Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das Hilfsangebot muss auch für Anwohner gelten
WVON MICHAEL HÖRMANN enn ein erwachsener Mensch in irgendeiner Form zu Drogen greift, ist dies zunächst seine persönliche Entscheidung. Dies gilt für legale Drogen wie Alkohol ebenso wie für verbotene Substanzen wie Cannabis, Heroin und Kokain. Man weiß andererseits aber auch um die Folgen einer Abhängigkeit, die entstehen können. Bekannt ist, wie sehr unter der eigenen Drogensucht das familiäre Umfeld leidet und wie tief der gesellschaftliche Absturz durch eine Drogenabhängigkeit ist. Rauschgift- und Alkoholabhängigkeit wirft den Menschen in viel zu vielen Fällen aus der Bahn. Der Süchtige muss deshalb nicht gleich sterben. Daher bringt es nicht allzu viel, die Zahl der Drogentoten in jährlich erscheinenden Statistiken zu vergleichen. Weitaus wichtiger ist es, süchtigen Menschen zu helfen. Entzugstherapien sind ein wichtiger Schritt, um von der Sucht loszukommen. Die ärztliche Betreuung ist ein weiterer entscheidender Aspekt.
Die Folgen einer teils nicht mehr kontrollierbaren Sucht sind nahezu täglich am Oberhauser Bahnhof zu erleben. Er ist der zentrale Treffpunkt der Augsburger Drogenund Alkoholikerszene. Deshalb ist es überfällig, direkt vor Ort ein Hilfsangebot einzurichten. Der Süchtigentreff ist Antwort der Stadt und zweier Träger, Süchtigen die Hand zu reichen. Es geht um Beratung und Unterstützung. Ob das Konzept erfolgreich ist, muss der auf zwei Jahre angelegte Versuch zeigen. Der Treff ist auch deshalb eine große Herausforderung, weil es nicht allein um die Situation der Süchtigen gehen darf. Gerade die Anwohner in der Branderstraße und im Umfeld des Bahnhofs haben ein Recht darauf, dass ihre Interessen berücksichtigt werden. Sie haben in den zurückliegenden Jahren bereits sehr viel Toleranz gezeigt.
Der Treff muss dazu beitragen, die Lebenssituation der Oberhauser Bürger zu verbessern. Die Sozialpädagogen der Drogenhilfe und des SKM wissen, welch schwere Aufgabe auf sie zukommt. Nicht nur einmal haben sie in den Debatten um den Süchtigentreff betont, dass sie an einen Erfolg glauben. Der Praxistest gibt die Antwort.