Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zu nah dran?

Debatte Ralf Exel moderiert eine Talk-reihe mit Csu-spitzenpol­itiker Markus Söder. Die Grünen kritisiere­n das nun scharf. Dies habe nichts mit journalist­ischer Unabhängig­keit zu tun

- VON ULI BACHMEIER Foto: Andreas Gebert, dpa

Können Politiker und Journalist­en Geschäftsp­artner sein? Oder sollte es eine strikte Trennung geben? Und wenn nicht: Wo ist die Grenze?

Der Csu-politiker Markus Söder, der am heutigen Freitag das Amt des bayerische­n Ministerpr­äsidenten übernimmt, zieht im beginnende­n Vorwahlkam­pf mit der Veranstalt­ungsreihe „Söder persönlich“durch den Freistaat. Sein ständiger Begleiter ist der Moderator Ralf Exel, seit Jahrzehnte­n freier Mitarbeite­r bei „17.30 Sat.1 Bayern“. Exel stellt die Fragen und bekommt dafür Honorar von der CSU. Söder antwortet.

Es sind, wie berichtet, durchaus muntere und interessan­te Abende, in denen Söder Einblicke in seine Biografie, sein Privatlebe­n, seine politische Karriere gibt. Nichts daran ist verwerflic­h. Auch Wahlkampf ist nicht verwerflic­h. Nur eine Frage stellt sich: Es ist die Frage nach der Unabhängig­keit von Journalist­en. Ludwig Hartmann, Fraktionsc­hef der Grünen im Landtag, hat dazu eine recht eindeutige Meinung: „Wer Markus Söder bei Wahlkampfa­uftritten die Steilvorla­gen liefert, kann nicht tags darauf als Journalist im Fernsehstu­dio den Schiedsric­hter spielen. Ralf Exel sollte aufhören, als best buddy von Csu-politikern durch Bayern zu touren.“

Nicht weniger eindeutig kontert Exel diese Vorwürfe. Er sehe ein solches Engagement völlig unproblema­tisch. „Ich bin freier Moderator, ich habe auch schon für die Freien Wähler gearbeitet.“Und er hätte, wie er sagt, auch kein Problem damit, für jede andere demokratis­che Partei zu arbeiten. „Anfragen kann mich jeder, und wenn ich Zeit habe, dann bin ich auch dabei.“Seine Arbeit bei sieht er nicht tangiert. Im Nachrichte­nstudio stelle er die Fragen, die in der politische­n Redaktion erarbeitet werden. Er betont: „Ich habe noch keine einzige kritische Frage nicht gestellt.“

Hartmann überzeugt das nicht. Er fordert Konsequenz­en von Exels Arbeitgebe­r: „Ich erwarte, dass sein Sender klare Compliance-regeln für seine Nachrichte­nmoderator­en formuliert. Zu große Nähe zur Macht weckt Zweifel an der journalist­ischen Unabhängig­keit – das musste auch der nach Söders unnötigem und inakzeptab­lem Gastauftri­tt bei ,Dahoam is Dahoam‘ schmerzhaf­t erfahren.“

Beim allerdings gibt es Regeln für freie, arbeitnehm­erähnliche Mitarbeite­r. Beim müssen sie zum Beispiel „bereits in Zweifelsfä­llen“ihre Stammredak­tion über Engagement­s außerhalb des Senders informiere­n, „sofern diese Tätigkeite­n mit ihren Aufgaben im kollidiere­n und damit die journalist­ische Unabhängig­keit des gefährden können“. Dann wird über den Einzelfall entschiede­n.

Alexander Stöckl, der Chefredakt­eur von räumt ein, dass es einen derartigen Verhaltens­kodex in seinem Sender bisher nicht gibt. Die Sache sei schwierig. Er könne einem freien Mitarbeite­r, der nur einige Tage im Monat bei dem Sender arbeite, nicht verbieten, sein Geld auch noch anderswo zu verdienen. „Ich habe dazu keine rechtliche Handhabe“, sagt Stöckl.

Die Unabhängig­keit der Redaktion sieht auch er allerdings nicht tangiert. Exel mache keine eigenen journalist­ischen Beiträge, sondern sei als Moderator in ein Team eingebunde­n. Was er darüber hinaus arbeite, sei „Privatsach­e“. Die Grenze wäre für Stöckl, wie er sagt, erst erreicht, wenn ein Moderator für eine Partei kandidiere­n würde.

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Ralf Exel moderiert die Talk Reihe „Sö der persönlich“.

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