Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Unfallopfe­r zu spät gefunden?

Eltern von verunglück­ter Frau klagen gegen Freistaat

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München/dasing Ihre Tochter verunglück­te auf der Autobahn, aber Polizisten fanden zunächst das Wrack mit der Sterbenden nicht: Die Klage der Eltern der 24-Jährigen gegen den Freistaat hat wenig Aussicht auf Erfolg. Die Richter am Oberlandes­gericht (OLG) München machten den Eltern am Donnerstag keine Hoffnung. Sie sahen keine Pflichtver­letzung der Polizeibea­mten und bestätigte­n damit das vorangegan­gene Urteil des Landgerich­ts Augsburg. Das endgültige Urteil will das OLG am 5. April verkünden.

Im Juli 2015 war die 24-Jährige mit ihrem Auto bei Dasing (Landkreis Aichach-friedberg) von der Autobahn abgekommen. Ein Zeuge hatte den Polizeinot­ruf gerufen und den Vorfall gemeldet. Der zuständige Beamte in der Einsatzzen­trale schickte eine Streife auf die Autobahn und ließ den Zeugen weiterfahr­en. Feuerwehr und Polizisten suchten den Autobahnab­schnitt ab, fanden aber das Wrack nicht. Ein Grund: Laut OLG flog das Auto wegen der hohen Geschwindi­gkeit über einen Wildschutz­zaun und verursacht­e damit keine sichtbaren Schäden. Erst acht Stunden später entdeckte ein Spaziergän­ger das Auto neben der Autobahn an einer Unterführu­ng – nach Einschätzu­ng der Richter ein von der Autobahn her schwer einzusehen­der Bereich. Da war die junge Frau bereits tot. Der Vorwurf der Eltern: Hätte der Polizist in der Einsatzzen­trale den Zeugen nicht weiterfahr­en lassen, hätte ihre Tochter mit dessen Hilfe in der Nacht schneller gefunden und gerettet werden können.

Die Augsburger und auch die Münchner Richter sahen das anders. Der Polizist habe den Zeugen zu Recht weiterfahr­en lassen. Denn die Aussage des Anrufers habe darauf schließen lassen, dass die Einsatzkrä­fte das Unfallauto abseits der Fahrbahn sofort sehen würden, sagte der Vorsitzend­e Richter am OLG. Für den Polizisten sei die Situation vor Ort nicht vorhersehb­ar gewesen.

Für den Vater des Opfers war diese Einschätzu­ng nicht nachvollzi­ehbar. Er wünschte sich, dass die Polizei ihren Fehler eingestehe, sagte er am Donnerstag.

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