Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das sind Augsburgs ewige Baustellen
Stadtentwicklung An einigen markanten Stellen sollen Gebäude zu Wohn- und Geschäftshäusern sowie zum Hotel umgebaut werden. Doch die Pläne sind ins Stocken geraten. Bei einem Projekt hat dies gravierende Auswirkungen
„Eröffnung 01/2019“. Dieses Schild hängt seit Monaten an der Fassade des alten Kesselhauses im Augsburger Textilviertel. Dort sollte im kommenden Jahr ein Hotel in Betrieb gehen. Der Termin wird nicht zu halten sein. Es gibt Verzögerungen bei der Sanierung. Ähnlich ist die Lage bei weiteren markanten Gebäuden in der Stadt, die ein desolates Erscheinungsbild abgeben.
Textilviertel Das denkmalgeschützte Haus mit dem hohen Kamin ist wohl das eindrucksvollste Gebäude auf dem Gelände der früheren Augsburger Kammgarnspinnerei (AKS) an der Provinostraße. Auf dem früheren Fabrikgelände ist ein neues Stadtquartier mit Wohnungen, Geschäften und Kultureinrichtungen entstanden. Eines der letzten Gebäude, das noch auf eine Sanierung wartet, ist das Kesselhaus mit originaler Technik im Inneren. Zwar gibt es seit Langem Hotelpläne. Doch öffentlich sichtbar ist davon so gut wie nichts. Zuletzt wurde 2016 angekündigt, dass dort das Unternehmen Star Inn Hotels eröffnen will. Geplant ist ein Drei-sternepremiumhotel mit Garni-service. Hotelgäste haben die Möglichkeit zum Frühstücken.
Die Pläne sehen vor, dass das Hotel als Haus-in-haus-konzept mit einem originalen und einem modernen Bereich errichtet wird. 12 bis 14 Millionen Euro sollen investiert werden. Die denkmalgeschützten Außenwände bleiben im Erscheinungsbild von 1935 erhalten. Fenster werden eingebaut. Erhalten bleiben auch Teile der Technik. Hotelgäste sollen Zimmer mit Blick auf einen Kohlekessel und auf einen Lastenkran beziehen.
Eigentümer der Immobilie ist die Schäfflerbachstraße Grundbesitz Gmbh. Dort hatte man zuletzt einen Baubeginn im Frühjahr 2017 angekündigt. Doch das Vorhaben verzögert sich. Es gab Umplanungen. Wie Projektentwickler Heinz Schnürch erläutert, sollen zu den 155 geplanten Zimmern vier weitere hinzukommen. Ein Bauantrag sei gestellt. Das Denkmal erfordere einen sensiblen Umgang. Der Baubeginn fürs Hotel sei im Winter 2018 vorgesehen, die Fertigstellung für Sommer 2020.
Schmiedberg Jahrelange Verzögerungen gibt es auch bei einem anderen Bauvorhaben, das inzwischen „das Geisterhaus“genannt wird. Problemimmobilie steht zwischen Schmiedberg und Leonhardsberg – und damit an einem wichtigen Straßenzug ins Augsburger Zentrum. Lange stand das Gebäude leer und verfiel, weil die Modernisierung nicht vorankam. 2015 mussten sich Behörden einschalten, um herabfallende Fassadenteile zu sichern. Doch auch hier soll sich nun etwas bewegen.
Hinter dem Bauprojekt steht ein Investor aus Dubai, der größten Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate. In Augsburg ist er bislang nicht öffentlich in Erscheinung getreten. Er hat das Gebäude am Schmidberg bereits 2011 erworben. Vieles habe sich nach dem Kauf aber als problematischer erwiesen als gedacht, sagt Kudrat Nurmamat, ein Sprecher des Investors. Eigentlich sollte das Gebäude damals wieder abgestoßen werden. Es fand sich aber kein Käufer. Deshalb nahm der Mann aus Dubai noch einmal Geld in die Hand, um einen Umbau zu finanzieren. Zunächst war geplant, die heruntergekommene, aber städtebaulich wertvolle Immobilie in ein Stadthotel zu verwandeln. Die Nutzung war von der Stadt genehmigt. Vom Hotelprojekt hat der Investor wieder Abstand genommen. Die Kosten seien zu hoch gewesen. Mit einem neuen Architekten will man das Gebäude stattdessen in ein modernes Wohn- und Geschäftshaus umwandeln.
Zuletzt habe man viel Zeit wegen einer Betonsanierung verloren, sagt Nurmamat. Auch den Umbau einer angrenzenden Tiefgarage und des dortigen Gehwegs habe man abwarten müssen. Im März werde nun aber Baubeginn für die Modernisierung sein. Das Gebäude soll künftig 55 kleine Apartments, zwei Pentdie häuser und Gewerbeflächen haben. Termin für die Fertigstellung soll Ende Januar 2019 sein. Nurmamat berichtet auch, das Interesse an der Problemimmobilie sei inzwischen gestiegen. Mehrere Käufer hätten sich gemeldet. Der Investor aus Dubai habe sich nun aber entschieden, das modernisierte Gebäude vorerst zu behalten.
Frauentorstraße Wer gestern an dem Haus in der Frauentorstraße 32 vorbeiging, in dem früher einmal eine bekannte Gaststätte, das Hohe Meer war, sah ein eher seltenes Schauspiel: Arbeiter, die auf Gerüsten und dem Dach des Gebäudes herumkraxelten. Das denkmalgeschützte Haus, das um 1600 errichtet wurde, soll saniert und umgebaut werden. 13 Luxuswohnungen sind geplant. Seit Jahren passiert allerdings wenig, auch wenn es von der Firma, der das Haus gehört, schon 2014 hieß, alle Wohnungen seien verkauft. 2011 hatte jenes Immobilienunternehmen, das heute Dolphin Trust heißt, angekündigt, die Wohnungen vermarkten zu wollen. Doch eine Fertigstellung des Bauprojektes ist offenbar nicht in Sicht.
Zwischenzeitlich beschäftigte es auch die Stadtpolitik: 2015 verursachten die Bauarbeiten einen Wasserschaden im Nachbargebäude, dem Mozarthaus, was letztlich dazu führte, dass Dolphin Trust gut 35 000 Euro Schadenersatz an die Stadt und die Regio Tourismus zahlen musste, die das Museum betreibt. Ein anderes Mal verpflichtete die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt die Projektgesellschaft, Sicherungsarbeiten auszuführen. Ansonsten hätte das Unternehmen 5000 Euro zahlen müssen. Es hatte in das denkmalgeschützte Haus hineingeregnet.
Zuletzt war das ehemalige Hohe Meer wieder Thema im Stadtrat. Hintergrund: Die Stadt will das Mozarthaus zum Jubiläumsjahr Leopold Mozarts 2019 aufmöbeln. In der Sitzung klang durch, dass die Stadt erneut im Streit mit dem Nachbarn ist. Dieser habe ohne Rücksprache ein Gerüst aufs Dach gesetzt, das teils auf dem Mozarthaus sitze. Auch von einem möglichen Bußgeld war die Rede.
Immerhin sind im Hohen Meer kleinere Baufortschritte erkennbar. Die Frontfassade wirkt, mit Ausnahme des eingerüsteten Erdgeschosses, fertig. Im Gebäude selbst ist offenbar noch nicht viel passiert. Gutachter sollen nun die Schäden sichten, die der Winter hinterlassen hat, heißt es von der Dolphin. Danach solle ein Architekt die notwendigen Maßnahmen zur Instandsetzung planen und beauftragen. Einen Zeitplan könne man nicht nennen.
Proviantbachstraße Selbiges gelte auch für ein weiteres Bauprojekt des Unternehmens in Augsburg. Es nennt sich „Proviantbachgärten“und betrifft drei Altbauten in der Proviantbachstraße, die ebenfalls saniert werden sollen. 33 Wohnungen sollen entstehen. Ein „Denkmal für gutes Investment“, wie es in einem Prospekt hieß, in dem von einer Fertigstellung im Dezember 2014 die Rede war. Das hat nicht geklappt: Die Gebäude sind von Baugerüsten umgeben, hinter denen man kahle Bausteine sieht. Eine Fassade steht noch nicht. Auch dort soll es nach Auskunft des Unternehmens weitergehen, sobald die Gutachter fertig sind. »Kommentar