Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Polizei will Schilderbrücken auch für die A8
Verkehr Die aktuelle Statistik zeigt: Es gibt immer mehr Verletzte, was auch am hohen Tempo liegt. Mehr Sicherheit bringen könnten die elektronischen Displays. Aber zuerst wird das Kosten-nutzen-verhältnis geprüft
Region Die Anzahl der Unfälle ist unverändert hoch: 2017 krachte es fast 900 Mal auf der A8 zwischen Adelzhausen und Jettingen-scheppach. Das geht aus der neuesten Statistik des Polizeipräsidiums Schwaben-nord hervor. Sie zeigt auch eine Tendenz, die der Autobahnpolizei in Gersthofen Sorge bereitet: Seit 2008 gab es immer mehr Verletzte, vor allem bei Geschwindigkeiten über 130 Stundenkilometer. „Die Qualität der Unfälle hat sich im Vergleich zu früher durch das Tempo verändert“, sagt Inspektionsleiter Josef Sitterer. Das heißt: Wenn es kracht, sind die Folgen heftiger – für Mensch und Maschine. Einziger Lichtblick: Gegenüber dem Vorjahr mit drei Toten gab es 2017 nur ein Todesopfer zu beklagen.
Als die A8 vor zehn Jahren noch nicht ausgebaut war und noch Tempo 120 als Höchstgeschwindigkeit galt, gab es rund 40 Prozent weniger Verletzte. Mit den Bauarbeiten zwischen Augsburg und Ulm schnellten die Unfallzahlen in die Höhe – über 1000 Mal krachte es 2010, mit deutlich mehr Verletzten. Mehr als im ersten Jahr der Mega-baustelle gab
Vor dem Schneechaos hätte gewarnt werden können
es seit der Fertigstellung nur noch 2016. Josef Sitterer und sein Stellvertreter Richard Thoma haben allerdings keine Erklärung, warum damals 349 Menschen verletzt wurden. „Ein statistischer Ausreißer“, vermutet Polizeioberrat Ralf Bührle vom Präsidium. Und: Die aktuelle Anzahl der Verletzten bei gleichgebliebener Unfälle-zahl relativiere den Wert wieder. Er sei trotzdem hoch. Bührle: „Wir müssen dran bleiben.“Das heißt: Die Polizei wird weiter die Geschwindigkeit kontrollieren, den Abstand messen und Prävention betreiben. Zusätzlich unterstützt das Präsidium den Wunsch nach einer sogenannten Verkehrsbeeinflussungsanlage.
Hinter dem sperrigen Wort stecken elektronische Anzeigen, die mit variablen Anzeigen den Ver- kehrsfluss regeln und für mehr Sicherheit sorgen. Sie können bei einem Unfall die erlaubte Höchstgeschwindigkeit drosseln oder beispielsweise auf Witterungseinflüsse hinweisen. „So lässt sich der eine oder andere Autofahrer rechtzeitig erreichen“, meint Sitterer. Bestes Beispiel wäre der Wintereinbruch vor zwei Wochen gewesen: Binnen weniger Stunden verwandelte der üppige Schneefall die A 8 bei Zusmarshausen in eine gefährliche Rutschbahn. Hinweise auf Schilderbrücken hätten hunderte Autofahrer warnen können. Stattdessen krachte es mehrfach im dichten Verkehr, der Räumdienst steckte im Stau fest und am Berg vor Streitheim blieben Sattelschlepper auf der schneebedeckten Fahrbahn hängen.
Ob es die Schilderbrücken in naher Zukunft auf der A 8 gibt, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Das bayerische Verkehrsministerium hatte im vorigen Jahr Displays für die gesamte A8 zwischen München und Ulm von der Anschlussstelle München-obermenzing bis zum Autobahnkreuz Ulm/ Elchingen für die Fortschreibung des „Projektplans Straßenverkehrstelematik 2020“angemeldet.
Jetzt wird das Nutzen-kostenverhältnis geprüft: Dabei geht es um die Kosteneinsparung durch vermiedene Unfälle und Staus und die Herstellungs- sowie die Betriebskosten. Die Autobahndirektion Südbayern hat ein Büro beauftragt, das die Vergleichszahlen ermittelt und dann auch bewertet. Die Ergebnisse sollen noch im ersten Quartal 2018 vorliegen. Dann kann nach Information des Ministeriums im Einvernehmen mit der Bundesbehörde festgelegt werden, wie „telematische Geschwindigkeitsregulierungen“auf der A 8 West am besten zu realisieren sind. Dementsprechend werden dann auch die Planungen vorangetrieben.
Längst abgeschlossen sind diese im Süden von Augsburg: Auf der viel befahrenen B 17 stehen die Schilderbrücken bereits. Sie sind aber noch nicht in Betrieb. Wenn die Elektronik fertig installiert ist, beginnt in einigen Wochen zuerst ein Testbetrieb. »Kommentar