Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Er war die Stimme von Bill Bo
Und noch viel mehr. Sepp Strubel ist tot
Er konnte herrlich lospoltern und fluchen („Bombengranatenelementplitzplotzdonnerwettersappramentnochmal“) in der Rolle des knurrigen Räuberhauptmanns Bill Bo, genauso konnte er sich aber auch schüchtern und zurückhaltend geben als „Sams-papa“Herr Taschenbier. Sepp Strubel war als Sprecher, Dramaturg und Regisseur eines der Urgesteine im Ensemble der Augsburger Puppenkiste und an den meisten der berühmten Fernsehsendungen der Puppenkiste beteiligt. Am vergangenen Sonntag ist der gern als „Multitalent“bezeichnete Strubel nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren gestorben.
„Ich verwirre alle, die was Genaues über mein Leben wissen wollen“, hat Sepp Strubel selbst einmal gesagt. Und in der Tat ist es nicht so einfach, das Wirken des gebürtigen Wormsers, der seit 1962 in Augsburg zu Hause war, zu würdigen. Denn neben seiner Arbeit bei der Puppenkiste war er auch Schauspieler (ausgebildet an der Ottofalckenbergschule in München), Kinderbuchautor und Filmemacher. Ein sozialkritischer Fernsehbeitrag über Industriearbeit brachte ihm sogar den Grimme-preis ein.
Seit Mitte der 1990er Jahre trat Sepp Strubel in der Öffentlichkeit vor allem als Maler und Bildhauer auf. Mehrere Hüftoperationen zwangen ihn aber, die schwere Arbeit an Holz- und Bronzeskulpturen aufzugeben. In seinen oft kurios zusammengestellten Fundstückcollagen schien jener Schalk auf, den man als Gesprächspartner erleben durfte, wenn Strubel zu erzählen begann: wie ihn Walter Oehmichen nach einer Vorstellung am Stadttheater angesprochen hatte und wie mit dem Kinderbuchautor Paul Maar in feucht-fröhlichen Sitzungen in seiner alten Mühle im Badischen die Drehbücher für die „Opodeldoks“entstanden waren.
Noch im Dezember war Sepp Strubel zum 80. Geburtstag Paul Maars eingeladen. Die Gegeneinladung zum eigenen runden Geburtstag im nächsten Jahr muss er dem Freund nun schuldig bleiben.