Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Debatte erwünscht
Rechte Verlage und ein Rekord in Leipzig
Leipzig Eine Debatte um Meinungsfreiheit bestimmt in diesem Jahr die Leipziger Buchmesse. Vor der Eröffnung am Mittwochabend hat sich die Messe für die Zulassung rechter Verlage verteidigt. „Wenn ein Verlag nicht gegen das Grundgesetz verstößt, kann ihm die Teilnahme auf der Buchmesse nicht verwehrt werden“, sagte der Geschäftsführer der Leipziger Messe, Martin Buhlwagner. Man müsse auch schmerzhafte Diskussionen zulassen, auch wenn diese nur Provokationen seien. Die Buchmesse sei ein Ort für Meinungsfreiheit und stehe für Weltoffenheit und Toleranz. „Wir stellen uns aber gegen jede Form von Rassismus und Hetze“, betonte Buhl-wagner. Solche Aktionen würden sofort angezeigt. Auch der Direktor der Leipziger Buchmesse, Oliver Zille, rechtfertigte die Zulassung: „Ich halte unsere Besucher für mündige Bürger.“Rund 400 Menschen haben am Abend vor dem Gewandhaus gegen die rechten Verlage protestiert.
Aber auch das Buch selbst sorgt in diesem Jahr für Diskussionsstoff wegen des Rückgangs der Buchkäufer Trotzdem vermeldet die Buchmesse Rekordbeteiligung: 2635 Aussteller aus 46 Ländern zeigen bis Sonntag ihre neuen Publikationen, das sind fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt erwarten die Veranstalter zu dem Frühjahrstreff der Buchbranche und dem begleitenden Lesefest „Leipzig liest“rund 250000 Besucher. Gastland ist in diesem Jahr Rumänien, das seine Literatur mit rund 70 eigenen Veranstaltungen präsentieren will.
Bei der Eröffnung der Messe am Mittwoch im Leipziger Gewandhaus erhielt die norwegische Journalistin Asne Seierstad für ihren dokumentarischen Roman „Einer von uns. Die Geschichte eines Massenmörders“– ein Buch über Anders Breivik, der 2011 einen Terroranschlag auf das Regierungsviertel von Oslo und ein Massaker auf der Insel Utoya verübte – den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.
Zudem werden an diesem Donnerstag die Träger des Leipziger Buchpreises bekannt gegeben. Der mit insgesamt 60000 Euro dotierte Preis für herausragende Neuerscheinungen wird in drei Kategorien (Belletristik, Sachbuch, Übersetzung) vergeben, nominiert sind insgesamt 15 Autoren bzw. Übersetzer.