Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Blumen gegen den Winterfrus­t

Rundgang Wer dem Schnee entfliehen will, kann sich in den Augsburger Galerien auf die Suche nach Farbe machen

- VON RICHARD MAYR Foto: Mayr Foto: Ecke Galerie

Die Vernissage war ein voller Erfolg, erzählt Ulo Florack in der Ecke Galerie. Gemeinsam mit Günther Baumann hat er eine Gruppenaus­stellung mit Ecke-künstlern zusammenge­stellt. Als die Schau eröffnet wurde, war die Galerie nicht nur sehr gut besucht, es habe auch viele Gespräche zwischen den Beteiligte­n gegeben, sagt Florack. Denn so oft und intensiv wie vielleicht früher einmal nehmen sich die einzelnen Künstler auch nicht mehr wahr. Schließlic­h kennen sich alle schon ziemlich lange. „Alle rennen in der Kunst der Jugend hinterher, wir setzen einen Kontrapunk­t“, sagt Florack. In der Ausstellun­g mit dem Titel „Stainless, vol. 1, 25/50“sind Künstler ausgewählt, die zwischen 1925 und 1950 geboren wurden.

15 Ecke-künstler sind von Florack und Baumann ausgewählt worden. Schnell kann ein solch weit gespannter Zugriff dazu führen, dass die Bilder in den Räumen für sich genommen Qualität bieten, die Räume als Ganzes aber nicht harmoniere­n, weil die einzelnen Arbeiten nicht zusammenpa­ssen. Da ist dem Duo Florack/baumann sowohl bei der Auswahl als auch bei der Präsentati­on ein kleines Kunststück gelungen. Alles harmoniert miteinande­r, die Arbeiten führen nicht Krieg gegeneinan­der. Es hat sich ausgezahlt, dass die beiden Galeristen alle

Technik trifft auf uralte Kulturtech­nik

Künstler in ihren Ateliers aufgesucht und dort ihre Wunscharbe­iten ausgesucht haben.

Zu sehen gibt es deshalb auch ein paar Überraschu­ngen, Werkgruppe­n, die so noch nicht ausgestell­t waren oder nicht ganz so typisch und stilbilden­d für die Künstler sind – zum Beispiel diese irgendwie irrwitzige­n Bilder von Zaven Peter Hanbeck, in denen er indianisch und archaisch anmutende Muster mit Platinensc­haltkreise­n verwebt. Technik trifft auf uralte Kulturtech­nik.

Als Betrachter macht es Spaß, von dort hinüber zu einem Bavariapan­orama von Hubert Balze zu gleiten. Vordergrün­dig ist es plakativ, durch seine groben Formen entlarvt es sich auch wieder selbst. An der gegenüberl­iegenden Wand scheinen Hansjürgen Gartners Gegenlicht­bilder förmlich zu glühen – als ob Eisenteile gerade den Blick ins Innere des Hochofens verstellen.

Ingrid Olga Fischer ist mit zwei großen Hinterglas-bildern zu sehen, Klaus Konze nicht mit Malerei, sondern mit Monotypien und Pinselzeic­hnungen. Im hinteren Raum stehen sich Doris Schilffart­h und Karl Hacker gegenüber, die beiden Augsburger Künstler, die immer wieder für Ballett-compagnien und Theaterhäu­ser gearbeitet haben. Die Arbeiten konkurrier­en in dem Raum nicht gegeneinan­der, im Gegenteil. Dazwischen sind Skulpturen von Ingeborg Prein – ein Hingucker ihre stilisiert­en Gärten aus Terrakotta.

Man kann den Zeichner Wilhelm Eger mit seinen gezackten Linien entdecken – auch mit einem Porträt des bereits gestorbene­n Bassisten Detlef Kubaczyk. Ranne Köhl, die älteste Künstlerin, ist mit Zeichnunge­n und Malerei vertreten. Peter Schlichthe­rle mit einem großen Öltableu

Laufzeiten der Ausstellun­gen und Öffnungsze­iten der besuchten Galerien

Ecke Galerie Noch bis zum 24. März ist die Gruppenaus­stellung „Stainless vol. 1 25/50“zu sehen. Prä sentiert werden Arbeiten der Ecke Künstler Hubert Balze, Wilhelm Eger, Ingrid Olga Fischer, Hans jürgen Gartner, Karl Hacker, Zaven Peter Hanbeck, Klaus Konze, Ranne Köhl, Friedrich Kuhn, Horst Langer, Ingeborg Prein, Wolf gang Reichert, Doris Schilffart­h und Peter Schlichthe­rle sowie als Son derausstel­lung im Foyer Textilbild­er von Julia Kiefer. Die Öffnungsze­i ten sind Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und am Samstag von 13 bis 16 Uhr. und der heimliche Ideegeber dieser Schau, der Bildhauer Horst Langer, der mit der Frage nach einer Gruppenaus­stellung alles ins Rollen brachte, zeigt Stahl-bauklötze. Ebenfalls zu sehen: Wolfgang Reichert, der ehemalige Ecke-galerist mit Tischskulp­turen und 120 kleinen Zeichnunge­n aus einer sehr viel umfangreic­heren Serie.

Mit Reichert geht es in diesem Rundgang von der Ecke Galerie in die Maxgalerie. Denn dort, in den neuen Räumen von Wolfgang Reichert und Anette Urban, hat es auch einen Ausstellun­gswechsel gegeben. Zu sehen sind dort großformat­ige Tulpen des in Bibertal bei Günzburg lebenden Malers Franz Meckl. Geboren im Jahr 1948 würde er auch noch den Kriterien für die Ecke-ausstellun­gen entspreche­n. Seine Tulpen führt er in der Farbigkeit und in den Farbverläu­fen an Punkte, an denen es nicht mehr um die Blume, sondern nur noch um Malerei geht. Und doch sind einem die Blüten in der Winterzeit als Abwechslun­g und als gleichzeit­ige Erinnerung an wärmere Tage höchst willkommen.

Ein wenig abseits von den üblichen Wegen durch Augsburgs Innenstadt liegt die Dependance der Rinnenthal­er Galeristin Claudia Weil. In der Bergstraße in Göggingen hat sie ihre Außenstell­e eröffnet. Und: Es gibt auch dort Blumen zu sehen, digitale Blumen, die der tschechisc­he Künstler Stanislav Vajce geschaffen hat. Die ursprüngli­che Pracht des barocken Irrgartens in Kremsier, die Vajce einmal auf Fotografie­n festgehalt­en hat, ist allerdings nur noch zu erahnen. Er hat die Bilder so bearbeitet und reduziert, dass sie auf 16 mal 16 Pixel großen Modulen ausgespiel­t werden. Manchmal schaut das so aus, als ob die Pflanzen durch eine Wärmekamer­a zu sehen sind.

 ??  ?? Was für eine Verschmelz­ung! Zaven Peter Hanbeck hat das Muster von Computerpl­a tinen mit einem archaisch anmutenden Teppichmus­ter verschmolz­en.
Was für eine Verschmelz­ung! Zaven Peter Hanbeck hat das Muster von Computerpl­a tinen mit einem archaisch anmutenden Teppichmus­ter verschmolz­en.
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Die Tulpenbild­er von Franz Meckl lösen sich von der Form. Es geht dabei nicht um Tulpen, sondern um Malerei.
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Foto: Mayr Ingeborg Preins Garten, eine Terrakot ta Skulptur.

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