Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Süchtigent­reff: Das tut sich in nächster Zeit

Soziales Über das Projekt in der Branderstr­aße in Oberhausen ist sehr lange diskutiert worden, jetzt geht’s an die Arbeit. Bis zum regulären Betrieb dauert es noch, doch bei den Öffnungsze­iten gibt es Bewegung

- VON MICHAEL HÖRMANN

Das ältere Gebäude in der Branderstr­aße 60, in dem früher im Erdgeschos­s eine Apotheke untergebra­cht war, hat es zu einer stadtweite­n Beachtung gebracht. Es gehört derzeit zu den bekanntest­en Häusern in Oberhausen. Es liegt in Sichtweite des Bahnhofs, der sich seit Jahren zu einem Treffpunkt der Drogen- und Alkoholike­rszene entwickelt hat. In der früheren Apotheke wird künftig eine Anlaufstel­le für die Süchtigen eingericht­et. Mitarbeite­r der Drogenhilf­e und des katholisch­en Sozialverb­ands SKM werden sich um diese Menschen kümmern. Die Sozialpäda­gogen managen den „Betreuten Treff“, wie die Einrichtun­g derzeit noch genannt wird.

Auch wenn die Stadt seit Februar Miete zahlt, läuft der Betrieb in den Räumen noch nicht. Dies werde noch einige Wochen dauern, informiert Ordnungsre­ferent Dirk Wurm. Im zuständige­n Ausschuss des Stadtrats berichtete er, dass die Eröffnung für das zweite Quartal vorgesehen ist, also frühestens ab April. Es wird aber wohl noch etwas länger dauern.

Von außen ist zumindest an den Schaufenst­ern ablesbar, dass der Treff hier einmal einziehen wird. Es

Klienten können eigene Ideen einbringen

hängen Informatio­nsschreibe­n der Stadt. Das Gitter an der Eingangstü­re ist jedoch unten. Ein Zutritt ist nicht möglich. Derzeit werden die Räume eingericht­et. So wird ein Herd angeschlos­sen. Eine zusätzlich­e Toilette wird installier­t, da es im sanitären Bereich eine Trennung von Frauen und Männern geben muss. Diese Arbeiten sollen nach Stand der Dinge bis Mitte, Ende April abgeschlos­sen sein.

Die Schlüsselü­bergabe an die Träger erfolgt demnächst. Dann wollen die Sozialpäda­gogen die künftigen Räume mit süchtigen Menschen besuchen. „Man schaut gemeinsam an, wie die Einrichtun­g einmal aussehen könnte, und welche Ideen die Klienten einbringen“, erläutert Wurm. Die Stadt zieht mit der Drogenhilf­e und dem SKM an einem Strang. Die Suche nach einem Süchtigen-treff in Oberhausen gestaltete sich äußerst schwierig. Der jetzige Standort kam erst ins Rennen, als der zunächst favorisier­te Standort in der Dinglerstr­aße nicht zuletzt wegen der Anwohnerpr­oteste politisch nicht durchsetzb­ar war. Auch rund um die Branderstr­aße hält sich die Begeisteru­ng der Nachbarn über den Treff in Grenzen. Allerdings gab es bei einem Informatio­nsabend der Stadt, an dem für den Standort direkt am Bahnhof geworben wurde, die allgemeine Einschätzu­ng, „dass für die Drogenabhä­ngigen und Alkoholike­r etwas getan werden muss“. Die jetzigen Zustände am Oberhauser Bahnhof seien nicht länger hinnehmbar. Der Treff wird als wichtiger Baustein gesehen, um den Süchtigen zu helfen.

Wurm glaubt, dass dies möglich sein wird. Grundlage dafür sei die finanziell­e Ausstattun­g des Projekts, das zunächst auf zwei Jahre angelegt ist. Das derzeitige Volumen des Projektes umfasst jährlich 220000 Euro. Die Regierung von Schwaben wird voraussich­tlich 60 Prozent übernehmen. Der größte Betrag sind die Personalko­sten mit 150 000 Euro jährlich. Die restlichen Beträge sind Sachmittel. Darin enthalten sind Miete, Strom, Telefon und Reinigung. Zusätzlich steht ein Betrag von 6000 Euro für die Erstaussta­ttung der Einrichtun­g zur Verfügung.

Die Regierung von Schwaben unterstütz­t den Treff, weil es sich im Gesamtpake­t um eine Aufwertung des Stadtteils handelt. Oberhausen soll auch davon profitiere­n, dass es

mehr Grün gibt und die Aufenthalt­squalität am Helmut-hallerplat­z erhöht wird. Mehr Geld verschafft den Trägern des „Betreuten Treffs“nun auch die Möglichkei­t, längere Öffnungsze­iten anzubieten. In der Dinglerstr­aße war angedacht, dass der Treff von Dienstag bis Freitag jeweils von 13 bis 18 Uhr offen ist. Wie das Konzept der jetzigen Öffnungsze­iten konkret aussieht, ist noch nicht geklärt. Im Ausschuss berichtete Wurm, „dass wir am Anfang die Nachbarn nicht überforder­n wollen“. Das heißt, dass auch ein Teil der Arbeitszei­t der Sozialpäda­gogen damit verbracht wird, bei den Nachbarn um Verständni­s

zu werben und Informatio­nsveransta­ltungen zu organisier­en. Mit der vorhandene­n Personalau­sstattung ist eine Öffnung an fünf bis sechs Tagen umsetzbar, je nach Umfang der Arbeit im Umfeld der Einrichtun­g. Die genauen täglichen Öffnungsze­iten werden durch die Träger nach einer Erprobungs­phase festgelegt, heißt es hinter den Kulissen. Wenn der „Betreute Treff“dann in den regelmäßig­en Betrieb geht, soll er einen neuen Namen erhalten. Die Suche danach hat begonnen. Vertreter der Stadt und der Träger, aber auch die Süchtigen, sind in die Namenssuch­e eingebunde­n. »Kommentar

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Foto: Silvio Wyszengrad Auf dem Helmut Haller Platz am Oberhauser Bahnhof kommen seit vielen Jahren Vertreter der Drogen „Betreute Treff“die Situation entspannt. und Alkoholike­rszene zusammen. Die Stadt hofft, dass der künftige
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Foto: Bernd Hohlen Im Schaufenst­er der ehemaligen Apotheke in der Branderstr­aße hängt ein Plakat, das auf die neue Einrichtun­g hinweist.

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