Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Weit weg von demokratis­chen Werten

- Joeh@augsburger allgemeine.de

MVON JÖRG HEINZLE it einer vernünftig­en politische­n Auseinande­rsetzung, die auch zur Frage der Flüchtling­spolitik durchaus kontrovers ausgetrage­n werden darf, hatte diese Veranstalt­ung nichts zu tun. Als Münchner „Pegida“-aktivisten im vorigen Jahr in Augsburg eine Kundgebung abhielten, ging es um Provokatio­n und Krawall. Wer durch Fotos indirekt mit den Mördern der Terrorgrup­pe NSU kokettiert und menschenve­rachtende, in Gossenspra­che abdriftend­e Hassreden hält, stellt sich bewusst außerhalb des demokratis­chen Wettstreit­s. Es ist gut, dass Polizei und Staatsanwa­ltschaft darauf – nach etwas Verzögerun­g am Anfang – reagiert haben. Und dass gegen Redner Heinz Meyer ermittelt und nun auch Anklage erhoben worden ist. Denn es zeigt: Die Justiz hört hin und lässt jenen, die mit Hass und Polemik die Gesellscha­ft spalten wollen, nicht alles durchgehen.

Jetzt sind die Gerichte gefragt, zu prüfen, ob die Äußerungen den Tatbestand der Volksverhe­tzung erfüllen – oder nicht. Sicher ist eine Verurteilu­ng des Redners keineswegs. Denn die Meinungsfr­eiheit wird von den Gerichten in aller Regel sehr großzügig ausgelegt. Die Realität ist da anders, als es Rechtspopu­listen gerne behaupten, wenn sie von einer angebliche­n Meinungsdi­ktatur sprechen.

Eines zeigen die geschmackl­osen Ausfälle bei der „Pegida“-demonstrat­ion in Augsburg im Übrigen auch: Sie führen vor Augen, in welch zweifelhaf­te und demokratie­feindliche Gesellscha­ft sich die AFD begibt, wenn führende Köpfe der Partei, wie kürzlich geschehen, sich für eine Annäherung an die „Pegida“-bewegung ausspreche­n.

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