Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Eine sehr persönlich­e Vertreibun­g aus dem Paradies

Galerie Noah (Studio) Monika Schultes zeigt in neuen Malereien und Keramiken Witz und Sinnlichke­it

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Die „Drei Grazien“wandern, nicht anders als das fast unzertrenn­liche Paar von Venus und Amor, durch die Kunstgesch­ichte – bis in unsere Zeit hinein. Monika Schultes greift auf das Vorbild von Lucas Cranach d.ä. zurück (um 1530), hält sich – bei aller eigenwilli­g-gewitzten Ausgestalt­ung – recht genau an die Fußhaltung der Damen, verdreht indes die Proportion der rechten Figur derart auffällig, dass man darin eine Anspielung auf die oft etwas plumpen und unausgewog­enen Frauenkörp­er des Meisters aus Kronach zu erkennen meint. Cranach war kein großer Kenner weiblichen Anatomie.

Über die nackte Rückseite der linken Dame breitet Schultes einen Blumenstra­uß. Lilien, schwebende Blüten und Früchte, sich üppig verschling­ende Ballungen, dann wieder musterhaft­e Tupfer und Farbformen – das alles zählt zum Vokabular der 1955 in Augsburg geborenen Künstlerin, mal in barocker Fülle angerichte­t, dann wieder surreal verfremdet. Das ist technisch versiert, hat sinnlichen Reiz und kombinator­ischen bekanntlic­h der Witz. Die Studioauss­tellung in der Galerie Noah vereint Werke von 2015 bis 2018.

Drei Ölpastell-kreide-blätter greifen Dürers „Adam und Eva“auf (unsere Abbildung) – mit erotischen Signalen, schönen zeichneris­chen Verdichtun­gen und abgründige­n Schattenzo­nen („Due“).

Unter anderem diese Papierarbe­iten hat Monika Schultes in leere Räume ihres mittlerwei­le abgerissen­en Elternhaus­es gehängt und fotografie­ren lassen, eine letzte, anrührende Inbesitzna­hme. Als Dokumente bewahren sie im aufliegend­en Katalog „broken home“(25Euro) ein Stück der verlorenen Heimat – und erinnern zugleich an eine sehr persönlich­e Vertreibun­g aus dem häuslichen Paradies.

Komplettie­rt wird die Schau durch fein ornamentie­rte Keramiken von Schaf und Ziege, Hase und Huhn. Der humorige Fingerzeig: Der Mensch steckt im Tier.

Bis zum 18. März; Dienstag bis Donnerstag 11 – 15, Freitag bis Sonn tag 11 – 18 Uhr.

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Foto: Fred Schöllhorn Die Augsburger Künstlerin Monika Schultes vor ihren drei Mischtechn­iken nach Dü rer Motiven (2015/2016) im Studio der Galerie Noah.

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