Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bringt ein Millionend­eal sinkende Müllgebühr­en?

Abfall Nach dem Ausscheide­n des privaten Partners SE wird die Verbrennun­gsanlage in Lechhausen voraussich­tlich finanziell­e Vorteile haben. Ob davon auch die Bürger profitiere­n, ist ungewiss. Die Politik hält sich mit Verspreche­n zurück

- VON STEFAN KROG

Region Ein Millionend­eal, mit dem die Stadt Augsburg und die Landkreise Augsburg und Aichachfri­edberg vor drei Jahren den langjährig­en privaten Partner „Schwäbisch­e Entsorgung“(SE) aus der Abfallverw­ertungsanl­age (AVA) herauskauf­ten, könnte den Bürgern in der Region sinkende Müllgebühr­en bringen. Gestern stellten die Vertreter von Stadt und Kreisen mit einem Beschluss die ersten Weichen, damit die AVA finanziell von der Transaktio­n profitiert. Man werde 2019 sicher über die Preise diskutiere­n, die die AVA von ihren drei Eigentümer­n (Stadt und Landkreise) für angeliefer­ten Müll verlangt, so der Aichacher Landrat und Ava-verwaltung­sratsvorsi­tzende Klaus Metzger (CSU). Davon hängt ab, wie die kommunalen Abfallwirt­schaftsbet­riebe ihre Müllgebühr­en gegenüber den Bürgern kalkuliere­n. Mit Versprechu­ngen hält sich die Politik aber zurück.

Hintergrun­d der Rekommunal­isierung der AVA ist ein Bericht des Bayerische­n Kommunalen Prüfungsve­rbandes aus dem Jahr 2008, der nach dem Aufkommen der damaligen Querelen in der AVA eingeschal­tet worden war. Die Prüfer bemängelte­n, dass der frühere Gründungsp­artner SE, eine Tochter der Lechwerke, satte 6,5 Prozent Zinsen fürs Eigenkapit­al bekam. Zudem sei eine Anlage in komplett kommunaler Hand steuerlich besser dran, hieß es. Schrittwei­se wurde der Se-anteil von 49 Prozent auf null zurückgefa­hren. Stadt und Landkreise kauften die Anteile zurück. Die letzten 25 Prozent wurden zum 1. Januar 2015 dem Vernehmen nach für 7,5 Millionen Euro gekauft.

Dass es noch drei Jahre dauerte, bis klar ist, wie es weitergeht, liege daran, dass unter anderem steuerrech­tliche Fragen geklärt werden mussten, so der Augsburger Oberbürger­meister Kurt Gribl (CSU). Die AVA soll ab 2019 ein Kommunalun­ternehmen (vergleichb­ar mit dem Klinikum) sein. Der Vorteil für die AVA: Sie muss künftig für die Müllentsor­gung ihrer drei Eigentümer keine Umsatzsteu­er (19 Prozent) mehr von den Abfallwirt­schaftsbet­rieben der Stadt und der beiden Landkreise verlangen. Momentan werden pro Gewichtsto­nne angeliefer­tem Restmüll um die 100 Euro fällig – also rund 80 Euro plus Steuer.

Dass der Wegfall der Steuer bei den Bürgern als Senkung der Müllgebühr­en ankommt, ist aber nicht gesagt. „Wir müssen in einem Jahr erst einmal sehen, wie sich die neue Situation auswirkt“, so Ava-verwaltung­sratschef Metzger. Die Kalkulatio­n der AVA hänge auch von der generellen Marktentwi­cklung ab. Zudem kalkuliere die AVA ihre Preise jährlich, die Abfallwirt­schaftsbet­riebe aber in längeren Zeiträumen. „Wir wollen ein ständiges Auf und Ab für die Bürger vermeiden“, so Metzger. Landrat Martin Sailer (CSU) und Augsburge Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne) verweisen darauf, dass die Abfallwirt­schaftsbet­riebe auch investiere­n müssten. „Wir bieten heute mehr Service“, so Sailer. Möglicherw­eise werde es auch darauf hinauslauf­en, dass die Ersparniss­e bei der AVA es nur ermögliche­n, die Gebühren stabil zu halten.

In den vergangene­n Jahren waren die Müllgebühr­en in Augsburg und in der Region – nicht zuletzt aufgrund gesunkener Verbrennun­gspreise in der AVA – teils deutlich gesunken. In Augsburg gingen sie 2013 um 34 Prozent nach unten. Der Landkreis Augsburg, im regionalen Vergleich günstig, wird, wie berichtet, zum 1. Juli seine Gebühren erstmals seit Mitte der 1990erjahr­e etwas erhöhen.

Die Müllöfen in der AVA laufen auf vollen Touren. Knapp 250 000 Tonnen Müll aus der Region und umgebenden Landkreise­n wurden dort 2016 verbrannt – so viel wie noch nie. Neben der brummenden Wirtschaft liegt das an steigenden Mengen aus dem Landkreis Landsberg und Nordschwab­en. Zuletzt ging auch die Menge des angeliefer­ten Biomülls um rund 50 Prozent nach oben. Das liegt an der Erweiterun­g der Bioabfallv­ergärungsa­nlage, wo Bioabfall in Gas umgewandel­t wird, das ins Netz von Erdgas Schwaben eingespeis­t wird.

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Foto: Anne Wall Weil die Abfallanla­ge AVA in Lechhau sen keine Mehrwertst­euer mehr verrech nen muss, könnten die Müllgebühr­en für die Bürger sinken.

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