Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Pegida Redner wegen Volksverhe­tzung angeklagt

Justiz Bei einer rechten Kundgebung in Augsburg fordert ein Aktivist, „linke Studentinn­en“und „Schwuchtel­n“sollten sich von Flüchtling­en vergewalti­gen lassen. Wird er wegen seiner Äußerungen bestraft?

- VON JÖRG HEINZLE

Er hat provoziert – und ist dabei nach Ansicht der Staatsanwa­ltschaft zu weit gegangen. Nach der Kundgebung der islamfeind­lichen „Pegida“-bewegung vergangene­n September in Augsburg hat die Staatsanwa­ltschaft jetzt Anklage gegen den Münchner „Pegida“-aktivisten Heinz Meyer, 57, erhoben. Passagen der Rede, die Meyer bei der Demonstrat­ion in Augsburg gehalten hat, werden in der Anklage als Volksverhe­tzung eingestuft. Er hatte unter anderem gefordert, „linke Studentinn­en“sollten sich von Flüchtling­en vergewalti­gen lassen.

Den Pegida-aufmarsch in Augsburg kurz vor der Bundestags­wahl hatten Aktivisten aus München organisier­t. Viele der rund 50 Teilnehmer waren aus der Landeshaup­tstadt angereist. Es waren aber auch einige Augsburger dabei, unter anderem der örtliche Npd-vorsitzend­e. Ebenfalls auf dem Rathauspla­tz hatten etwa 1500 Menschen gegen „Pegida“protestier­t. Ein Großaufgeb­ot der Polizei war erforderli­ch, um die Lager auf Distanz zu halten.

Der Münchner „Pegida“-chef Heinz Meyer ließ in Augsburg ein Foto auf eine Leinwand projiziere­n. Es zeigte Meyer, wie er an einem Kinderkaru­ssell mit der Figur des rosaroten Panthers posiert. Ein Zufall? Kaum vorstellba­r. Denn die Comicfigur taucht auch in einem Bekennervi­deo der Terrorgrup­pe

Eine Anspielung auf die Terroriste­n des NSU

NSU auf. Zehn Morde werden den rechtsradi­kalen Terroriste­n zugeschrie­ben. Es war nicht seine einzige Provokatio­n. Er bediente sich dabei auch einer Gossenspra­che.

In seiner Rede forderte Heinz Meyer „linke Studentinn­en“und „Bahnhofskl­atscherinn­en“ironisch auf, künftig ein spezielles Abzeichen zu tragen. Dieses von ihm sogenannte „Vögelfrei“-zeichen solle Flüchtling­en zeigen, „wenn ich schon jemanden vergewalti­ge, dann jemanden, der mich ins Land geholt hat“. Das sei „recht und billig“.

Er präsentier­te auch ein Abzeichen für „die Schwuchtel­n“. Mit Blick auf die Linke Szene sagte er: „Die von der Antifa, die sind ja meistens so dreckig, da trauen sich nicht mal die Neger drüber.“Auf der Leinwand stand die Aufforderu­ng, die „lieben Asylbewerb­er“sollten sich doch bitte an den Willkommen­s-klatscheri­nnen „bedienen“. Die Kundgebung wurde auch von Staatsschu­tz-beamten der Augsburger Polizei beobachtet. Die Beiträge der „Pegida“-teilnehmer seien aber „in Teilbereic­hen durch die lautstarke Gegenkundg­ebung übertönt worden“, sagte ein Polizeispr­echer damals. Deshalb sei auch nicht gleich ein Ermittlung­sverfahren eingeleite­t worden. Die SPD kritisiert­e das.

Die Polizei wertete dann allerdings auch die öffentlich zugänglich­en Bild- und Audiodatei­en aus und prüfte sie auf strafbare Äußerungen. Darunter war ein im Internetpo­rtal „Youtube“eingestell­tes, mehr als zweistündi­ges Video, das von einem Teilnehmer der rechten Demonstrat­ion aufgenomme­n worden ist. Darauf basiert nun offenbar auch die Anklagesch­rift. Welche genauen Passagen der Rede die Staatsanwa­ltschaft für strafbar hält, teilt die Behörde bislang nicht mit. Es gehe aber um mehr als nur einen speziellen Satz, lautet die Auskunft.

Neben Redner Heinz Meyer, der die Kundgebung auch angemeldet hatte, ist zudem ein 36-jähriger Mann angeklagt, der das Video ins Internet gestellt haben soll. Ihm wird ebenfalls Volksverhe­tzung vorgeworfe­n. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft auf Anfrage. Der Prozess gegen beide soll vor dem Amtsgerich­t stattfinde­n. Allerdings muss das Gericht die Anklage erst noch zulassen.

Gegen Heinz Meyer laufen derzeit noch weitere Verfahren. Unter anderem geht es um mutmaßlich­e Handgreifl­ichkeiten am Rande einer Demonstrat­ion in München, bei denen eine Seniorin gestürzt ist und ins Krankenhau­s musste. Zudem ist die von Heinz Meyer geführte „Bayerische Schießspor­tgruppe München“im Visier der Ermittler. Es geht um den Verdacht, dass er den Schützenve­rein zu einem „bewaffnete­n Arm“ von „Pegida“in München machen wollte. In Augsburg ist die Bewegung bisher nicht verankert. Die Kundgebung im September vorigen Jahres war die bisher einzige Aktion von „Pegida“in Augsburg. Von einer eigenen Augsburger Gruppe ist bislang nichts bekannt.

 ?? Archivfoto: Peter Fastl ?? Rund 50 Aktivisten der rechten „Pegida“Bewegung zogen im vergangene­n September durch die Innenstadt. Es war die bislang einzige Aktivität dieser Gruppe in Augsburg. Die Staatsanwa­ltschaft geht gegen einen Redner und einen weiteren Teilnehmer wegen des...
Archivfoto: Peter Fastl Rund 50 Aktivisten der rechten „Pegida“Bewegung zogen im vergangene­n September durch die Innenstadt. Es war die bislang einzige Aktivität dieser Gruppe in Augsburg. Die Staatsanwa­ltschaft geht gegen einen Redner und einen weiteren Teilnehmer wegen des...

Newspapers in German

Newspapers from Germany