Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was erwartet Besucher im neuen Plärrer Zelt?

Volksfest Im Herbst soll es wieder eine zusätzlich­e Gastronomi­e geben. Die Stadt stellt einige Anforderun­gen an den künftigen Betreiber. Einer von zwei Bewerbern verrät bereits, welches Konzept ihm vorschwebt

- VON INA KRESSE

Vor sechs Jahren war das dritte Plärrerzel­t begehrt. Acht Bewerber rissen sich um den Zuschlag für die Gastronomi­e. Edmund Diebold erhielt ihn damals. Doch der Betreiber der Sterndl-alm kapitulier­te vergangene­s Jahr aus wirtschaft­lichen Gründen. Jetzt haben sich nur noch zwei Interessen­ten auf die Ausschreib­ung der Stadt beworben. Während Diebold dafür eine Erklärung hat, spricht einer der Kandidaten schon offen über sein Konzept.

„Mich überrascht es nicht, dass sich nur zwei Leute für das dritte Plärrerzel­t interessie­ren“, sagt Diebold. „Die Bewerber, die damals mit mir im Boot waren, kamen danach alle als Kunden zu mir. Sie sahen, wie schwierig das Geschäft ist.“Nach sechs Jahren hatten die Wirtsleute Monika und Edmund Diebold im Herbst 2017 ihre Sterndl-alm aufgegeben.

Sie war mit rund 400 Sitzplätze­n das kleinste Zelt auf dem Augsburger Volksfest. Das Schaller-zelt hat im Vergleich rund 2500 Plätze, das Binswanger & Kempter circa 4000. Das dritte Zelt sollte nach Vorstellun­g der Stadt ein gehobenere­s Am- bieten. Nicht immer schafften es die Diebolds, am Ende des Plärrers eine schwarze Null zu schreiben. „Wir haben es grundlegen­d nicht verkehrt gemacht, aber die Rahmenbedi­ngungen sind schwierig.“Diebold meint damit auch einige Vorgaben der Stadt. Besonders störte ihn, dass er kein Essen im Straßenver­kauf anbieten durfte. Er findet, dass die zwei aktuellen Bewerber in ein Risiko gehen. Das sieht selbst Helmut Wiedemann so. Dabei ist er einer der Interessen­ten. „Wenn einer meint, dass er mit dem dritten Zelt reich wird, ist das der falsche Ansatz“sagt der 54-Jährige. Er ist überzeugt, dass es einige Veranstalt­ungen dauern werde, bis man mit einem Plus rausgehe. Das hat ihm seine Erfahrung gezeigt.

Der gebürtige Augsburger, der eine Bauträgerf­irma hat, betreibt seit acht Jahren in der Vorweihnac­htszeit das Winterland an der City-galerie mit einer Almhütte, Buden und Eislaufflä­che. Auch hier habe es einige Jahre gebraucht, bis er schwarze Zahlen schrieb. Wiedemann habe einen langen Atem. Er lebe nach dem Grundsatz, den Spaß an einer Sache in den Vordergrun­d zu stellen und das Geldverdie­nen hintenan. „Damit hat man langfristi­g mehr Erfolg.“

Seine Vorstellun­gen für das dritte Plärrerzel­t sind konkret: Eine doppelstöc­kige Almhütte mit Galerie, die innen 550 Sitzplätze bietet. Dazu kommt ein Biergarten. Die Holzhütte soll eine Augenweide werden. „Die Sterndl-alm war nicht Fisch, nicht Fleisch. Sie sollte eine Alm sein, war aber ein Zelt und als Zelt zu klein.“

Mit seinem Konzept erfüllt Wiedemann eine der Anforderun­gen der Stadt: Dass die dritte Plärrer-gastronomi­e sich optisch von den Bierzelten abheben soll, steht unter anderem in der Ausschreib­ung. Wie auch, dass eine Almhütte mit Doppelgesc­hoß und einer Galerie möglich sei. Die Speisekart­e soll schwäbisch-bayerische Schmankerl anbiebient­e ten. Volksfestk­lassiker wie Grillhendl und Schweinsha­xen, aber auch vegetarisc­he Gerichte dürfen nicht fehlen. Ordnungsre­ferent Dirk Wurm findet, dass die Anforderun­gen vonseiten der Stadt zwar konkret sind, aber genügend Spielraum für ein eigenes Betriebsko­nzept lassen. „Mit einer Ausnahme“, fügt er hinzu: „Wir wollen kein Partyzelt, sondern Musik mit einer angepasste­n Lautstärke. Das ist die einzige Spezifizie­rung.“Man befürworte eine Gastronomi­e, in der sich Familien mit Kindern wohl fühlen und die nicht hochpreisi­g ist.

Wiedemann, der für seine Aprèsski-partys im Winterland bekannt ist, möchte aber beides bedienen: bis zu einer gewissen Uhrzeit für Familien ein ruhigeres Ambiente, zu späterer Stunde soll dann aber auch das Feiern möglich sein. „Die Menschen geben Geld aus, wenn sie Spaß haben. Und ein gewisser Umsatz muss ja generiert werden.“

Der zweite Bewerber, Tobias Emminger, gibt von seinen Plänen für die dritte Plärrer-gastronomi­e noch nichts preis. Er werde sich erst nach der Entscheidu­ng des Stadtrates zu seinem Konzept äußern, betont der 43-Jährige. Emminger ist Geschäftsf­ührer der Marketing & Event Agentur „Stadtjäger Augsburg“, die auch Großverans­taltungen, Messen und Caterings organisier­t. Er selbst war jahrelang in der Gastronomi­e tätig, betrieb einst die „Sandwich Bar“und das Lokal „Goldener Stern“in und um Augsburg. Seit ein paar Jahren kümmert er sich um das Konzept und die Organisati­on des Knusperhäu­sls der Bäckerei Laxgang auf dem Augsburger Christkind­lesmarkt. Plärrerbes­ucher kennen Emminger vielleicht sogar noch vom Plärrer: Im Biergarten der Sterndl-alm betrieb er für Edmund Diebold die Maibaum-bar. Für ihn wäre es also eine Art Rückkehr.

„Das bessere Konzept gewinnt“, sagt Ordnungsre­ferent Dirk Wurm. Die Entscheidu­ng werde voraussich­tlich am 22. März im Stadtrat fallen. Ob Wurm enttäuscht sei, dass sich nur zwei Interessen­ten für das dritte Plärrerzel­t beworben haben? „Es ist so, wie es ist. Das ist keine Frage der Enttäuschu­ng.“Mehr will Wurm dazu nicht sagen. Edmund Diebold wünscht beiden Bewerbern jedenfalls Glück. „Vor allem Wetterglüc­k. Sonst wird das eine knappe Geschichte.“»Kommentar

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Archivfoto: Annette Zoepf Die Betreiber der Sterndl Alm gaben das dritte Plärrer Festzelt (unser Bild) nach sechs Jahren auf. Das Geschäft rentierte sich nicht für Monika und Edmund Diebold. Die Rahmenbedi­ngungen seien einfach zu schwierig. Nun wird wieder ein Betreiber für ein...
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T. Emminger
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