Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Süchtigentreff: Das tut sich in nächster Zeit
Soziales Über das Projekt in der Branderstraße in Oberhausen ist sehr lange diskutiert worden, jetzt geht’s an die Arbeit. Bis zum regulären Betrieb dauert es noch, doch bei den Öffnungszeiten gibt es Bewegung
Das ältere Gebäude in der Branderstraße 60, in dem früher im Erdgeschoss eine Apotheke untergebracht war, hat es zu einer stadtweiten Beachtung gebracht. Es gehört derzeit zu den bekanntesten Häusern in Oberhausen. Es liegt in Sichtweite des Bahnhofs, der sich seit Jahren zu einem Treffpunkt der Drogen- und Alkoholikerszene entwickelt hat. In der früheren Apotheke wird künftig eine Anlaufstelle für die Süchtigen eingerichtet. Mitarbeiter der Drogenhilfe und des katholischen Sozialverbands SKM werden sich um diese Menschen kümmern. Die Sozialpädagogen managen den „Betreuten Treff“, wie die Einrichtung derzeit noch genannt wird.
Auch wenn die Stadt seit Februar Miete zahlt, läuft der Betrieb in den Räumen noch nicht. Dies werde noch einige Wochen dauern, informiert Ordnungsreferent Dirk Wurm. Im zuständigen Ausschuss des Stadtrats berichtete er, dass die Eröffnung für das zweite Quartal vorgesehen ist, also frühestens ab April. Es wird aber wohl noch etwas länger dauern.
Von außen ist zumindest an den Schaufenstern ablesbar, dass der Treff hier einmal einziehen wird. Es
Klienten können eigene Ideen einbringen
hängen Informationsschreiben der Stadt. Das Gitter an der Eingangstüre ist jedoch unten. Ein Zutritt ist nicht möglich. Derzeit werden die Räume eingerichtet. So wird ein Herd angeschlossen. Eine zusätzliche Toilette wird installiert, da es im sanitären Bereich eine Trennung von Frauen und Männern geben muss. Diese Arbeiten sollen nach Stand der Dinge bis Mitte, Ende April abgeschlossen sein.
Die Schlüsselübergabe an die Träger erfolgt demnächst. Dann wollen die Sozialpädagogen die künftigen Räume mit süchtigen Menschen besuchen. „Man schaut gemeinsam an, wie die Einrichtung einmal aussehen könnte, und welche Ideen die Klienten einbringen“, erläutert Wurm. Die Stadt zieht mit der Drogenhilfe und dem SKM an einem Strang. Die Suche nach einem Süchtigen-treff in Oberhausen gestaltete sich äußerst schwierig. Der jetzige Standort kam erst ins Rennen, als der zunächst favorisierte Standort in der Dinglerstraße nicht zuletzt wegen der Anwohnerproteste politisch nicht durchsetzbar war. Auch rund um die Branderstraße hält sich die Begeisterung der Nachbarn über den Treff in Grenzen. Allerdings gab es bei einem Informationsabend der Stadt, an dem für den Standort direkt am Bahnhof geworben wurde, die allgemeine Einschätzung, „dass für die Drogenabhängigen und Alkoholiker etwas getan werden muss“. Die jetzigen Zustände am Oberhauser Bahnhof seien nicht länger hinnehmbar. Der Treff wird als wichtiger Baustein gesehen, um den Süchtigen zu helfen.
Wurm glaubt, dass dies möglich sein wird. Grundlage dafür sei die finanzielle Ausstattung des Projekts, das zunächst auf zwei Jahre angelegt ist. Das derzeitige Volumen des Projektes umfasst jährlich 220000 Euro. Die Regierung von Schwaben wird voraussichtlich 60 Prozent übernehmen. Der größte Betrag sind die Personalkosten mit 150 000 Euro jährlich. Die restlichen Beträge sind Sachmittel. Darin enthalten sind Miete, Strom, Telefon und Reinigung. Zusätzlich steht ein Betrag von 6000 Euro für die Erstausstattung der Einrichtung zur Verfügung.
Die Regierung von Schwaben unterstützt den Treff, weil es sich im Gesamtpaket um eine Aufwertung des Stadtteils handelt. Oberhausen soll auch davon profitieren, dass es
mehr Grün gibt und die Aufenthaltsqualität am Helmut-hallerplatz erhöht wird. Mehr Geld verschafft den Trägern des „Betreuten Treffs“nun auch die Möglichkeit, längere Öffnungszeiten anzubieten. In der Dinglerstraße war angedacht, dass der Treff von Dienstag bis Freitag jeweils von 13 bis 18 Uhr offen ist. Wie das Konzept der jetzigen Öffnungszeiten konkret aussieht, ist noch nicht geklärt. Im Ausschuss berichtete Wurm, „dass wir am Anfang die Nachbarn nicht überfordern wollen“. Das heißt, dass auch ein Teil der Arbeitszeit der Sozialpädagogen damit verbracht wird, bei den Nachbarn um Verständnis
zu werben und Informationsveranstaltungen zu organisieren. Mit der vorhandenen Personalausstattung ist eine Öffnung an fünf bis sechs Tagen umsetzbar, je nach Umfang der Arbeit im Umfeld der Einrichtung. Die genauen täglichen Öffnungszeiten werden durch die Träger nach einer Erprobungsphase festgelegt, heißt es hinter den Kulissen. Wenn der „Betreute Treff“dann in den regelmäßigen Betrieb geht, soll er einen neuen Namen erhalten. Die Suche danach hat begonnen. Vertreter der Stadt und der Träger, aber auch die Süchtigen, sind in die Namenssuche eingebunden. »Kommentar