Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
In der Stadt fallen viele Bäume
Bilanz An vielen Orten sind derzeit Arbeiter mit Sägen unterwegs. Auch am Herrenbach müssen sich Anwohner auf einen umfangreichen Eingriff ins Grün gefasst machen
Das typische Geräusch von Motorsägen ist in diesen Wochen nicht zu überhören. An vielen Stellen in der Stadt sind Baumfälltrupps unterwegs. Auch große und eigentlich geschützte Bäume sind von Abholzaktionen betroffen, etwa beim Augsburger Theater, am Lech oder in Inningen. Die Arbeiten müssen bis Anfang März fertig sein, denn dann beginnt die Vogelbrutzeit und Bäume dürfen in der Regel nicht mehr gefällt werden; Ausnahmen sind möglich. Ein umfangreicher Eingriff ins Grün beginnt in diesem Jahr auch am Herrenbach. Anwohner werden sich darauf gefasst machen müssen, dass sie im Laufe der nächsten Jahre sehr viele Bäume vor ihrer Haustüre verlieren.
Theater Im Bereich der nördlichen Kasernstraße wurden acht Bäume umgeschnitten und Büsche entfernt. Betroffen waren auch große Bäume, die unter die Augsburger Baumschutzverordnung fallen. Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) sagt, die Fällungen im Zuge der Sanierung des Großen Hauses und des Theater-neubaus seien unvermeidlich gewesen. „Wir haben das Theaterprojekt rauf und runter nach Alternativen geprüft.“Für Baumersatz soll aber im Theaterumfeld gesorgt werden. Für jeden Baum, der weichen muss, sollen mindestens zwei neue Bäume mit großen Kronen nachgepflanzt werden. Wo sie stehen, wird im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs für das Theaterviertel ermittelt.
Lech Auch in Lechhausen am Lech liefen umfangreiche Baumfällungen im Bereich des Flößerparks. Das Flussufer nahe der Ulrichsbrücke soll zu einem neuen Naherholungspunkt für die Bevölkerung im Stadtteil werden. Nach Angaben der Stadt mussten für das Projekt rund 80 Bäume umgeschnitten werden, die wegen ihrer Größe unter die Baumschutzverordnung fallen, außerdem weiteres Grün. Beim Amt für Grünordnung verweist man darauf, dass der Flößerpark politisch gewollt sei.
Jüdischer Friedhof Auch dort soll in größerem Umfang Grün entfernt werden. Erben zufolge wurden auf dem Friedhof der israelitischen Kultusgemeinde nach Angaben der dort Verantwortlichen bisher nur Gehölze weggeschnitten, die nicht unter die Baumschutzverordnung fallen. Es liege aber ein Antrag auf weitere Fällungen bei der Unteren Naturschutzbehörde vor. Eine Genehmi- gung für größere Bäume, die nach der Baumschutzverordnung geschützt sind, sei noch nicht erteilt worden. Dies bedürfe noch weiterer Abstimmungsgespräche. Antragsteller sei die israelitische Kultusgemeinde. Erben zufolge will die Gemeinde eine Freistellung der Grabmale nach der halachischen Bestattungstradition. Darüber hinaus gehe
Wurzeln wurden bei Grabungen beschädigt
es um die Erhaltung von Grabsteinen, die teilweise durch Gehölze und deren Wurzeln in Schieflage gekommen sind.
Inningen Auf dem Awo-gelände an der Bobinger Straße musste ein Walnussbaum gefällt werden, der unter die Baumschutzverordnung fällt und eigentlich hätte stehen bleiben sollen, so Erben. Bei archäologischen Grabungen habe eine Firma den Wurzelraum des Walnussbaumes aber so schwer beschädigt, dass er nicht mehr standfest gewesen sei und entfernt werden musste. Laut Grünamtsleiterin Anette Vedder ist vorgesehen, dass die Stadt in diesem Fall ein Bußgeld verhängt und eine Ersatzpflanzung anordnet.
Herrenbach Weil Fachleute eine Gefährdung von Dämmen am Herrenbach befürchten, sollen im Abschnitt zwischen der Reichenberger Straße und Friedberger Straße insgesamt 90 Bäume fallen, darunter viele alte. Der Hintergrund: In der Grünanlage entlang des Herrenbachs verläuft der Herrenbach meist in Hochlage. In diesem Bereich liegt der Wasserspiegel bis zu zwei Metern über dem umliegenden Gelände. Die Dämme sind mit Bäumen und Sträuchern teilweise dicht bewachsen. Die wasserbaulichen Fachbehörden sehen wegen der Hochlage des Kanals die Gefahr, dass Bäume umstürzen und entwurzelt werden, beispielsweise bei Stürmen. Dadurch können die Böschungen und Kanalwände am Herrenbach beschädigt werden. Die Folge wären wohl größere Überschwemmungen in Häusern von Anwohnern. Umweltreferent Erben sagt, bei einer gemeinsamen Ortsbegehung mit dem Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, dem städtischen Tiefbauamt und dem Amt für Grünordnung seien die Probleme deutlich geworden. Die Wasserbauer hätten eine Fällung der Bäume empfohlen. Erben zufolge wurde die Alternative diskutiert, zusätzliche Spundwände in den Kanal zu bauen. Die Lösung sei jedoch verworfen worden, denn auch in diesem Fall hätten viele Bäume gefällt werden müssen, weil deren Wurzeln bei den Bauarbeiten beschädigt worden wären.
Amtsleiterin Vedder steht auf dem Standpunkt, „man hätte damals gar keine Bäume in den Damm pflanzen dürfen.“Nun müsse alles getan werden, um Risiken wie Überschwemmungen zu vermeiden. Der Eingriff ins Grün werde allerdings groß und für die Bürger im Viertel spürbar sein, sagen die Fachleute voraus. Die Stadt will die Fällung deshalb in drei Abschnitten durchführen. Im Herbst sollen in einem ersten Schritt die Bäume entfernt werden, die direkt auf der Uferwand aufsitzen. In den kommenden zwei Jahren sollen weitere fallen. In einem Schritt will Vedder größere „Biotopbäume“zurückschneiden und so erhalten.