Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Polizei muss Streit um Bäume schlichten
Umwelt Bürger aus dem Spickel protestierten gegen eine umfangreiche Fällaktion auf dem Gelände des TC Augsburg
Protestschilder, hitzige Diskussionen und ein Polizeieinsatz: Eine Baumfällaktion beim Tennisclub Augsburg (TCA) im Stadtteil Spickel hat am Freitag für große Aufregung gesorgt. Einige Anwohner trafen sich zu einer spontanen Aktion an der Ferdinand-halbeck-straße. Dort wurden für den Bau neuer Tennishallen in großem Umfang Bäume gefällt – und das zu Beginn der Vogelbrutzeit.
Markus Siefer ist in dem Viertel aufgewachsen. Ihm ist das Grün im Spickel wichtig. Deshalb kann er nicht nachvollziehen, warum für ein Bauvorhaben des Tennisclubs rund 50 Bäume weichen müssen, darunter viele große, die unter die Augsburger Baumschutzverordnung fallen. Zusammen mit mehreren Anwohnern protestierte er am Freitag vor Ort gegen die Fällarbeiten. Die Bürger vermuteten auch eine illegale Abholzaktion, denn mit dem offiziellen Beginn der Vogelbrutzeit am 1. März sind Fällungen normalerweise verboten. Die Stimmung vor Ort war zunächst offenbar so aufgeheizt, dass die Polizei gerufen wurde, um den Streit zu schlichten.
Zur Protestaktion eilte auch der Tca-präsident Jakob Schweyer. Nach seinen Angaben hat der Tennisclub alle Genehmigungen der Stadt für die umfangreichen Baumfällungen. Wegen der Dringlichkeit der Baumaßnahme habe der Verein die Erlaubnis erhalten, die Rodungen auch noch Anfang März durchzuführen. Geplant ist, dass der TCA auf seinem Gelände vier bestehende alte Tennishallen abbricht und einen neuen Komplex mit insgesamt sechs Hallen errichtet. Um dieses Projekt zu realisieren, seien die Fällungen nötig, so Schweyer. Das Vorhaben müsse auch schnell durchgezogen werden. Denn die 800 Vereinsmitglieder sollen rechtzeitig zur kommenden Wintersaison in den neuen Tennishallen spielen können.
Schweyer sagte gegenüber unserer Zeitung: „Wir wollen mit offenen Karten spielen.“Die unmittelbaren Nachbarn seien über das Bauprojekt informiert worden. Dass weiter entfernte Anwohner protestieren, damit hatte der Verein offenbar nicht gerechnet. Der Präsident will deshalb in den kommenden Wochen eine öffentliche Informationsveranstaltung durchführen. Sie soll nach der Mitgliederversammlung am 20. März stattfinden. Der Termin steht aber noch nicht fest. Schweyer kündigte darüber hinaus an, er wolle mit den am Protest beteiligten Bürgern im Gespräch bleiben. Für die gefällten Bäume werde es Ersatzpflanzungen geben. Ziel sei eine naturverträgliche und schöne Gestaltung des Areals. Dazu soll die Ansiedlung weiterer Bienenvölker auf dem Tca-gelände beitragen.
Unklar ist noch, warum die Baumfällung zunächst kurzzeitig von der Stadt gestoppt wurde. Offene Fragen in Zusammenhang mit der Baumaßnahme will deshalb auch Ödp-stadtrat Christian Pettinger geklärt haben. Er habe den Eindruck, dass wieder einmal durch Neubaumaßnahmen ohne Not wertvoller Baumbestand in viel zu großem Umfang verschwinde. Es dürfe nicht sein, dass so ohne Weiteres 50 Bäume gefällt werden, ohne Aussicht auf adäquate Ersatzpflanzungen. „Diese scheinen mir am Standort eher schwierig umzusetzen“, so Pettinger. Zudem sei der Bauträger ohne Rücksicht auf die laufende Vogelbrutzeit vorgegangen, die mit dem 1. März begonnen habe. Er sehe das Amt für Grünordnung und den Umweltreferenten in der Pflicht, einzuschreiten.
Von Umweltreferent Reiner Erben (Grüne) gab es am Freitag auf Anfrage keine Stellungnahme. Der städtische Pressesprecher Richard Goerlich teilte mit: „Wir befinden uns derzeit in der Klärung.“Voraussichtlich Anfang kommender Woche werde es nähere Informationen geben.