Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Dilemma beim olympischen Frühstück E
s ist mal wieder an der Zeit für leichte Kost. Olympia bietet ja vor allem so überaus Schönes und Schweres, Großes und Gewichtiges. All das zu verdauen, ist weder dem Fernsehzuschauer zuzumuten, der eine Woche nach dem Ende des Faschings immer noch geplättet, gerädert und mit den fünf olympischen Ringen um die Augen ins Büro wankt. Noch den Reportern vor Ort. Sie üben sich in einer ganz speziellen Disziplin, dem Nickerchen zwischendurch, auch Powernapping genannt.
So punktgenau wie Andi Wellinger seinen Absprung am Schanzentisch treffen wir Olympia-reporter inzwischen den Zeitpunkt, an dem wir die Systeme für ein paar Minuten komplett herunterfahren, um dann völlig losgelöst zu neuen Höhenflügen anzusetzen. Oft bleibt’s beim Versuch. Wir Mitteleuropäer sind im Schnellschlafen einfach nur Mittelmaß, aber wir lernen täglich dazu.
Unsere Top drei der olympischen Turboschläfer:
Ein freiwilliger Helfer, der im Dreischicht-betrieb die Gäste von Pyeongchang in die Abgeschiedenheit des Deutschen Hauses hinund Da sah das olympische Frühstück noch gut aus... herfährt. Es war bei der grandiosen Party der Skispringer, als der junge Koreaner die Treppen nach unten ging, sein Funkgerät ausschaltete und sich mit einem Goodnight ins Klo einsperrte. Fünf (absolut geräuschlose) Minuten später war er fertig mit seinem Gesch(l)äft – und wieder fit für die nächsten Fahrten.
Steven Mcsowieso, der sich im hintersten Eck des Pressezentrums verkrochen hat, um alle halbe Stunde den Fernseher neben sich so laut aufzudrehen, dass der Zuhörer in den USA den Eindruck gewinnt, er berichte live aus dem Stadion. Der gut 60-Jährige – Marke Fritz von Thurn und Taxis – hat seinen Abspann noch nicht zu Ende gesprochen, da geht die linke Hand schon zum Kabel der Leselampe, der Kopf nach unten... Gut’ Nacht!
Und: Der Kollege aus Japan, der beim Frühstück in der proppenvollen Tiefgarage noch so freundlich grüßte, als wir uns aber den zweiten Becher Kaffee geholt hatten, flach über dem Tisch lag, mit dem Ellbogen unser vollbepacktes Tablett rammte und den Orangensaft übers Rührei kippte. Gemerkt hat er nix von alledem – der Olympiasieger im Schnellschlafen.