Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
„Sport ist eben nicht eine Nebensache“
Verband In Augsburg tagen am Montag die deutschen Sportjournalisten. Dabei wird nicht nur der Preis für das „Sportfoto des Jahres“vergeben. Es geht auch um Sportpolitik. Und um die Frage, was einen guten Sportjournalisten ausmacht. Wie sich der Beruf gewa
Herr Laaser, Sie sind Präsident des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (VDS). Was bewegt die deutschen Sportjournalisten, was wird am Montag bei der Hauptversammlung in der Augsburger Wwk-arena besprochen? Erich Laaser: Ganz aktuell zeigt der VDS Haltung in einer sportpolitischen Frage. Der internationale Sportjournalisten-verband AIPS hatte die unsinnige Idee, in der Türkei seinen jährlichen Kongress zu veranstalten. Also in einem Land, in dem im Moment Pressefreiheit und Menschenrechte so gut wie nicht vorhanden sind. Der VDS ist der Meinung, das kann man nicht machen. Dieser Meinung haben sich zwölf weitere europäische Sportjournalisten-verbände angeschlossen. Der Kongress wurde abgesagt. Wir verbuchen das als Erfolg. Ansonsten: Viele Kolleginnen und Kollegen wollen zu Großveranstaltungen wie demnächst die Fußballwm. Damit die Akkreditierung
gerecht erfolgt, unterstützt der VDS den Deutschen Fußball-bund.
Viele Menschen glauben, ein Presseausweis öffne dem Journalisten jede Tür und jedes Tor … Laaser: Da sind wir beim dritten großen Thema. Der VDS ist in Deutschland einer von nur sechs Verbänden, die berechtigt sind, den bundeseinheitlichen Presseausweis auszugeben (die anderen: Freelens, die Verlegerverbände BDZV und VDZ, der Deutsche Journalisten-verband, die Deutsche Journalistinnenund Journalisten-union in Ver.di). Dieser offizielle Presseausweis wird von allen Institutionen in Deutschland anerkannt. Für das Recht auf die Ausgabe haben wir lange gekämpft. Ein Merkmal des Ausweises ist, dass er nur an hauptberufliche Sportjournalisten ausgegeben werden darf. Das muss von den Verantwortlichen im VDS immer wieder geprüft werden. Zu ihrer Bemerkung: Bei Veranstaltungen wie Olympischen Spielen und WM, aber auch in der Fußball-bundesliga bildet dieser Ausweis die Grundlage für die Zulassung. Aber: Er garantiert nicht automatisch den Zugang. Den regeln bei diesen Großveranstaltungen Ausrichter, Sportverbände und eine Interessenvertretung wie der VDS im Zusammenspiel.
Sie sind nun seit fast zwei Jahrzehnten Präsident des VDS. Was hat sich für Sportjournalisten in der Zeit geändert? Laaser: Der technische Fortschritt hat vor den Medien nicht Halt gemacht. Im Gegenteil. Heute werden wohl mehr Nachrichten im Internet gelesen als in der gedruckten Zeitung. Das Fernsehen in Deutschland hat Konkurrenz bekommen durch weltweit tätige Anbieter. Und diese Entwicklung ist längst nicht abgeschlossen. Das Berufsbild der Journalisten ist diffuser geworden, aber auch vielfältiger. Das bedeutet mehr Möglichkeiten für Einsteiger, aber auch noch mehr Konkurrenzdruck.
Welche Fähigkeiten muss einer, der im Sportjournalismus einsteigen will, denn mitbringen? Laaser: Sie oder er benötigt als
Erich Laaser und der Verband Deutscher Sportjournalisten
Der Verband Deutscher Sport journalisten (VDS) zählt rund 3700 Mitglieder und erfasst damit die über wiegende Zahl der hauptberuflich tätigen Sportjournalisten.
Präsident des VDS ist seit dem Jahr 1999 Erich Laaser. Der 66 Jährige schloss ein Politologie Studium mit Di plom ab und begann seine journalis tische Laufbahn beim Hörfunk des Hes sischen Rundfunks. Laaser wechsel Grundlage eine sehr gute Allgemeinbildung. Dazu Fachkenntnisse in verschiedenen Sportarten. Und vor allem: Man sollte die deutsche Sprache beherrschen. Beherrschen im wahrsten Sinne des Wortes.
Der VDS vergibt in Augsburg seine jährlichen Preise. Die besten Sportfotos werden ausgezeichnet, aber auch die besten Artikel, TV-, Hörfunk- und Online-beiträge. Was kennzeichnet guten Sportjournalismus? Laaser: Nehmen wir den Fernsehbereich, bei dem ich der Jury angehöre. Auffällig ist, dass in erster Linie Features, also Filme und Dokumentationen, und weniger Live-berichte te später zum Fernsehen und war vor allem als Fuß ball Reporter in der Bundesliga so wie international für Sat.1 und Kabel eins aktiv.
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(fhn) eingereicht werden. Bei dieser Art von Beiträgen ist vor allem Kreativität gefordert. Dass jemand sein Handwerk beherrscht – noch mal der Hinweis auf die Sprache – ist selbstverständlich. Aber ein Thema zu finden, das nicht auf der Straße liegt, dieses kreativ umzusetzen und so dem Zuschauer nahezubringen, dass dieser informiert, aber auch unterhalten wird, das ist die Kunst. Das lässt sich auch auf die anderen medialen Bereiche übertragen.
Wie steht der Sportjournalist heute im Gesamtbild des Journalismus da? Laaser: Als ich vor fast vierzig Jahren in den Beruf eintrat, galt der Sportjournalist in vielen Redaktionen als Außenseiter. In der Hierarchie standen Politik und Kultur weit oben. Das hat sich sehr verändert. Kolleginnen und Kollegen, die kompetent berichten, haben einen hohen Stellenwert erreicht. Namen wie Jauch, Beckmann, Kerner, die ihre Wurzeln im Sport haben, kennt inzwischen fast jeder Tv-zuschauer.
Es fällt auf, dass der Sportjournalismus oft das Sprungbrett ist, um in andere Bereiche des Journalismus vorzudringen. Umgekehrt herum aber … Laaser: Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich den Eindruck, dass viele, nennen wir sie Allgemein-journalisten, mit einer kompetenten Sportberichterstattung überfordert sind.
Laaser: Sport ist eben nicht eine Nebensache, wie es früher gerne behauptet wurde. Um sich im Sport auszukennen, benötigt man genauso Kenntnisse, Insiderkenntnisse, wie in der Politik. Und dazu kommt speziell im Fernsehen der Live-charakter. Wenn man sich Wahlsendungen ansieht, in denen politische Journalisten, die ansonsten sehr kompetent sind, die tolle Kommentare verfassen können, wenn die plötzlich in einer Live-situation sind, die ihnen, im Gegensatz zum Sportjournalisten nicht so bekannt ist, dann merkt man oft die Unterschiede.
Laaser: ... geht es für den VDS am 22. März weiter mit der Verleihung des „Fair Play Preises“, die wir mit dem Deutschen Olympischen Sportbund organisieren. Ausgezeichnet wird die österreichische Biathletin Lisa Hauser, die ihren Skistock an die Deutsche Vanessa Hinz abgegeben hat und so selber nicht ins Ziel kam.