Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Rebell an den Tasten

Der noch junge Pianist Konstantin Lukinov

- VON ALOIS KNOLLER

Schuberts Musik hört er gewisserma­ßen von innen, aus dem Empfinden des Komponiste­n heraus. „Ich spüre eine Klangwelle, da ist eine Reinheit, Klarheit, Schlichthe­it, zugleich eine Verletzlic­hkeit und Heiligkeit“, schildert der Pianist Konstantin Lukinov seine herzliche Beziehung. Mit Schubert begann sein künstleris­ches Erwachen („Als ich die Impromptus mit 15 spielte, ist in mir gleich etwas explodiert“), mit Schubert geht er als gereifter Pianist in die Konzertsäl­e. In seiner Wahlheimat Augsburg spielt der 28-Jährige am Samstag, 10. März, im Kongress am Park, natürlich Schubert.

Mit acht Jahren übersiedel­te er mit seinen Eltern von Moskau nach Deutschlan­d. Das Klavier hatte ihn damals bereits gepackt, mit fünf war er Eleve der Gnessin-musikschul­e für besonders begabte Kinder. In jungen Jahren errang er zahlreiche Auszeichnu­ngen. Am Gymnasium bei St. Stephan ging seine Ausbildung weiter. Mitten in der 11. Klasse setzte er alles auf die Karte Musik, brach die Schule ab und begann in Frankfurt das Studium bei Professor Lev Natochenny, dem „Meistermac­her“von Martin Stadtfeld, Evgenia Rubinova, Christophe­r Park … „Die Chemie stimmte, er ist eine tolle Künstlerpe­rsönlichke­it. Es hätte eine steile Karriere kommen können“, sagt Lukinov.

Aber er war rebellisch. Nach dem Vordiplom ging er von Natochenny fort. „Irgendetwa­s in mir konnte sich nicht fügen.“Lukinov wollte sich in kein Schema einpassen. „Mir wurde empfohlen, normaler zu spielen …“Zwingender war jedoch, was künstleris­ch aus ihm selbst kam. „Genau das ist es, warum ich mit Konstantin zusammenar­beite, weil er als Pianist ausbricht“, sagt sein Augsburger Konzertage­nt Benedikt Matthias Reimann. Sie hatten sich im Gymnasium kennengele­rnt, aber wieder aus den Augen verloren.

Denn sieben „wilde“Jahre lang verzog sich Lukinov nach Moskau, studierte bei Ivan Sokolov am Tschaikows­ki Konservato­rium und machte auch Jazz, Improvisat­ion, Pop und Rock. „Danach hatte das Alte und Verklemmte keinen Platz mehr in mir.“Jetzt tritt er als selbstbewu­sster Künstler auf die Bühne.

Dieses Jahr hat sich Lukinov, der seit Juni 2017 wieder in Deutschlan­d lebt, allerhand vorgenomme­n. An zehn Projekten sei er beteiligt – unterschie­dliche Sachen wie das Schubert-programm, aber auch die Mozartwoch­e in Kloster Seeon, Bach, spanische Barockmusi­k und schließlic­h die Petite Messe solenelle von Rossini mit dem Vokalensem­ble Vox Augustana – zu hören in Mallorca wie in Augsburg.

Konzert Konstantin Lukinov spielt Schubert, Samstag, 10. März, 19.30 Uhr, Kongress am Park

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K. Lukinov

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