Warnstreik beim Busunternehmen RBA, das im Auftrag des Augsburger Verkehrsverbundes (AVV) mehrere Regionalbuslinien im Umland bedient, hat gestern Morgen Pendler und Schüler kalt erwischt. Weil der Streik von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG nur mit wenigen Stunden Vorlaufzeit angekündigt wurde, standen nichts ahnende Fahrgäste teils eine Stunde an Haltestellen im Umland, ohne zu wissen, was los ist. Nach Gewerkschaftsangaben beteiligten sich rund 50 Fahrer an dem Warnstreik zwischen 4 und 10 Uhr. Laut RBA fielen etwa 140 Fahrten im Avv-gebiet aus. Schwerpunktmäßig waren die Gebiete Schwabmünchen/bobingen/königsbrunn und Leitershofen/stadtbergen/neusäß sowie die Verbindung von dort nach Gersthofen betroffen.
Mutter Marion Treiß aus dem Stadtberger Ortsteil Deuringen berichtete, dass Grundschulkinder mit dem Ziel Leitershofen teils eine Dreiviertelstunde an den Haltestellen standen, ohne zu wissen, was los ist. „Dann ist zufällig ein Vater vorbeigekommen und hat sich telefonisch erkundigt, was los ist“, so Treiß. „Erst dann war klar, dass gestreikt wird.“Viele Eltern seien um diese Uhrzeit schon außer Haus in Richtung Arbeit gewesen. „Das ist Kindswohlgefährdung“, ereifert sich Treiß über die kurzfristige Ankündigung der Gewerkschaft. Über Telefonketten hätten sich Eltern informiert, sie haben ihre Kinder dann selbst mit dem Auto nach Leitershofen gefahren. „Unterwegs habe ich den Leuten an den Haltestellen noch Bescheid gesagt“, so Treiß.
Dass die Streikankündigung mit nur wenigen Stunden Vorlaufzeit sehr kurzfristig kam, sei aus Fahrgastsicht bedauerlich, gibt Streiklei- Rainer Bauch zu. Allerdings seien die Arbeitgeber anders nicht unter Druck zu setzen. Man verstehe den Ärger der Betroffenen, aber die eigentliche Ursache für den Streik sei die Haltung der RBA im Tarifkonflikt, so die EVG. „Es ist nicht das Ziel eines Streiks, die Fahrgäste zu treffen.“
Der Warnstreik war am Montagabend von der Gewerkschaft angekündigt worden und dauerte sechs Stunden. Beim Kundencenter meldeten sich laut Avv-sprecherin Ire- Goßner etliche Fahrgäste, die von der kurzfristigen Ankündigung nichts mitbekommen hatten. „Wir haben auch die Schulen darüber informiert, dass Schüler möglicherweise nicht oder erst später zum Unterricht kommen können“, so Goßner. Wie viele Fahrgäste in der Summe betroffen waren, konnte der AVV nicht sagen. Auf Linien, die die RBA gemeinsam mit anderen Unternehmen betreibt, (Augsburg – Friedberg/derching, Schwabmünchen und Stauden) konnten Fahrter gäste auf die regulär fahrenden Busse der Partnerfirmen ausweichen.
Bei der Firma Regionalbus Augsburg laufen aktuell Tarifverhandlungen. Es geht um mehr Geld oder alternativ mehr Urlaub bzw. kürzere Arbeitszeiten für die Fahrer. Dass ein solches Modell grundsätzlich möglich sein soll, ist Konsens zwischen den Tarifparteien. Die RBA rechnet vor, dass die Forderungen der Gewerkschaft faktisch zehn Prozent Tariferhöhung entsprächen. Damit bleibe man bei Ausne schreibungen nicht konkurrenzfähig gegenüber anderen Unternehmen, so Rba-geschäftsführer Josef Zeiselmair. Die EVG verweist darauf, dass das Arbeitgeberangebot in manchen Lohngruppen lediglich 13 Euro brutto mehr pro Monat ausmache.
Die RBA hat ihren Sitz in der Eichleitnerstraße in Göggingen. Sie ging 1989 aus dem Busverkehr der Deutschen Bundesbahn in der Region hervor und gehört mehreren Busunternehmen und Kommunen.