Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Zur Vesper gibt’s den Techno Tanz
Ein neuer Verdi an Münchens Staatsoper
München Operngesang auf internationalem Niveau ist Hochleistungssport. Was tun, wenn während des Spiels einem der Akteure die Kräfte versagen? Dann muss neu eingewechselt werden. So geschehen am Sonntag bei der Premiere von Giuseppe Verdis „Les vêpres siciliennes“. Den Tenor Brian Hymel verließ gegen Ende der Aufführung die Stimme, sodass er im letzten Akt die Protagonistenrolle des Henri nur noch zu mimen vermochte – während vom Bühnenrand aus der eilends herbeigeholte Leonardo Caimi die Partie tadellos zu Ende sang.
Der Abend hielt noch eine andere Überraschung parat. Verdi hat seine „Sizilianische Vesper“, die Erhebung der Sizilianer gegen die französische Fremdherrschaft anno 1282, in französischer Sprache für Paris geschrieben. Unabdingbar für das damalige französische Musiktheater war es, dass eine Oper eine Ballettmusik zu enthalten habe, eine Konvention, die heute meist der Streichung zum Opfer fällt. In der Münchner Neuinszenierung geht man einen Mittelweg. Die Sol Dance Company legt vor dem Schlussakt eine Tanzeinlage hin – nicht zur originalen Verdi-musik, sondern zu eigens komponierten und über die Lautsprecher dröhnenden Technoklängen. Der Dirigent der Aufführung, Omer Meir Wellber, zieht sich währenddessen Kopfhörer über, das Bayerische Staatsorchester darf zu den wummernden Bässen ein wenig mit den Streichern zirpen. Vom Publikum wurde das als nicht zu abwegig