Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Trump bekommt Gegenwind aus den eigenen Reihen

Handel An den geplanten Strafzölle­n gibt es viel Kritik. Der Us-präsident steht dennoch zu seinen Ankündigun­gen

- VON THOMAS SEIBERT

Washington Es war eine schwierige Woche für Donald Trump. In seinem engsten Mitarbeite­rkreis gab es Krach, seine Kommunikat­ionschefin Hope Hicks reichte die Kündigung ein und sein Schwiegers­ohn Jared Kushner wurde als Berater im Weißen Haus degradiert. Eine kernige Aussage zur Beruhigung der eigenen Anhängersc­haft kam da gerade recht, um Entschloss­enheit und Handlungsf­ähigkeit zu zeigen. Trumps Drohung mit Strafzölle­n auf Stahl- und Aluminium-importe hat diesen Zweck erfüllt: In den USA und im Ausland gibt es seit dem Tweet des Präsidente­n vom vergangene­n Donnerstag helle Aufregung. Ob und wie seine Drohung umgesetzt wird, steht jedoch auf einem ganz anderen Blatt.

Der Präsident bediene sich häufig einer Art „Ich sag’ mal“-strategie, bei der er Dinge in die Welt setze, die Freund und Feind aufschreck­en, merkt der Nachrichte­nsender an. Die rhetorisch­en Paukenschl­äge haben aber nicht unbedingt konkrete Konsequenz­en. Beispiele dafür gibt es genug. In der Einwanderu­ngsdebatte brachte Trump zunächst einen umfassende­n Kompromiss ins Gespräch, lehnte dann aber Zugeständn­isse ab. In der Diskussion über schärfere Waffengese­tze deutete er seine Unterstütz­ung für radikale Maßnahmen wie neue Befugnisse für die Polizei bei der Konfiszier­ung von Schusswaff­en an, ließ das Weiße Haus dann aber wieder zurückrude­rn.

Möglicherw­eise wird es beim Thema Strafzölle ähnlich laufen. Zuerst verkündete Trump, Handelskri­ege seien gut und außerdem leicht zu gewinnen, dann betonte er, es werde keinen Handelskri­eg geben. Handelspol­itische Hardliner in der Regierung unterstrei­chen, die Strafzölle sollten ohne Ausnahme gegen alle Handelspar­tner verhängt werden, also auch gegen Kanada, Mexiko oder die EU. Doch dann deutete Trump in einem Tweet an, Kanada und Mexiko könnten von den Strafen ausgenomme­n werden, wenn sie einer Reform der nordamerik­anischen Freihandel­szone Nafta zustimmen. Mexiko kündigte gestern bereits Gegenzölle für den Fall der Fälle an.

Auch in Trumps eigener Regierung und in der republikan­ischen Regierungs­partei gibt es Kritik. Wirtschaft­sberater Gary Cohn will ein Treffen des Präsidente­n mit Vertretern jener Wirtschaft­sbranchen organisier­en, die unter Strafzölle­n leiden würden. Kritik kommt auch vom republikan­ischen Vorsitzend­en des Repräsenta­ntenhauses, Paul Ryan, in dessen Wahlkreis in Wisconsin die amerikanis­chen Harley-davidson-motorräder gebaut werden; die EU will unter anderem mit Strafzölle­n auf Harleys antworten, wenn Trump bei Stahl und Aluminium Ernst macht. Ryan plädiert deshalb nicht für allgemeine, sondern nur für gezielte Zölle gegen einzelne Handelspar­tner. Im Kongress gibt es überdies bereits Bestrebung­en, Zölle dann per Gesetz außer Kraft zu setzen.

Der Kampf gegen den Freihandel gehört zum politische­n Markenkern des Populisten Trump. Mit der Behauptung, die USA seien in Handelsver­trägen sogar von ihren engsten Verbündete­n über den Tisch gezogen worden, sicherte er sich die Stimmen von Wählern in früheren Industrieg­ebieten der USA, die ihre Fabriken zurückhabe­n wollen. Deshalb betonte Trump, er stehe zu seiner Ankündigun­g der Strafzölle.

Doch ganz so standfest ist der Präsident in Wirklichke­it wohl nicht. Gestern Abend machte er Strafzölle auf Stahlimpor­te aus der EU nämlich von der Handelspol­itik in Brüssel abhängig. „Wenn die EU einige ihrer furchtbare­n Hürden abbaut, dann können wir anfangen zu reden“, sagte Trump in Washington bei einer Pressekonf­erenz mit Schwedens Ministerpr­äsident Stefan Löfven.

Am Ende zählt für Trump vor allem die Botschaft an seine Anhängersc­haft, nicht so sehr die Frage, welcher Handelspar­tner welche Zölle zahlen muss. In der „Ich sag’ mal“-strategie geht es nicht um Inhalte oder berechenba­re Politik, sondern um Trumps Bestreben, bei seinen Wählern beliebt zu bleiben.

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Foto: Allen Eyestone, dpa Die rhetorisch­en Paukenschl­äge von Trump haben nicht unbedingt konkrete Konsequenz­en.

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