Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Messe lässt Hoteliers jubeln und nervt Autofahrer
Wirtschaft Die Fachmesse Grindtec zieht immer mehr Besucher an. Zum Start am Mittwochmorgen gab es deshalb kilometerlange Staus. Wie sich die Ausstellung für das Gastgewerbe auszahlt, zeigt ein Blick auf die aktuellen Preise
Das, was derzeit auf dem Messegelände passiert, ist für die allermeisten Augsburger nicht besonders interessant. Die „Grindtec“ist zwar die weltweite Leitmesse für Schleiftechnik. Aus 30 Ländern kommen dazu Aussteller nach Augsburg. Aber sie richtet sich an ein spezielles Fachpublikum. Die Auswirkungen dieser Messe, die seit Jahren stark wächst, sind für die Augsburger aber trotzdem zu spüren. Im positiven wie im negativen Sinn.
Dass es auf der B17 morgens im Berufsverkehr regelmäßig Staus gibt, gehört für Pendler zum Alltag. Am Mittwochmorgen jedoch wurde die Fahrt auf der Bundesstraße für viele Autofahrer zur besonderen Nervenprobe. Der Verkehr staute sich kilometerweit. Bei der Polizei war zeitweise sogar von einem Verkehrschaos die Rede. Der Grund: Es war der erste Tag der Grindtecmesse. Sie dauert noch bis Samstag, rund 20000 Besucher werden bis dahin erwartet.
Die Staus erstreckten sich nicht allein auf die B17, sie betrafen auch die Straßen im Umfeld der Messe. Unfälle oder andere Behinderungen, die sonst für Staus verantwortlich sein könnten, habe es am Mittwochvormittag keine gegeben, sagt Polizeisprecher Siegfried Hartmann. Wer auf der B17 von der Autobahn A8 bis zur Ausfahrt Messe fahren wollte, benötigte dafür rund eine halbe Stunde mehr als sonst.
Direkt an der Messe können die Besucher nicht parken, die Stellplätze sind von Ausstellern belegt. Die Besucherparkplätze befinden sich deshalb an der Fußball-arena, von dort fährt ein Pendelbus. Das habe sich bewährt, sagt Thilo Könicke vom Messeveranstalter AFAG. Es gebe aber generell das Problem, dass die Straßen und Kreuzungen im Bereich der Messe für einen größeren Besucheransturm nicht ausgelegt seien. „Wir tun unser Bestes, können Staus aber nicht verhindern“, sagt Thilo Könicke.
Die Grindtec ist in den vergangenen Jahren immer größer und damit auch für den Messestandort immer wichtiger geworden. Dieses Mal haben sich so viele Aussteller angemeldet wie nie zuvor. Gleichzeitig wird die Messe internationaler. Rund 45 Prozent der Firmen, die sich präsentieren, haben ihren Sitz im Ausland. Davon profitieren die Hotels. Viele Betriebe sind jetzt sehr gut ausgelastet. Das zeigt sich bei den Preisen, die während der Grindtec weit über dem normalen Niveau liegen. Wer kurzfristig ein Zimmer suchte, wurde zwar fündig, musste aber tiefer in die Tasche greifen. Das ergab ein Blick ins Internet-buchungsportal „Booking.com“am Mittwoch. Die Übernachtung im Haunstetter Hof von Donnerstag auf Freitag kostete dort für eine Person stolze 203 Euro. Eine Woche später – ohne Messe – liegt der Preis bei 83 Euro. Ähnlich ist der Unterschied auch bei vielen anderen Betrieben. Etwa beim Hotel Fischertor, wo die Übernachtung für eine Person von Donnerstag auf Freitag aktuell 147 Euro kostet, nächste Woche nur 63 Euro. Oder im Ibishotel in der Hermanstraße: Diese Woche kostet die Nacht rund 200 Euro, nächste Woche nur 86 Euro.
Im Vier-sterne-hotel Drei Mohren sind die Mitarbeiter in diesen Tagen im Stress – sowohl im Hotelbereich wie auch in den Restaurants des Hauses. Das Hotel mit seinen rund 130 Zimmern sei während der Messe ausgebucht, sagt Direktor Theo Gandenheimer. Auch die Auslastung
Messe und Kongressgäste lassen am meisten Geld da
der Restaurants ist jetzt hoch. Viele Geschäftsreisende setzen sich dort zu Gesprächen zusammen. Und es gibt zahlreiche Firmen, die zu Abendessen einladen. Am Mittwochabend richtete das Drei Mohren ein großes Bankett für rund 130 Personen aus. „Für uns ist die Grindtec sehr wichtig“, sagt Theo Gandenheimer. Ähnlich gut liefen die Geschäfte bei der zweiten großen Fachmesse, die hier regelmäßig stattfindet, der Aufzugsschau Interlift. Danach folge die Westernreitermesse Americana, die ebenfalls viele internationale Gäste anzieht.
Übernachtungsgäste, die Messen oder Kongresse besuchen, sind für Hotels, Lokale und Handel besonders attraktiv, sagt Tourismusdirektor Götz Beck. Sie geben pro Tag im Schnitt 160 bis 300 Euro aus. Bei normalen Urlaubern seien es dagegen nur 100 bis 160 Euro. Dass die Hotelpreise zu Messezeiten höher sind, sei ein normales Phänomen, das es in allen Städte gebe. Noch seien die Augsburger Preise akzeptabel, meint Beck. Die Betriebe müssten aber aufpassen, dass sie nicht übertreiben. „Augsburg steht in Konkurrenz zu vielen anderen Messestandorten“, sagt Beck. „Bisher konnten wir mit einem guten Preisleistungs-verhältnis punkten.“