Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das Duell der Unangepass­ten

FCA Im Spiel gegen Werder Bremen wird es wohl darauf ankommen, ob Max Kruse oder Michael Gregoritsc­h seine Leistung abrufen kann. Der Augsburger hat dabei einen Vorteil

- VON ROBERT GÖTZ

Wenn Manuel Baum,38, über Werder Bremen redet, dann kommt der Trainer des FC Augsburg ohne große Umschweife auf einen Spieler: Max Kruse. Der 29-jährige Offensivsp­ieler steht vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen Bremen für Baum für die Renaissanc­e des Nordklubs.

„Bremen spielt eine richtig gute Rückrunde. Vor allem mit Ball sind sie extrem flexibel in den vorderen Linien“, sagt er, verweist auf Max Kruse und betrachtet ihn dann „isoliert“. Baum weiter: „Der spielt auf der Neun, auf der Zehn, der Acht und der Sechs. Der bewegt sich da relativ frei. In der Hinrunde hat man gemerkt, dass ihnen ein Spieler wie Kruse fehlt.“

Da schien die Werder-kogge genauso unterzugeh­en wie das nachgebaut­e Schiff, das Wahrzeiche­n der Hanse, Ende Januar 2014. Unter Trainer Alexander Nouri, der Werder in der Vorsaison vor dem Abstieg bewahrt hatte, lief so gut wie alles schief. Die ersten vier Spiele blieb man sieglos, dann brach sich auch noch Max Kruse das Schlüsselb­ein. 31 Tage musste er pausieren, die Negativser­ie ging weiter.

Erst am zehnten Spieltag gegen den FC Augsburg durfte er von Beginn an wieder ran. Der erste Saisonsieg war zu Hause gegen den FCA Pflicht, es sollte die Trendwende werden. Doch es kam alles anders. Der FCA gewann durch zwei Treffer von Michael Gregoritsc­h und einen von Alfred Finnbogaso­n mit 3:0. Danach wurde Nouri entlassen und durch den 35-jährigen Florian Kohlfeldt ersetzt. Das Unternehme­n Klassenerh­alt lief an und nahm mit dem 4:0-Erfolg gegen Eintracht Frankfurt, dem ersten Saisonsieg zwei Wochen später, Fahrt auf. Dreifacher Torschütze damals: Max Kruse.

Mit dem gebürtigen Reinbeker (bei Hamburg) steht und fällt das Werder-spiel seit seiner Rückkehr 2016. Etwas pointiert gesagt: Spielt Kruse gut, hat Bremen Erfolg. Hat Kruse eine leichte Erkältung, liegt das Werder-spiel mit Grippe flach. Er ist der Bremer Spieler, der den Unterschie­d ausmacht. Das zeigt auch die Statistik: Fünf Tore und sieben Vorlagen hat der extroverti­erte Ausnahmefu­ßballer auf seinem Konto. Kruse nimmt kein Blatt vor den Mund und hat auch außerhalb des Platzes schon für genügend Schlagzeil­en gesorgt. Seine Passion, das Pokerspiel, lebt er freimütig aus. Auf dem Platz lässt ihm Trainer Kohlfeldt die Freiheit zum Zocken.

Baum will Kruse im Kollektiv stoppen: „Es wird jetzt keiner hinter ihm herrennen, egal wo er auf dem Platz ist. Wir werden aggressiv gegen ihn verteidige­n. Je nachdem, wo er auftaucht, wird von uns jemand dort sein und versuchen, ihn nicht ins Spiel kommen lassen.“

Was bei Bremen Kruse, ist derzeit beim FCA Michael Gregoritsc­h. Seit dem Ausfall von Alfred Finnbogaso­n ist der 23-Jährige für die wichtigen Tore zuständig. Wenn der Österreich­er trifft, gewinnt der FCA. Wie beim 3:0 gegen Eintracht Frankfurt und zuletzt beim 3:1-Auswärtser­folg in Hannover. Da steuerte er gleich zwei Treffer bei. „Er hat sich am Wochenende endlich mal selbst belohnt, weil er die letzten Wochen richtig gute Arbeit geleistet hat, auch gegen den Ball. Nur sind keine Tore für ihn rausgespru­ngen“, sagt Baum.

Wie Kruse erhält Gregoritsc­h auf dem Platz auch viele Freiheiten. Wie Kruse hat auch Gregoritsc­h eine klare Meinung und tut die auch kund. Wie Kruse in Bremen, hat Gregoritsc­h beim FCA den Spaß am Fußball wieder gefunden. Und wie Kruse ist Gregoritsc­h Linksfuß.

Nominell läuft er derzeit als Finnbogaso­n-ersatz als Stoßstürme­r auf. Doch Baum will das nicht so starr verstanden wissen: „Wenn man es auf die Tore reduzieren würde, ja. Aber man darf es nicht so pragmatisc­h sehen. Man hat es beim dritten Treffer gesehen, als er aus der Tiefe gekommen ist.“So können auch Caiuby und auch Marco Richter mal höher stehen und Gregoritsc­h sich zurückfall­en lassen.

Als den Max Kruse des FCA will Baum Gregoritsc­h aber nicht durchgehen lassen: „Ich finde, wir sollten uns nicht über einen einzelnen Spieler definieren. Was uns heraushebt und für uns wichtig ist, ist das Team.“Sicher ist der FCA nicht nur Gregoritsc­h. Da gibt es Spieler wie Caiuby, Baier, Max Khedira. Aber auch in Bremen könnte Kruse ohne Mitspieler wie Kainz, Gebre Selassie oder den in der Winterpaus­e verpflicht­eten Rashica nicht glänzen.

Dennoch wird wohl das Duell der Torjäger entscheide­n. Und da hat Gregoritsc­h einen Vorteil. In fünf Spielen gegen Bremen erzielte er sechs Treffer, Kruse traf in zwölf Spielen gegen den FCA nur dreimal.

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Foto: Witters Michael Gregoritsc­h erzielte zuletzt in Hannover zwei Tore. Mit elf Treffern hat er nun zu Alfred Finnbogaso­n aufgeschlo­ssen.
 ?? Foto: nordphoto ?? Max Kruse ist Bremens effiziente­ster Stürmer. Er erzielte bisher fünf Tore und gab sieben Vorlagen.
Foto: nordphoto Max Kruse ist Bremens effiziente­ster Stürmer. Er erzielte bisher fünf Tore und gab sieben Vorlagen.

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