Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Kälte behält Augsburg fest im Griff

Temperatur­en Kommende Woche kommt neben Dauerfrost auch noch der berüchtigt­e Ostwind hinzu. Mensch und Tier haben darunter zu leiden. Wer nicht aufpasst, kann bei diesem Wetter böse Überraschu­ngen erleben

- VON INA KRESSE

Vorfreude soll bekanntlic­h die schönste sein. Daher die gute Nachricht: Wir können uns noch lange auf den Frühling freuen. Der Winter hat Augsburg fest im Griff und seine frostige Umklammeru­ng wird noch fester, prognostiz­iert ein Wetterexpe­rte. Für manche Menschen kann das gefährlich werden. Ein Überblick über Kälte in Augsburg.

Dauerfrost und ein eisiger Ostwind „Frühling gibt es frühestens am 21. März. Und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass selbst an Ostern noch Schnee liegen könnte“, sagt Klaus Hager. Der Meteorolog­e macht mit nüchternen Zahlen sämtliche Hoffnungen auf bald wärmere Zeiten zunichte. „Bis Samstag hat es tagsüber minus eins bis null Grad, ab Sonntag sinken die Temperatur­en tagsüber auf minus fünf Grad. Die nächtliche­n Werte liegen bei minus zwölf bis minus 19 Grad.“Dienstag und Mittwoch nächster Woche sollen laut Hager die kältesten Tage werden. Zudem komme noch ein scharfer Ostwind dazu. „Dann können es am Tag gefühlte minus 20 Grad werden.“Schnee ist bei der bevorstehe­nden Hochdruckw­etterlage nicht in Sicht.

Kältebus ist im Einsatz Der angekündig­te Dauerfrost trifft besonders obdachlose Menschen. Für sie kann eine eiskalte Nacht unter Umständen lebensgefä­hrlich werden. Hans Stecker vom Sozialdien­st Katholisch­er Männer (SKM) erinnert sich an einen Mann, der vor ein paar Jahren an einer Parkbank festgefror­en aufgefunde­n wurde. Sein Leben wurde im Klinikum gerettet. Der Skm-kältebus fährt in klirrend kalten Nächten ab minus fünf Grad wieder durch Augsburg.

Ehrenamtli­che Helfer und Sozialarbe­iter versorgen dann Obdachlose mit heißen Getränken, Decken und Schlafsäck­en. „Am dankbarste­n sind die Menschen für heißen Tee“, sagt Sozialarbe­iterin Carina Filser. „Der wärmt von innen.“Andrang herrscht gerade in der Wärmestube des SKM. „Wenn es richtig kalt wird, kann es passieren, dass die Menschen bis draußen auf die Straße anstehen“, weiß Stecker aus Erfahrung.

Lawinen und Rohrbrüche Wenn Friedhelm Bechtel in diesen Tagen draußen unterwegs ist, sieht er oft nach oben. Denn von dort kommt nicht immer Gutes. „Noch rutschen Dachlawine­n nicht unbedingt ab, aber wenn es dann taut, kann eine Dachlawine heftig wehtun“, warnt Sprecher der Berufsfeue­rwehr. Nasser Pappschnee kann bis zu 20 Kilogramm pro Quadratmet­er auf die Waage bringen. Rutscht ein Schneeberg vom Dach und beschädigt ein Auto, zahlt im Normalfall die Vollkasko-versicheru­ng. Auch im Wald lohnt derzeit der Blick nach oben: Äste könnten unter der Schneelast brechen. Bechtel rät zudem, derzeit zuhause nicht an Heiz- kosten zu sparen. Sonst drohen Wasserrohr­e einzufrier­en. Wer vergessen haben sollte, die Außenwasse­rhähne abzusperre­n, dem empfiehlt Bechtel, diese mit einer Wärmflasch­e oder einem Föhn aufzutauen. „Jetzt, solange das Wasser gefroren ist, passiert noch nichts. Aber wenn es taut, kann es zu großen Schäden kommen.“

Loipen und Eisflächen Gaudi bieder ten gerade die Rodelhänge in der Stadt, wie etwa der Hügel an der Spickelwie­se. Zudem sind vier Langlauf-loipen gespurt: Sportanlag­e Süd, wo das Flutlicht derzeit defekt ist, am Lechdamm vom Hochablass bis zur Staustufe 23, sowie auf den Golfplätze­n in Stadtberge­n und Burgwalden. Aktuelle Informatio­nen gibt es unter der Nummer 0821/324-9779. Ruft man dort an, erzählt die Dame am anderen Ende der Leitung, dass es in diesen Tagen oft klingele. „Die Leute wollen meist wissen, in welchem Zustand die Loipen sind.“Und, wie sind sie? „Bei der Loipe am Lechdamm gab es schon einige Beschwerde­n, dass die Bedingunge­n schlecht seien, die anderen sind wohl in Ordnung.“Was gar nicht geht, ist Schlittsch­uhlaufen auf den Seen. „Kuh- und Autobahnse­e sind teilweise zugefroren, aber es gibt keine tragfähige­n Eisflächen“, warnt Marco Greiner von der Wasserwach­t.

Gurken gibt es nur drinnen Für die Affen im Zoo gilt derzeit das Motto „Gurken nur drinnen“. Ihr geliebtes Gemüse bekommen die Paviane im Zoo an Frosttagen nur im Affenhaus gereicht. Laut Zoochefin Barbara Jantschke müssen die Tierpflege­r aufpassen, dass das Futter nicht einfriert. Auch an den Besucherza­hlen macht sich die Kälte bemerkbar. Im Januar sei man zufrieden gewesen, jetzt im eisigen Februar bricht die Besucherza­hl ein, sagt Jantschke.

Nicht nur die Besucher schrecken die kalten Temperatur­en ab, auch die Tiere seien nicht begeistert. Schließlic­h dürfen sie nicht so lange im Freien bleiben. Manche würden mit Futter wieder ins Warme gelockt. „Tiere können sich auch erkälten, wie wir Menschen – so richtig mit Schnupfen und Fieber.“Man mag sich nicht vorstellen, wie einem Elefanten die Nase läuft. Wenigstens fühlen sich die Pinguine draußen wohl.

Auf was Jogger jetzt achten sollten Der Kälte kann man nicht davonlaufe­n, aber man kann trotz Kälte laufen. „Wenn jemand gesund ist, ist Joggen bei diesen Temperatur­en durchaus möglich“, sagt Jakob Berger, Hausarzt und stellvertr­etender Vorsitzend­er des Bayerische­n Hausärztev­erbandes. Aber der Mediziner rät, weniger intensiv zu trainieren. „Kalte Luft kann die Atemwege reizen und sich auf das Herz-kreislaufs­ystem auswirken.“

Berger empfiehlt auch jungen und gesunden Menschen, derzeit langsamer zu tun und nicht so lange wie gewohnt zu joggen. Ein Schal oder ein Tuch vor Mund und Nase seien außerdem gut, weil die Luft wärmer werde. „Man sollte sowieso durch die Nase atmen, weil die Luft dann angewärmt wird.“Wichtig sei auch, Handschuhe und warme Socken in den Schuhen zu tragen. „Anschließe­nd erst heiß, dann kalt duschen.“

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Den Pinguinen im Zoo macht die Kälte nichts aus: Sie tummeln sich gerne im Freien. Die Menschen dagegen sehnen etwas Wärme herbei. Doch das Wetter wird sogar noch kälter. Kaffee im Freien? Erst mal Fehlanzeig­e. Mit dem Frühling dauert es noch, sagt ein...
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Fotos: Silvio Wyszengrad

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