Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eiszeit zwischen der CSU und zwei ihrer Stadträte

Hintergrun­d Seit Monaten wird über den Wechsel von Rainer Schaal und Thorsten Große zur FDP spekuliert. Inzwischen ist die Fraktion so aufgestell­t, dass sie den Abgang verschmerz­en könnte

- VON MICHAEL HÖRMANN

So frostig wie das Winterwett­er ist gegenwärti­g das Verhältnis der Csu-fraktion zu zwei Stadträten aus ihren Reihen. Zwischen Rainer Schaal und Thorsten Große sowie dem Rest der Truppe herrscht Eiszeit. Viel zu sagen hat man sich nicht. Auch wenn großer Gesprächsb­edarf gegeben wäre. Schaal, der frühere Umweltrefe­rent, und Große liebäugeln mit einem Wechsel zur FDP. Dies tun sie seit Monaten. Im Juli des Vorjahrs kamen die Spekulatio­nen erstmals auf.

Dass an den Wechselamb­itionen etwas dran ist, steht außer Frage. Mit der Fdp-spitze gab es Gespräche, wobei sich Schaal und Große nach wie vor bedeckt halten, wohin ihr politische­r Weg führt.

In der Csu-fraktion sind die beiden Stadträte in eine Außenseite­rrolle geraten. Den Fraktionss­itzungen blieben sie zuletzt fern. Zu Ausschüsse­n und Stadtratss­itzungen kommen Schaal und Große. Sie sitzen dann inmitten der Csu-kollegen. Nach allem, was zu hören ist, wird aber wenig oder kaum über die politische Zukunft gesprochen. Schaal und Große blocken ab. Sah es anfangs danach aus, dass die CSU Druck ausüben wollte und ein klärendes Wort der wechselwil­ligen Csu-parteifreu­nde erwartete, hat sich der Wind gedreht.

Es gibt nach Informatio­nen unserer Zeitung keine Frist, zu der Schaal und Große sich erklären sollen, ob sie mit der CSU brechen. Ein Parteiauss­chluss wegen parteischä­digenden Verhaltens ist nicht zu erwarten, da die CSU wenige Monate vor der Landtagswa­hl Schlagzeil­en wegen parteiinte­rner Querelen nicht ins Konzept passen würden. Den Gefallen, dass Schaal und Große quasi als Märtyrer die Partei verlassen müssen, wird ihnen die Parteiund Fraktionsf­ührung nicht tun.

Dass die Csu-führung vergleichs­weise ruhig bleibt, hat noch einen anderen Grund. Ein Abschied von Schaal und Große würde die CSU in ihrer Stadtratst­ätigkeit nicht entscheide­nd schwächen. Die Fraktion würde keinen Ausschusss­itz verlieren, wenn statt 28 nur noch 26 Stadträte die politische­n Farben der „Schwarzen“vertreten. Die CSU hat den langen Zeitraum, in dem über den möglichen Wechsel von Schaal und Große diskutiert wurde, dazu genutzt, zwei neue Mitglieder für die Fraktion zu gewinnen. Markus Arnold kam von der FDP zur CSU, der parteilose Stadtrat Thorsten Kunze schloss sich im Januar der Fraktion an. Schaal und Große wissen nunmehr, dass ihr Abschied für die Fraktion verschmerz­bar ist. Sie selbst würden bei einem Abgang zur FDP ihre Ausschusss­itze verlieren. Da die FDP keinen Stadtrat mehr stellt, müssten Schaal und Große zunächst als FDP-DUO ohne Ausschusss­itz weitermach­en. Sie könnten in diesem Fall nur im Stadtrat politisch agieren. Das ist für jemanden, der bislang die Ausschussa­rbeit kennt, nicht sonderlich lukrativ.

Wie eng die Bande zwischen Schaal und Große sowie der FDP sind, ist fraglich. In Reihen der Liberalen heißt es, dass man die kommunalpo­litische Erfahrung der beiden Csu-stadträte begrüßt. Anderersei­ts gibt es Bedenken, dass die Csu-abtrünnige­n Stadträte womöglich mit Unterstütz­ung von anderen Csu-leuten, die der Partei dann den Rücken kehren, die FDP übernehmen könnten. Quasi eine feindliche Übernahme, abhängig von der Zahl der neuen Fdp-mitglieder.

Da Schaal und Große sich ruhig verhalten, bleibt es dem Beobachter überlassen, die Dinge zu beurteilen. Je länger sich die Diskussion­en um den Wechsel hinziehen, desto unwahrsche­inlicher wird er. Kommt er, wird er mit einem Paukenschl­ag inszeniert: Dann wird die FDP ihre zwei neuen Stadträte öffentlich­keitswirks­am präsentier­en, die in diesem Fall mit der CSU abrechnen.

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Thorsten Große
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Rainer Schaal

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