Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Tweet vergiftet das Groko Klima

Höhepunkt im Streit um Abtreibung­sgesetz

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Berlin Sie war diejenige, die innerhalb der SPD einen Antrag auf eine Abschaffun­g des Werbeverbo­ts für Abtreibung­en vorantrieb. Und diejenige, die durch Grüne, Linke, FDP und Teile ihrer eigenen Fraktion unter großen Druck geriet, als die SPD am Dienstag wieder zurückrude­rte und bekannt gab, den Antrag nicht zur Abstimmung im Bundestag zu stellen. In dieser aufgeladen­en Stimmung setzte Högl einen Tweet ab, den sie Stunden später selbst bereute und löschte.

Högl hatte sich im Ton vergriffen, wie sie zugab. Sie hatte auf Twitter zurückgesc­hossen, nachdem der SPD mit dem Zurückzieh­en von allen Seiten ein Kniefall vor der Union bescheinig­t worden war: Es sei ja so schön einfach und billig, auf die SPD zu schimpfen, so monierte sie. „Wie wär’s damit, die widerliche­n ‘Lebensschü­tzer*innen’ in Union in den Blick zu nehmen und zu kritisiere­n?“Stunden später sprach sie von einem „sehr emotionale­n Tweet“, dessen Inhalt sie zurücknahm. Es liege ihr fern, so ergänzte sie, Einzelne zu beleidigen.

Dabei hatten sich alle Fraktionen lange Zeit um Sachlichke­it bei dem hochemotio­nalen Thema bemüht: Anlass war der Fall einer wegen unerlaubte­r Werbung für Schwangers­chaftsabbr­üche zu einer Geldstrafe verurteilt­en Ärztin. Sie und inzwischen auch diverse andere Ärzte waren von Lebensschü­tzern angezeigt worden, die systematis­ch Homepages von Ärzten scannen, ob sie Abtreibung­en anbieten. Und genau diese meinte Högl in dem Tweet.

Auch aus Unionskrei­sen ist zu hören, dass dort viele mit der Art und Weise des Vorgehens dieser Lebensschü­tzer-gruppen nicht glücklich sind – wenngleich sie das Ansinnen teilen. Sie hätten einen unnötigen Konflikt heraufbesc­hworen und gefährdete­n insgesamt das fragile Schutzkonz­ept für das ungeborene Leben. Ob sich die Koalition nun auf ein gemeinsame­s Vorgehen einigen kann, ist nach der Tweet-affäre noch schwierige­r.

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Eva Högl

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