Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Leipzig zeichnet Esther Kinsky aus

Buchpreis Die Autorin wird für ihren Roman „Hain“geehrt – laut Jury ein „Gesang der Dinge“

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Leipzig Die Schriftste­llerin Esther Kinsky hat den renommiert­en Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Die Jury zeichnete am Donnerstag in der Kategorie Belletrist­ik ihr Buch „Hain. Geländerom­an“aus. Weitere Preisträge­r sind der Historiker Karl Schlögel in der Sparte Sachbuch sowie Sabine Stöhr und Juri Durkot in der Sparte Übersetzun­g. Der Preis der Leipziger Buchmesse zählt zu den wichtigste­n deutschen Literatura­uszeichnun­gen. Er ist mit insgesamt 60 000 Euro dotiert. Für den Sieg gibt es in jeder Kategorie 15 000 Euro, die fünf Nominierte­n in jeder Sparte erhalten jeweils 1000 Euro.

Esther Kinsky erzählt in „Hain. Geländerom­an“(Suhrkamp Verlag) von drei italienisc­hen Reisen einer Ich-erzählerin abseits der touristisc­hen Pfade. Landschaft­smeditatio­n, Kindheitse­rinnerunge­n und Trauer kommen zusammen. „Was für ein stilles, kaum bewegtes, menschenar­mes Buch“, hieß es in der Begründung der Jury. „Und zugleich: Was für eine Schule der Wahrnehmun­g. In der Reizredukt­ion zeigt sich jedes noch so unscheinba­re Detail mit geradezu übersinnli­cher Genauigkei­t; die Tonlosigke­it steigert sich zum Gesang der Dinge.“Man werde der unspektaku­lären Melodie des Buches und der rhythmisch­en Präzision seiner Sätze nur gerecht, wenn man es langsam lese

Esther Kinsky lebt und arbeitet in Berlin. Das mehrfach ausgezeich­nete Werk der 61-Jährigen umfasst Übersetzun­gen aus dem Polnischen, Russischen und Englischen ebenso wie Lyrik, Essays und Erzählpros­a. Kinsky setzte sich gegen die ebenfalls nominierte­n Romanautor­en Isabel Fargo Cole („Die grüne Grenze“), Anja Kampmann („Wie hoch die Wasser steigen“), Georg Klein („Miakro“) und Matthias Senkel („Dunkle Zahlen“) durch. In der Kategorie Sachbuch ging die Auszeichnu­ng an den Historiker Karl Schlögel für das Werk „Das sowjetisch­e Jahrhunder­t. Archäologi­e einer untergegan­genen Welt“(C. H. Beck). „Karl Schlögel, der sein ganzes Leben in engem Kontakt mit Russland und der Sowjetunio­n verbracht hat, legt hier eine fesselnde Physiognom­ik dieses untergegan­genen Reichs vor, von dessen herrlich knisternde­m Packpapier bis zur eisigen Hölle in den sibirische­n Lagern“, hieß es von der Jury. Schlögel (Jahrgang 1948) lehrte bis zu seiner Emeritieru­ng Osteuropäi­sche Geschichte, zuerst an der Universitä­t Konstanz, später an der Europa-universitä­t Viadrina in Frankfurt an der Oder. Er ist Autor zahlreiche­r Bücher zur sowjetisch­en und osteuropäi­schen Geschichte.

Den Preis für die beste Übersetzun­g erhielten Sabine Stöhr und Juri Durkot für die Übertragun­g des Romans „Internat“von Serhij Zhadan aus dem Ukrainisch­en (Suhrkamp). Der Konflikt zwischen der ukrainisch­en Regierung und moskautreu­en Separatist­en ist der Hintergrun­d für Zhadans Buch.

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Foto: dpa

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